Freitags 5nach6 - Jahreslosung 5

16. Februar 2024

370 5nach6 26.01.2024 Jahreslosung_3 2024           Ps 23 ein Psalm von der Liebe Gottes

Quelle: Gemeinschaftswerk der Ev. Publizistik, Fastenaktion 2024 „Komm rüber! Sieben Wochen ohne Alleingänge“, Frankfurt, 2023 – Zitate kursiv)

Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe! Dieser Satz von Paulus aus seinem 1. Brief an die christliche Gemeinde in der griechischen Stadt Korinth (16, 14) ist die Jahreslosung für 2024 – also sozusagen die Überschrift, das Programm für 2024.

Da passt es gut, dass das Motto der Fastenaktion für die Wochen vor Ostern lautet: „7 Wochen ohne – Komm rüber! Sieben Wochen ohne Alleingänge“. So steht es auf dem diesjährigen Fastenkalender. Das klingt ja durchaus liebevoll und nach gemeinschaftlichem Denken und Handeln.

In diesen Wochen wollen wir das Leben im Lichte des Kreuzestodes Jesu bedenken – und in dem Bewusstsein, dass die Liebe stärker war, ist und bleibt als dieser Tod und alle anderen Lebensfeindlichkeiten.

Für viele hat der Begriff „Fasten“ ja einen schlechten Beigeschmack: So etwas Altertümliches! Verzichten, auch noch freiwillig. Und wenn ich es nicht tue, habe ich womöglich ein schlechtes Gewissen – oder soll es zumindest bekommen.

Die Fastenaktionen haben inzwischen ein anderes Verständnis von „fasten“ entwickelt. Es geht mehr um die Befreiung von etwas, das dem Leben entgegensteht, und das Freiwerden für etwas, das dem Leben dient.

Für den 17. Februar haben die Kalendermacher/innen einen Fastenvorschlag, einen Befreiungsvorschlag des jüdischen Religionsphilosophen Martin Buber parat. Er ist wie gemacht für die aufgeregten Auseinandersetzungen dieser konfliktträchtigen Wochen und Monate:

Versuchen

Wir könnten alle versuchen,
auf die Süßigkeiten der Rache zu verzichten,
auf die bitteren Kräuter des Grolls,
auf die scharfe Würze des Klatsches,
auf den milden Pudding der Selbstzufriedenheit,
auf die das Ego aufbauenden Eiweiße der Eitelkeit,
auf das harte Brot der Unfreundlichkeit
und auf den betäubenden Wein des Selbstmitleids.

(Fastenkalender, 17. Februar)

Ja, das wäre ein Fasten der Befreiung zum gelingenden Leben!

Die beiden Jünger Jesu, die nach der Hinrichtung Jesu verängstigt und verzweifelt aus Jerusalem fliehen (Lk 24, 13 – 35) machen es uns vor. Gemeinsam machen sie sich auf den traurigen Weg in das Dorf Emmaus, wo sie hoffen, Zuflucht zu finden. Sie teilen miteinander ihre Sorgen und Ängste und sind dabei noch offen für den Unbekannten, der später zu ihnen stößt. Beim gemeinschaftlichen Abendessen gibt er sich zu erkennen: Jesu selbst reißt sie heraus aus Trauer und Zweifel. Eine im wahrsten Sinne des Wortes ansteckende Begeisterung entspringt dieser Begegnung, die zwar nicht mit einem „Komm rüber!“ begonnen hat, aber mit einem „Komm mit!“.

Die Corona-Pandemie hat uns gezeigt, wie leicht wir uns mit einem Virus anstecken können. Aber wir können andere auch mit positiven Dingen anstecken. Ich hoffe darauf, dass unser Leben in Zukunft vor allem durch Sensibilität für das Verbindende und Gemeinsame geprägt wird – sagt der kath. Mönch und Priester Anselm Grün.

(Fastenkalender, 20. Februar)

Offenheit für andere, für anderes – auch für Fremde und Fremdes, das kann bereichern wie das Abendbrot in Emmaus mit seiner Gemeinschaft, dem Essen und den erhellenden Gesprächen.

Die Menschen erzählen sich von einer anderen Mahlzeit, die viel mit Offenheit und Begegnung zu tun hat – das Gute im Menschen hervorlockt, satt macht und erhellt:

Es war einmal vor langer Zeit, …, da herrschte eine große Hungersnot. Die Menschen horteten missgünstig alles Essbare, was sie finden konnten, und versteckten es sogar vor ihren Freunden und Nachbarn.
Eines Tages kam ein Hausierer mit seinem Wagen in ein Dorf, verkaufte dort einige seiner Waren und begann den Leuten Fragen zu stellen, wodurch er den Anschein erweckte, er wolle über Nacht bleiben. “Es gibt in der ganzen Gegend keinen Bissen zu essen”, sagte man ihm. “Es wäre besser Sie würden weiterziehen.”

“Oh, ich habe alles was ich brauche”, sagte der Hausierer. “Eigentlich hatte ich mir gedacht, ich mache eine Steinsuppe und lade euch alle dazu ein.” Er hob daraufhin einen Kessel von seinem Wagen, füllte  ihn mit Wasser und machte Feuer darunter. Dann nahm er feierlich einen schlichten Stein aus seiner Tasche und legte ihn in das Wasser.

Mittlerweile waren die meisten Dorfbewohner auf dem Platz erschienen oder schauten aus ihren Fenstern, weil sie das Gerede über das Essen gehört hatten. Als der Hausierer an der “Suppe” schnüffelte und in freudiger Erwartung seine Lippen leckte, begann der Hunger das Misstrauen der Dorfbewohner zu besiegen.

“Ah”, sagte der Hausierer recht laut zu sich selbst, “ich liebe eine schmackhafte Steinsuppe. Natürlich, eine Steinsuppe mit Kohl, das wäre sicherlich kaum zu übertreffen.”

Kurz darauf eilte ein Dorfbewohner herbei, der einen Kohl aus seinem Versteck in der Hand hielt und legt diesen in den Kessel. “Großartig”, rief der Hausierer. “Wissen Sie, einmal hatte ich sogar eine Steinsuppe mit Kohl und einem Stück Pökelfleisch darin. Die war eines Königs würdig.”

Der Dorfmetzger besorgte daraufhin etwas Pökelfleisch ..., und so ging es dann mit Kartoffeln, Zwiebeln, Möhren, Pilzen, und, und, und weiter, bis sie tatsächlich ein köstliches Mahl für alle hatten.

 

Die Dorfbewohner boten dem Hausierer eine Menge Geld für seinen magischen Stein, doch er lehnte ab und zog am nächsten Tag weiter. Von dieser Zeit an, noch lange nachdem die Hungersnot vorbei war, dachten die Leute an die köstlichste Suppe, die sie jemals gegessen hatten.   

 

Mit sozialer Phantasie und Kreativität lockt der Hausierer die Menschen aus der ebenso egoistischen wie ängstlichen Enge ihrer Häuser mit ihren Lebensmittelverstecken. Sie kommen zusammen. Sie nehmen einander wahr und kommen ins Gespräch. Der Hausierer entwickelt eine Vorstellung von einer besseren Zukunft – kein Wolkenkuckucksheim, das erst am St. Nimmerleinstag erreichbar sein wird. Nein, es ist eine bessere Zukunft noch für den gleichen Tag!

Diese Hoffnung auf gelingendes, in diesem Fall satt machendes Leben öffnet die Menschen füreinander. Sie öffnen ihre Herzen – und ihre Kellertüren. Sie geben ab von dem, was ihnen gehört. Sie teilen es miteinander und machen die Erfahrung: das Miteinander -Teilen hilft uns allen.

Warum soll das nicht möglich sein in den Auseinandersetzungen unserer Tage`?

Gebet: Brich mit den Hungrigen dein Brot (EG 420)

Gott, wir bitten dich,
hilf uns, dass wir die tiefe Wahrheit des folgenden Liedes erkennen
und danach handeln, damit Liebe uns zu gelingender Gemeinschaft zusammenführt:

 

Brich mit den Hungrigen dein Brot, sprich mit den Sprachlosen ein Wort,
sing mit den Traurigen ein Lied, teil mit den Einsamen dein Haus.
Such mit den Fertigen ein Ziel, brich mit den Hungrigen dein Brot,
sprich mit den Sprachlosen ein Wort, sing mit den Traurigen ein Lied.
Teil mit den Einsamen dein Haus, such mit den Fertigen ein Ziel,
 brich mit den Hungrigen dein Brot, sprich mit den Sprachlosen ein Wort.
Sing mit den Traurigen ein Lied, teil mit den Einsamen dein Haus,
such mit den Fertigen ein Ziel, brich mit den Hungrigen dein Brot.
Sprich mit den Sprachlosen ein Wort, sing mit den Traurigen ein Lied,
teil mit den Einsamen dein Haus, such mit den Fertigen ein Ziel.