Freitags 5nach6 - Spielräume gewinnen 3 begeistert

28. Januar 2022

296 5nach6_28.01.22 Spielräume gewinnen 3 begeistert                                      Ps 57

Quelle: Gottesdienst-Institut der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, A.Felsenstein-Roßberg, Spielräume gewinnen - begeistert – Andacht zum Advent (Art.-Nr.2177), Nürnberg, 2021 – Zitate kursiv

Bildquelle: A.Zappe, Tänzerin Art.-Nr. 2172 © Annette Zappe www.annettezappe.de Veröffentlicht bei Gottesdienst-Institut der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern,

Fundort im Shop des Gottesdienstinstituts: https://shop.gottesdienstinstitut.org/adventskarte-3-begeistert.html

Im Fußballstadion: Die eigene Mannschaft spielt einen Traumfußball und führt 3:0. Die Menschen sind begeistert! La ola – die Welle schwappt über die Zuschauerränge. Die Menschen stehen nacheinander auf und setzen sich wieder. Auf dem Fernsehschirm sieht es aus wie eine Welle.

Auf dem Rheindampfer: Wir hatten kaum Platz genommen auf der Fahrt zum Feuerwerk „Kölner Lichter“, da erklangen Lieder der Bläck Fööss, der Kölner Kultband. Sekunden später wurden wir von unseren „eingeborenen“ Banknachbarn untergehakt und gerieten ins Schunkeln.

Konzert in Hannover: Lange vor dem Ende der Show stehen die Menschen auf, Feuerzeuge oder Handys werden angemacht und im Takt der Songs auf der Bühne werden sie geschwenkt und die Songs mitgesungen.

Begeisterung sucht einen Ausdruck – und gerne in Bewegungen, denn oft reichen Worte gar nicht aus. Das ist ein Grund dafür, dass es das Tanzen gibt! 

Ich möchte mit Ihnen mit Hilfe von vier Bildkarten des Nürnberger Gottesdienstinstituts in die ersten Wochen des Jahres einsteigen. Sie zeigen vier Bronzefiguren der Kemptener Kirchenmalermeisterin Annette Zappe. Mit ihren Figuren – so schreibt sie selbst – spürt sie im Wechselspiel von Figur und Raum den existenziellen, grundlegenden Fragen des Lebens nach (S.4).

Die heutige Figur trägt den Titel „Tänzerin“. Die Andacht selbst trägt – wie die Postkarte, die Sie in Händen haben - die Überschrift „begeistert“.

Begeisterung sucht einen Ausdruck … Eine besonders schöne Szene ist im 2Mose (19-21) beschrieben:

19Damals waren die Rosse, Wagen und Reiter des Pharao durch das Meer gezogen. Der Herr hatte das Wasser des Meeresüber sie hereinbrechen lassen. Die Israeliten aber waren auf dem Trockenen mitten durch das Meer gezogen. 20Die Prophetin Mirjam, die Schwester Aarons, nahm ihre Pauke in die Hand. Auch alle anderen Frauen griffen zu ihren Pauken und zogen tanzend hinter ihr her.21Mirjam sang ihnen vor: Singt für den Herrn: Hoch und erhaben ist er. Rosse und Wagen warf er ins Meer.

 

Es gehört nicht viel Phantasie dazu, in der Tänzerin auf unserer Karte jene Miriam zu sehen - vielleicht noch mit einer kleinen Handpauke in einer Hand, auf die sie im Rhythmus ihres Tanzes mit der anderen Hand schlägt. Sie ist so erleichtert, so befreit, erlöst von der Angst, dass die ägyptischen Soldaten sie umbringen, sie ist so dankbar – sie ist begeistert!

Eine moderne Übertragung lautet so:

Die Bande der Knechtschaft,
die fall‘n langsam ab,
die Schritte verlernen den Trott.
Entwachsen den Ketten, entstiegen dem Grab:
das Leben besiegte den Tod.
Ihr Weg ist noch weit,
doch sie haben die Kraft,
denn in ihren Herzen ist Gott. Denn:

Mirjam, Mirjam schlug auf die Pauke
und Mirjam tanzte vor ihnen her.
Alle, alle fingen zu tanzen an,
tanzend zogen sie durchs Meer.
Frauen tanzten, tanzten die Männer,
und Wellen, Wolken, alles tanzt mit.
Mirjam, Mirjam hob ihre Stimme
und sang für Gott,
sie sang ihr Lied.

© Claudia Mitscha-Eibl, A-2100 Korneuburg

Sie ist so erleichtert, so befreit, erlöst von der Angst, dass die ägyptischen Soldaten sie umbringen, sie ist so dankbar – sie ist begeistert!

Erleichterung, Befreiung, Erlösung, Dankbarkeit – das sind Elemente von Begeisterung und damit Elemente des Tanzes. Kein Wunder, dass Landfrauen die alten Tänze der Freude über eine gute Ernte am Leben erhalten!

Eine andere Miriam, eingedeutscht „Maria“, hat auch ein Lied gesungen, zu dem ich sie mir auch gut tanzend vorstellen kann.

Maria, die Mutter Jesu ist schwanger und besucht ihre Verwandte Elisabeth. Ihre – vermute ich – erste Erschütterung über die plötzliche Schwangerschaft ist überschäumender Freude gewichen. Sie hat eine Ahnung davon, wer ihr Sohn sein wird – zumindest legt ihr der Evangelist Lukas diese Ahnung in den Mund. Voller Begeisterung singt sie vor Elisabeth – und tanzt vielleicht dazu Lk 1,49-53):

»Ich lobe den Herrn aus tiefstem Herzen
47Alles in mir jubelt vor Freude
über Gott, meinen Retter.
48Denn er wendet sich mir zu,
obwohl ich nur seine unbedeutende Dienerin bin.
Von jetzt an werden mich alle Generationen glückselig preisen.
49Denn Gott, der mächtig ist, hat Großes an mir getan.
Sein Name ist heilig.
50Er ist barmherzig zu denen, die ihm Ehre erweisen
von Generation zu Generation.
51Er hebt seinen starken Arm
und fegt die Überheblichen hinweg.
52Er stürzt die Machthaber vom Thron
und hebt die Unbedeutenden empor.
53Er füllt den Hungernden die Hände mit guten Gaben
und schickt die Reichen mit leeren Händen fort ...
54Er kommt … Israel zu Hilfe
und erinnert sich an seine Barmherzigkeit.
55So hat er es unseren Vorfahren versprochen:
Abraham und seinen Nachkommen für alle Zeit!«

„Ich lobe den Herrn aus tiefstem Herzen. 47Alles in mir jubelt vor Freude über Gott, meinen Retter.“

Wie auf unserer Karte, ja, so könnte das in Bewegung aussehen. Die Freude, die Maria ergriffen hat. Ihre Lust zur raumgreifenden Bewegung, ihr Dank zum Himmel in anmutig geöffneten Armen. Erdverbunden, zugleich leichtfüßig, … fast schwebend. Und doch in faszinierender Balance. So hat die Künstlerin Annette Zappe die „Tänzerin“ in Bronze gestaltet.

Man kann die Tänzerin Maria fast singen hören. Den Hymnus, der aus ihr hervorbricht. Das große Lied von Gott, der mich sieht, von Gott, der die Niedrigen erhebt, der die Mächtigen vom Thron stürzt, der armherzig ist und Treue hält. Zu seinem Volk zu jeder und jedem Einzelnen heute. Zu dir und mir.

Ein wahres Hoffnungslied ist das, geradezu ein Revolutionslied. Kein Wunder, dass sich die vorwiegend katholische Protest- und Erneuerungsbewegung der Frauen Verweis „Maria 2.0“ nennt. Auf deren Homepage findet sich folgender Text:

In unserer Kirche, im Morgen,
wird das Wort Jesu nicht nur verkündet, sondern auch gelebt.

Wird der Mensch,
jeder so, wie er ist,
geliebt.

Wird getanzt und gelacht und gefeiert.
Wird das Brot geteilt und das Leid.
Wird der Wein geteilt und die Freude.

In dieser Kirche, im Morgen,
siegen Mut und Liebe, Barmherzigkeit und Mitgefühl
über Angst und Machtgier, Ausgrenzung und Selbstmitleid.

In dieser Kirche, im Morgen,
sind
Frau und Mann
Kind und Greis
Homo und Hetero
arm und reich
gebunden und ungebunden
zusammen und allein
 willkommen an jedem Ort und willkommen in jeder Berufung,
willkommen als lebendiger Widerschein von Gottes liebendem Blick.

Andrea Voß-Frick (auf: Maria 2.0 – Mariazweipunktnull)

Die biblische Maria wie auch Maria 2.0 wollen die Verhältnisse zum Tanzen bringen … in Richtung Mut und Liebe, Barmherzigkeit und Mitgefühl statt Angst und Machtgier, Ausgrenzung und Selbstmitleid!

Tanzen wir diesen Tanz mit in 2022!

Gebet: Sonne der Gerechtigkeit (EG 262)

 

1) Sonne der Gerechtigkeit,
gehe auf zu unsrer Zeit;
brich in deiner Kirche an,
dass die Welt es sehen kann.
Erbarm dich, Herr.

2) Weck die tote Christenheit
aus dem Schlaf der Sicherheit;
mache deinen Ruhm bekannt
überall im ganzen Land.
Erbarm dich, Herr.

3) Schaue die Zertrennung an,
der kein Mensch sonst wehren kann;
sammle, großer Menschenhirt,
alles, was sich hat verirrt.
Erbarm dich, Herr.

4) Tu der Völker Türen auf;
deines Himmelreiches Lauf
hemme keine List noch Macht.
Schaffe Licht in dunkler Nacht.
Erbarm dich, Herr.

5) Gib den Boten Kraft und Mut,
Glaubenshoffnung, Liebesglut,
lass viel Früchte deiner Gnad
folgen ihrer Tränensaat.
Erbarm dich, Herr.

6) Lass uns deine Herrlichkeit
ferner sehn in dieser Zeit
und mit unsrer kleinen Kraft
üben gute Ritterschaft.
Erbarm dich, Herr.