Freitags 5nach6 - Für Konfis - Was ist 5nach6?

20. Oktober 2023

360 5nach6 20.10.2023 Für Konfis: Was ist 5nach6                                         Ps 23

Das Telefon klingelt. Ein Freund ist dran und lädt mich ein, zu ihm zu kommen.

Wenig später bin ich dort, die Tür steht einladend offen.

„Hallo!“, rufe ich. „Guten Tag!“, begrüßt mich mein Freund.

„Na, was geht ab bei dir?“, frage ich. Er erzählt von einem Kinobesuch, den er plant.

„Und wie geht’s dir?“, will er von mir wissen. Ich erzähle ihm etwas von mir.

„Was sagst du zum Krieg in Israel und Palästina?“ Lange reden wir darüber und denken nach. Wir sind bestürzt und verwirrt. Und zeitweise fehlen uns die Worte.

Was ist bloß los? Was soll werden? Wie das enden soll, wissen wir auch nicht.

Die Zeit vergeht und ich muss nach Hause.

„Tschüss!“, sage ich. „“Mach’s gut“; ruft mein Freund mir hinterher.

5nach6 verläuft eigentlich ähnlich wie dieser Besuch.

Aus der kleinen Anfangsszene greife ich heraus: Das Telefon klingelt.

Um 6 Uhr abends läuten die Glocken von St.Johannis. Das ist jeden Abend so. Freitags läuten sie etwas länger. Das Läuten will an die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten erinnern und zum Frieden mahnen.

Das Läuten am Freitag ist auch eine Einladung, in die Kirche zu kommen. Die Kirchengemeinde lädt mich ein – und Gott lädt auch ein. Wenn ich um 6 Uhr losgehe, bin ich wenig später an der Kirche. Deshalb heißt die Andacht “5nach6“.

Aus der kleinen Anfangsszene greife ich heraus: Guten Tag!

Ich sage etwas genauer, was ich mit „gutem Tag“ meine, wenn wir uns bei 5nach6 so begrüßen:

Wir sind nicht allein. Wir sind verbunden mit Gott, in dem alles Leben und Sterben gut aufgehoben ist – egal wie schön oder wie schlimm es ist.

Wir sind nicht allein. Wir sind verbunden mit Jesus Christus, der Leben und Liebe zusammengebracht hat. Er hat mit Worten und Taten klar gemacht, dass Leben ohne Liebe zum Mitmenschen nicht funktioniert.

 

Wir sind nicht allein. Wir sind verbunden mit dem Heiligen Geist, in dem Gott uns nahe bleibt.  

 

Aus der kleinen Anfangsszene greife ich heraus: Was geht ab?

Was gibt es Neues in der Gemeinde? Warum fehlt Frau X oder Herr Y? Welche Veranstaltungen gibt es in der nächsten Zeit? Was soll der Kirchenvorstand einmal bedenken und was gibt es aus dem Kirchenvorstand weiterzusagen?

Aus der kleinen Anfangsszene greife ich heraus: Wie geht’s dir?

Psalmen sind eigentlich Lieder, die die Juden seit rund 3000 Jahren vor allem in ihren Gottesdiensten singen. Sie stehen in der Bibel im AT, das wir mit den Juden gemeinsam haben. Wir sprechen sie im Wechsel statt sie zu singen. Sie stammen aus einer anderen Zeit, einer ganz anderen Welt. Auch ihre Sprache kommt uns manchmal merkwürdig vor. Warum sprechen wir sie trotzdem?

Nehmen wir den Ps 23, den wir vorhin gesprochen haben. Er erzählt von Erfahrungen, die Menschen zu allen Zeiten und überall machen. Und von Hoffnungen, die sie haben.

Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. 2 Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser. 3 Er erquicket meine Seele.

Da geht es jemandem richtig gut – und er ist Gott dankbar dafür.

Und ob ich schon wanderte im finstern Tal.

Hier hat jemand Angst, er macht Schlimmes durch.

Du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.

Aber er weiß, dass Gott ihn nicht allein lässt. Das tröstet ihn.

Ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar.

Er weiß – Gott und ich, das ist eine unzerstörbare Verbindung. Das gibt Hoffnung.

Bei 5nach6 sprechen wir Psalmen und ich überlege dabei, welche Zeilen gerade zu mir und meinem Leben passen.

Aus der kleinen Anfangsszene greife ich heraus: Reden und Nachdenken – und manchmal auch schweigen.

Gottesdienste haben ein vorgeschriebenes Thema. Für 5nach6 kann ich frei überlegen: „Was könnte für die Besucher/innen, für die Gemeinde interessant sein?“ Für heute habe ich mir gedacht: „Wenn die Konfirmanden/innen zu 5nach6 kommen, dann muss ich auch mal erklären, was das ist, was hier abläuft.“

Aber auch die Feste im Kirchenjahr sind Themen. Manchmal bedenken wir Schönes, was wir in unserem Alltag erleben, manchmal aber auch Themen, die uns Sorgen bereiten. Und manchmal denken wir über Dinge nach, über die wir im Alltag sonst gar nicht nachdenken, die aber trotzdem wichtig sind. Bei diesem Nachdenken helfen uns oft Texte aus der Bibel oder andere Texte von Christen/innen.

Aus der kleinen Anfangsszene greife ich heraus: Was ist bloß los? Was soll werden? Wie das enden soll, wissen wir auch nicht.

Weil wir oft mit unserem Nachdenken, mit unserem Reden und mit unserem Tun an Grenzen stoßen, tragen wir all das Gott vor. Wir teilen es mit ihm, teilen es ihm mit. Dabei haben wir die Hoffnung, dass er Menschen Ideen und Kraft gibt, das Richtige, das Not-Wendige zu tun, dass sein Trost die Menschen erreicht – auf welchen Wegen auch immer. Dies und noch mehr leistet das Gebet.

Nach einem Gebet für den Tag sprechen wir das Gebet aller Christen für alle Tage zu allen Zeiten an allen Orten, das Vaterunser.

Aus der kleinen Anfangsszene greife ich heraus: Tschüss!

Tschüs ist als Lehnwort aus dem romanischen Sprachraum übernommen worden (vgl. adieu, adiós, adeus, ade) und bedeutet eigentlich „Gott befohlen, geh mit Gott oder besser: Gott möge mit dir gehen“.

In der Kirchensprache heißt das „Segen“. Unser Segen an jedem Freitag lautet: 

Und nun segne uns
der barmherzige Gott.
Er bewahre uns
und die, die uns nahe sind,
in seiner Liebe. Amen.

 

Das – und noch mehr - ist 5nach6. Manchmal singen wir auch oder ich bringe etwas mit. Manchmal machen wir etwas zusammen, auch mal etwas Ungewöhnliches.

Angefangen hat es damit, dass wir im Kirchenvorstand gesagt haben: „Eigentlich ist es blöd, dass wir nur einmal im Monat richtigen Gottesdienst haben und in der Kirche sonst nichts los ist.“ Dann haben wir beschlossen, einmal in der Woche etwas zu machen, am besten zum Wochenende, wenn die Menschen mehr Zeit haben. Und um 5nach6 können sie nachmittags im Garten gearbeitet haben und um 8 noch ins Kino oder zu einer Fete gehen. Und wir machen das ohne unseren Pastor, dem wir nicht noch einen Abendtermin zuschieben wollten. Er hat wirklich genug zu tun. Aber findet gut, was wir hier machen, und vertritt mich, wenn ich mal verhindert bin.

Und so gibt es 5nach6 schon seit 2009 – jeden Freitag etwa eine halbe Stunde. Und wenn ihr mögt, dann auch mit euch! In den allermeisten Fällen mit mir.