Julian Becker begeistert an der Engelhardt-Orgel in Bockenem

09. Juni 2020

Ausnahme-Talent Julian Becker an der Orgel , assisitiert vom Organisten Peter Götz

Bockenem. „Sie haben hier in Bockenem eine ganz tolle Orgel.“ Damit eröffnet Gastorganist Julian Becker seine kurze Einführung in die Orgelwerke, die er beim Trinitatis-Gottesdienst für die zahlreich erschienenen, gleichwohl mit Abstand platzierten Besucherinnen und Besucher in der großen St. Pankratiuskirche spielen wollte. Obwohl der junge Musiker erst 14 Jahre alt ist, hat sein Urteil Gewicht. Denn er saß bereits an bedeutenden Orgeln in Leipzig, Lübeck, Hannover oder auch in Belfast. Der Hannoversche Schüler der 10. Klasse gehört als musikalisches Ausnahme-Talent zu den Jung-Studenten der Musikhochschule Hannover und errang bereits zahlreiche Preise. Mit seinem Gastspiel sollte ursprünglich die diesjährige Reihe „Musik in Pankratius“ eröffnet werden. Das ging aus aktuellem Anlass nicht. Als kirchlich engagierter Jugendlicher war er aber bereit, mit seiner Kunst den Gottesdienst in Bockenem besonders festlich  zu gestalten. Und das war eine Bereicherung. Schon mit dem ersten Werk, dem lebendigen Präludium in g-moll von D. Buxtehude zeigte er durch farbige Registrierung, abgestufte Artikulation und frischer Spielfreude, dass die Orgel sein Instrument ist. Mit den ruhiger angelegten Variationen über ein Thema des Renaissance-Musiker Clément Jannequin, die J. A. Alain  im Jahr 1937 komponierte, machte er einen wohlklingenden Ausflug in die Klangwelt der französischen Orgelkunst. Das vollkommen transparent gestaltete Allegro aus der Triosonate Nr. 5 in C-Dur von J.S. Bach gestaltete er mit seinem gleichberechtigten Zusammenspiel der drei Flöten- und Prinzipalregister zu einem musikalischen Reflex auf die nachdenkliche Predigt des Pastors Ralph Strack über die Dreieinigkeit. Zum Schluss dann ein fulminantes Finale mit Bachs Fantasie und Fuge in g-moll BWV 542. Kreativ organisierte Becker die unterschiedlichen Klangfarben der Fantasie, um dann mit fast zu viel jugendlich überschäumendem Temperament, gleichwohl wie am Schnürchen laufender Finger- und Fußfertigkeit durch das Wunderwerk der Fuge zu stürmen. Viel Beifall für ein kirchenmusikalisches Ereignis, das sich bestens in den feierlichen Charakter dieses besonderen Sonntags im Kirchenjahr einordnete.
(U. Heinke)