Die Andacht 5nach6

Wie viel Gottesdienst braucht der Mensch? „Einmal im Monat ist jedenfalls zu wenig“, das war die Meinung zahlreicher Gemeindeglieder unserer eher kleinen Gemeinde. Da kam die Initiative von Landessuperintendent Gorka „Ein wöchentliches spirituelles Angebot in jeder Kirche“ gerade recht.

Der Kirchenvorstand nahm sich vor, 2009 ein Jahr lang jeden Freitag um 18.05 Uhr für etwa dreißig Minuten ein kleines Andachtsangebot in der Kirche vorzuhalten. Um die Hauptamtlichen nicht zusätzlich zu belasten, wird dieses Angebot im Regelfall von Ehrenamtlichen getragen, nur gelegentlich müssen die Hauptamtlichen einspringen. Aus einem Probejahr sind inzwischen 10 Jahre geworden – und 5nach6 ist ein fester Bestandteil des Gemeindelebens.

Und was geschieht nun freitags „5 nach 6“? Zum 6-Uhr-Läuten treffen sich sechs bis fünfzehn Gemeindeglieder – mehrheitlich Frauen verschiedener Altersgruppen -  vor dem Kirchturm und dort werden dann schon rege Gespräche geführt.

Wenn die Glocken verklungen und die Altarkerzen angezündet sind, lesen wir – nach einer freundlichen Begrüßung – einen Psalm „der Saison“ (für etwa acht Wochen) im Wechsel. Das war in der kleinen Gruppe zunächst ungewohnt, aber inzwischen wird gern und kräftig gelesen.

Daran schließt sich an ein Text-Impuls, eine Ansprache – mal eher zum Schmunzeln, mal ernster – oder auch ein Bild-Impuls. Immer geht es darum, „Theologisches“ und das Leben der Menschen „zusammenzubringen“. Eine Anregung zum Nachdenken und drei Schläge gegen eine Klangschale leiten ein etwa dreiminütiges Schweigen ein, das durch drei weitere Schläge beendet wird.

Unsere gemeinsame Zeit geht dem Ende entgegen mit einem Gebet, einem Vaterunser und einem – gleich bleibenden – Segen. Ganz zum Schluss singen wir noch ein Lied.

 „5 nach 6“ hat sich zu einem akzeptierten gottesdienstlichen Angebot und zu einem der wenigen öffentlichen Treffpunkte in unserem kleinen Dorf entwickelt, bei dem informell Abkündigungen, Dorfnachrichten und Persönliches ausgetauscht werden. Es trifft sich ein stabiler, aber für andere offener Kreis, der auch Gestaltungsvorschläge macht. Und für die kalten Winterabende hat man zusammengelegt und einen Satz Decken angeschafft, damit nicht geheizt werden muss.

„Das ist meine Zeit, eine Zeit ganz für mich“, sagte einmal eine der Frauen, die ansonsten den ganzen Tag in vielfältigen Verpflichtungen ihre Frau stehen muss. 

Ansprechpartner: Ulrich Gräbig, Negenbornstr. 33, Königsdahlum, 31167 Bockenem
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