Gefühle haben Konjunktur! Wir Menschen leben vorzugsweise in einem „Haus der Gefühle“, schreibt der Soziologe Harald Welzer. Nüchterne Daten und Fakten, wissenschaftlich belegte Argumente – oft in schwieriger Sprache – sind in diesem Haus häufig nicht gern gesehen und sind vielleicht auch zu sperrig, um Eingang zu finden. Agenten und Treiber des Konsums und des Extremismus hingegen schleichen sich gekonnt in dieses Haus ein, manipulieren und mischen die Bewohner/innen auf mit Hass und Hetze. Umso wichtiger ist es, dass wir an den Türen der Menschen in ihren „Gefühlshäusern“ klingeln, um „das Gute hier und jetzt sichtbar und fühlbar“ (Welzer) zu machen. Und das kann auch das Denken durchaus bereichern. - Oktober und November bieten Orte und Zeiten für große Gefühle: Am Erntedank-Tag mischen sich Freude und Dankbarkeit für geschenkte Lebensmöglichkeiten. Der Reformationstag lädt ein zu streitbarer Hoffnung auf Veränderungen. Aus Scham und Bedauern über unsere Fehlerhaftigkeit können wir am Buß- und Bettag dank Gnade und Vergebung die Kurve in eine Umkehr hinein bekommen. Volkstrauertag und Ewigkeitssonntag geben der Trauer Raum und führen sie weiter in die Hoffnung auf die Liebe Gottes, die sich einmal mehr zum 1. Advent am Horizont abzeichnet. Öffnen Sie Ihr Haus für diese Gefühle, lassen Sie sich auf sie ein – und ziehen Sie daraus Kraft für Ihren Alltag.
Das wünschen Ihnen Ihre Kirchenvorsteher/innen aus Bockenem und Königsdahlum – Ulrich Gräbig