Freitags 5nach6 - Jahreslosung 4

10. Februar 2023

332 5nach6 10.02.2023_Jahreslosung 4                                                   Ps 139

Quellen:

  1. Gottesdienstinstitut EKiB, Dr. Thomas Melzl - Gottesdienst zur Jahreslosung (2023),   Downloadversion zur Handreichung (Art.-Nr.2302), Nürnberg, 2022 (Zitate kursiv)
  2. Armin Falk, Hauptsache, es guckt einer, in: chrismon plus Januar 2023 - Warum ist es so schwer, ein guter Menschen zu sein? | chrismon (evangelisch.de)

 

„Du bist ein Gott, der mich sieht!“ Das ist eine gute Nachricht – für Hagar und für uns.

Dabei … Gesehen werden, das kann ganz schön unangenehm sein. Wenn ich etwas tue und mich dabei unbeobachtet wähne und dann doch gesehen werde. Dann fühle ich mich ertappt und schäme mich vielleicht dafür, weil es etwas Verbotenes war. …

Gesehen werden, das kann aber auch bedeuten, als Mensch in einer digitalen Welt völlig durchsichtig zu werden. Es ist nicht allein ein Albtraum aller Datenschützer …, wenn persönliche Daten völlig ungeschützt im Netz kursieren können. Viele geben ihre Daten aber auch freiwillig selbst preis und ahnen nicht, was das für ihre Privatsphäre bedeutet. …

Solche Systeme und solche Mechanismen gibt es bis heute immer wieder, und auch der Glaube ist davon nicht gänzlich frei. … „Gott sieht alles!“ Leider ist diese Aussage schlimm missbraucht worden. Generationen von jungen Menschen sind mit diesem Satz erzogen worden. Vielleicht aus pädagogischer Hilflosigkeit, vielleicht aus Berechnung. „Es muss ja doch wenigstens einen … geben vor dem sich der Bengel fürchtet!“ Viele von ihnen, die heute längst erwachsen sind, haben dadurch ein zwiespältiges Verhältnis zum Glauben vermittelt bekommen.

Anderen wiederum macht es gar nichts aus, gesehen zu werden. Sie lieben die Öffentlichkeit. Sie tragen sich selbst zur Schau und suhlen sich geradezu im Rampenlicht. …

Dann gibt es noch diejenigen, die ihr Leben lang nicht gesehen werden. Diejenigen, die sich immer höflich im Hintergrund halten. Diejenigen auch, die man leicht übersieht, und die unter ihrer Unsichtbarkeit leiden.

Das könnte auch die Geschichte von Hagar sein. Als Magd war sie immer da, hat immer alles gemacht, still und brav ihren Dienst erfüllt, … So weiß auch niemand, wer Hagar eigentlich wirklich ist. Wenn das Gespräch auf Hagar kommt, dann weiß keiner so recht, was über sie zu sagen. Keiner kennt ihre Vorlieben oder Hobbys. …

Und schließlich gibt es noch diejenigen, über die man ganz bewusst hinwegschaut, die man einfach nicht sehen will. Der dicke Junge, der beim Sportunterricht immer als Letzter in eine Mannschaft gewählt wird. Die alte Frau, die Mülltonnen nach Pfandflaschen durchsucht .... Der Mensch, der auf halbem Weg nach Jerusalem unter die Räuber gekommen ist und jetzt blutend am Boden liegt. Auch Sara will ihre Magd am liebsten nicht mehr sehen. Sie will vor allem nicht wahrhaben, dass die Flucht Hagars in die Wüste ihren sicheren Tod bedeutet. Sie nimmt den Tod ihrer Magd leichtfertig in Kauf.

Der Grund dafür ist eine verzweifelte Geschichte. Da gab es nämlich diese wichtige Verheißung eines eigenen Kindes an Abraham und Sara, die in Erfüllung gehen sollte, trotz des hohen Alters der beiden. Und in einer ebenso Mischung aus Unglauben, Ungeduld und Verzweiflung hatte Sara beschlossen, der Verheißung Gottes nachzuhelfen.

… Dabei war es sicher nicht nur ein biologisches Problem, sondern auch eine Anfechtung ihres Glaubens. So beschloss Sara auf einen alten Brauch zurückgreifen, der aber in der damaligen Zeit durch-aus legitim war: Das Kind einer Magd als das eigene Kind adoptieren. Also drängt Sara ihren Mann und ihre ägyptische Magd Hagar in eine unglückselige Dreiecksbeziehung hinein, um endlich doch das ersehnte Kind in Händen halten zu können.

… Ihr Plan will nicht aufgehen. Das Kind, das sie als ihr eigenes anerkennen wollte, ist ihr doch fremd. Die Trauer über ihre Unfruchtbarkeit, die sie lösen wollte, bleibt nicht nur. Jetzt, wo sie das Kind im Leib ihrer Magd erkennen kann, wird sie unerträglich.

… Aus Angst vor dem Zorn ihrer Herrin flieht die schwangere Hagar mehr oder weniger unvorbereitet in die Wüste. Jedenfalls hat sie keine Zeit, ihre Flucht vorzubereiten, sie hat kein Ziel, sie kennt niemanden und schon bald gehen ihr die Vorräte aus. Sie droht zu verdursten und mit ihr das noch ungeborene Kind.

… Die einzige Möglichkeit, aus dieser giftigen und womöglich auch gewalttätigen Beziehung auszubrechen, war die Flucht. Hätte es damals schon Beratungsstellen oder Frauenhäuser gegeben, hätte sie dorthin gehen können, aber Hagar blieb nur die Wüste …

In dieser Situation, orientierungslos, schutzlos, … am Ende aller Hoffnungen, am Ende aber auch aller Illusionen, da wird unsere Welt durchsichtig zur Welt Gottes hin. Und ein Engel ist da. Am Ende steht die Erfahrung, dass Hagar doch nicht allein ist …, sie ist nicht allein gelassen, da gibt es jemanden, der an ihrem Schicksal anteilnimmt. Da erkennt Hagar: „Du bist ein Gott, der mich sieht.“ …

Gott sieht Hagar und Hagar weiß sich von Gott gesehen. „Du siehst mich!“ Was muss das für eine befreiende und innerlich aufrichtende Erkenntnis für Hagar gewesen sein: Sie wird von Gott an-gesehen. … Gott sieht dich. Das heißt: Du bist in Gottes Augen unendlich wertvoll.

Gott sieht dich. Das heißt aber nicht: ich muss so lange warten, bis Gott mich endlich sieht. ... Gott sieht dich. Das heißt auch: mache dich sichtbar, öffne dich.

Mach es nicht wie Adam in der Paradieserzählung (1Mose 3, 8f): 8Als am Abend ein kühler Wind blies, ging Gott im Garten umher. Der Mann und seine Frau hörten ihn kommen. Da versteckten sie sich vor Gott dem Herrnzwischen den Bäumen im Garten.9Gott der Herr rief den Menschen und fragte: »Wo bist du?«10Der Mensch antwortete:» Ich habe dich im Garten gehört und Angst bekommen. Ich habe mich versteckt, … 

So, wie Gott Hagar ansieht, so, wie er uns ansieht, gibt es keinen Grund, sich vor ihm zu verstecken!

Gott sieht dich. Das heißt schließlich auch: Wen Gott so angesehen hat, der kann, der darf nicht länger unsichtbar bleiben. Denn in demjenigen… den … Gott so gesehen hat, in dem … spiegelt sich von nun an das Angesehen-werden durch Gott, in dem … spiegelt sich das Angesicht Gottes.

Nicht länger unsichtbar bleiben …: D.h. nicht „spiel dich auf“, d.h. nicht „drängele dich vor in die erste Reihe“. Das brauchst du nicht, denn du weißt ja: „Gott sieht mich.“ Mach dein Ding – vielleicht orientierst du dich dabei an dem weisen Ausspruch des ehem. US-Präsidenten Roosevelt: Tu was du kannst, mit dem, was du hast, und dort wo du bist.

 Und das heißt zunächst: Mach dich ehrlich.

Wenn wir uns ehrlich machen, erkundigen wir uns über die Folgen unseres Tuns, wir sammeln Informationen und ­denken über Handlungsmöglichkeiten … nach. Sich ehrlich machen heißt, Entscheidungen nicht auszuweichen. … den Problemen ins Auge zu sehen und Konflikten nicht aus dem Weg zu gehen. Vielleicht scheitert man dann in der jeweiligen Situation .... Aber scheitern ist ehrlich. (B) …

Schön daherreden ist leichter als wirklich Gutes tun. So tun "als ob" ist ein mächtiger Feind der guten Tat. Sich gefallen in schönen Reden, symbolischen Handlungen oder mit gut in Szene gesetzten Miniwohltaten hat eben so gar nichts mit gutem Verhalten zu tun. Gutes tun ist eine Handlung, eine Entscheidung, und jede Entscheidung zählt. (B)

Und wenn es dann Situationen gibt, in denen wir – wenn auch nur für einen kurzen Augenblick – eine fatale Ausweglosigkeit spüren, oder in denen wir einfach am Ende unserer körperlichen und vielleicht auch geistigen Kräfte sind und nichts mehr geht und wir uns nur hinlegen und liegenbleiben möchten. Dann soll uns die Hand des Engels erinnern: Du bist nicht allein. Dein Schicksal ist noch nicht besiegelt. Dein Weg ist noch nicht zu Ende. Es soll weitergehen – und ich werde bei dir sein, dein Gott, … der dich sieht.

Gebet:

Gott, ich bitte dich darum, dass du mich siehst und erkennst.

Lass mich spüren, dass du bei mir bist und mich führst.

Hilf mir, deine Gegenwart in meinem Leben zu erkennen und zu erfahren.

Gib mir Kraft, Verantwortung zu übernehmen in Worten und Taten.

Ich vertraue darauf,  dass du mich niemals verlässt und immer bei mir bist. Amen.

Dieses ist kein richtiges Gebet, … Es stammt von der Künstlichen Intelligenz (KI) ChatGPT, … Ich habe ChatGPT aufgefordert, ein Gebet zu schreiben, dass das »Gesehenwerden« thematisiert. A.Reiman, Redakteur, Andere Zeiten e.V Newsletter