Freitags 5nach6 - Andacht: Zwischen Ewigkeitssonntag und Advent

26. November 2021

288 5nach6_26.11.21_Zwischen Ewigkeitssonntag und Advent                    Ps 36

Das ist ja nun ein merkwürdiger Tag, eine merkwürdige Woche. Der Ewigkeitssonntag, auch Totensonntag genannt, liegt gerade hinter uns – und der erste Advent vor uns. Welch ein Wechselbad der Gefühle!

Da trifft es sich gut, dass wir heute bei der dritten großen Frage des Philosophen Kant angelangt sind. Er hatte ja Grundfragen des Menschen formuliert:

Seine erste Frage lautet: Was kann ich wissen? Das schließt ein die Frage, die wir uns am Anfang dieser Reihe gestellt haben: Woher komme ich? Woher kommt das Leben?

Kant fragt weiter: Was soll ich tun? Zu der Frage „Wie soll ich leben?“ haben wir Antworten bei St. Martin, Martin Luther, beim Volkstrauertag und beim Buß- und Bettag gesucht.

Und heute – zwischen Ewigkeitssonntag und 1. Advent – können wir uns passenderweise mit Kant fragen: Was darf ich hoffen?

Meine Antwort kann ich gut zusammenfassen in – einer Kerze. (Kerze anzünden)

Zunächst macht die Kerze, die ja auch gern als Lebenslicht gesehen wird, eine unausweichliche Wahrheit deutlich: Genauso, wie die Kerze immer weniger wird und schließlich verlischt, sind auch wir sterblich. Der Tod ist – bei Licht betrachtet (!) – wie eine erloschene Kerze: kalt, sie schafft Dunkelheit. Das gilt für die Verstorbenen und für die, die ums sie trauern. Nichts geht mehr, scheinbar.

Der Volksmund hat sich da schon geholfen und sagt: Wenn du meinst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her. Ist das eine naive, eine trügerische Hoffnung, die die Menschen zum Narren hält?

Im Christentum werden wichtige Botschaften gerne mit Kerzen in Verbindung gebracht:

Vor allem ist da die Osterkerze zu nennen: In der Osternacht oder im Gottesdienst am Ostermorgen wird sie entzündet, um die Finsternis der Karfreitags-Trauer zu vertreiben. Sie gilt als Bild für den auferstandenen Christus, der lichtstrahlend in Herrlichkeit das Grab verließ. Von der Osterkerze wird das Licht an die Mitfeiernden weitergegeben, die oft eigene Kerzen, vorzugsweise ihre Taufkerze, mitbringen. Die eigene Kerze erinnert die Gläubigen an ihre Taufe und an den Auftrag, als „Kinder des Lichts“ zu leben und auch auf ihre Auferstehung zu vertrauen.

Die Osterkerze wird in jedem Gottesdienst entzündet, um an die Auferstehung Jesu Christi zu erinnern, den Urgrund des christlichen Glaubens. So ist jeder Sonntag eine „Kopie“ des Ostermorgens.

Vor allem in der kath. Kirche ist üblich das Seelenlicht. Das Grablicht steht – wie das Ewige Licht in der kath Kirche - für Gottes Gegenwart und erinnert gleichzeitig an einen geliebten Menschen. Das Seelenlicht wird meist an Allerheiligen auf den Gräbern entzündet. An Allerheiligen und Allerseelen erleuchten dann unzählige Grablichter die Friedhöfe. Die Grablichter veranschaulichen den Segen für die Verstorbenen:  Herr, gib ihr die ewige Ruhe und das ewige Licht leuchte ihr. Herr, lass sie ruhen in Frieden. Amen!

Einen festen Platz in jeder kath. Kirche hat das Ewige Licht. Es ist eine Leuchte, die immer brennt und den Standort des Tabernakels anzeigt, in dem die geweihten Hostien aufbewahrt werden. Worte des Propheten Jesaja erklären die Bedeutung des Ewigen Lichts sehr schön (Jes 60,19–20 EU) gesehen:

Bei Tag wird nicht mehr die Sonne dein Licht sein, und um die Nacht zu erhellen, scheint dir nicht mehr der Mond, sondern der Herr ist dein ewiges Licht, dein Gott dein strahlender Glanz. Deine Sonne geht nicht mehr unter und dein Mond nimmt nicht mehr ab; denn der Herr ist dein ewiges Licht, zu Ende sind deine Tage der Trauer.“

Und schließlich der Adventskranz! Die Kerze steht für Christus, den wir ja auch als „Licht der Welt“ bezeichnen. Vier Kerzen, vier Adventssonntage. Mit der Zunahme des Lichtes findet die steigende Erwartung der Geburt Jesu Christi ihren Ausdruck. 

Die Kreisform wird als Zeichen für den Erdkreis und die vier Himmelsrichtungen gedeutet. Das Christentum ist global! Der Kreis symbolisiert auch die mit der Auferstehung gegebene Ewigkeit des Lebens – der Kranz hat kein Ende! Und das Tannengrün ist die des Lebens, denn die grünen Nadeln bleiben, wenn alle anderen Bäume ihre Blätter verlieren. Und so ist Grün auch die Farbe der Hoffnung und

Eines der moderneren Adventslieder - Das Licht einer Kerze (Text: Rolf Krenzer, Musik: Peter Janssens) - bringt die Botschaft der Kerze und des Adventskranzes auf den Punkt:


1. Das Licht einer Kerze ist im Advent erwacht.
Eine kleine Kerze leuchtet durch die Nacht.
Alle Menschen warten hier und überall,
warten voller Hoffnung auf das Kind im Stall.

2. Wir zünden zwei Kerzen jetzt am Adventskranz an.
Und die beiden Kerzen sagen´s allen dann:
Lasst uns alle hoffen hier und überall,
hoffen voll Vertrauen auf das Kind im Stall.

3. Es leuchten drei Kerzen so hell mit ihrem Licht.
Gott hält sein Versprechen. Er vergisst uns nicht.
Lasst uns ihm vertrauen hier und überall.
Zeichen seiner Liebe ist das Kind im Stall.


4. Vier Kerzen hell strahlen durch alle Dunkelheit.
Gott schenkt uns den Frieden. Macht euch jetzt bereit:
Gott ist immer bei uns hier und überall.
Darum lasst uns loben unsern Herrn im Stall!
Das ist ja alles richtig und gut und schön. Was ist das mit der Liebe Gottes, mit der Hoffnung auf Auferstehung, die mit Jesus Christus in die Welt gekommen ist? Wie kommt sie denn in die Welt – oder leben wir in einer ewigen Adventszeit, einer ewigen Wartezeit? Geht es nur um schöne Worte und verstaubte Traditionen? Was heißt es konkret, Hoffnung zu haben, Hoffnung zu stiften, Gottes Liebe in Wort und Tat umzusetzen, dass Friede werde, dass Leben möglich werde gegen den Tod – im Großen und im Kleinen?

Ich möchte eine Geschichte vorlesen, die eine beispielhafte Antwort gibt. Und weil wir heute die erste Kerze angezündet haben, heißt sie auch „Die erste Kerze“ (aus: Marieluise Bernhard-von Luttitz, Die erste Kerze, in: D.Steinwede u.a. (Hg.); Vorlesebuch Religion 3, Lahr, 1976, S.231ff): …

Jesus Christus ist das Licht der Welt – und von jener ersten Kerze aus umfängt es vorrangig Menschen wie Gerhard. Und damit das deutlich wird, braucht es Menschen, z.B. Menschen wie den tollen Schöllkopf.