Freitags 5nach6 - Pfingsten_ ein neuer Geist 2

17. Juni 2022

307 5nach6 17.06.2022_Pfingsten_ein neuer Geist 2                Ps 104

Bildquelle: (J.H.Claussen, Vom Staunen zur Ehrfurcht – und dann zur Verantwortung?, in: Andere Zeiten e.V., Anders handeln – Schöpfung, 2/22, Hamburg, S.52)

Nach Pfingsten hatte ich Ihnen von dem neuen Geist erzählt … Er soll den Bund Gottes mit den Menschen vertiefen, für den schon im AT der Regenbogen steht. Zu diesem neuen Geist sollen u.a. gehören Dankbarkeit, Staunen, Verantwortung, Liebe, Handeln, Hoffnung. Ich hatte mich dabei vor allem gestützt auf einen Artikel des Hamburger Theologen Johann Hinrich Claussen.

Oft allerdings sagt ein Bild mehr als 1000 Worte! U.U. gilt das auch hier. Zu dem Artikel, den Claussen für „Andere Zeiten“ geschrieben hat, gehört dieses Bild. (Anlage) Leider habe ich nicht herausgefunden, wo dieses Foto aufgenommen worden ist.

Fehlt Ihnen auf diesem Bild vielleicht noch der Regenbogen unserer letzten Andachten? Es braucht ihn nicht, denke ich – aber dazu später mehr.

Ich möchte mit Ihnen - in diesem Geist von Pfingsten - in diesem Bild spazieren gehen. Und ich möchte noch jemanden mitnehmen, den Dichter des Psalms 104. Also gehen wir einmal los …

Der sattgrüne Bergwald, die blühenden Blumen links, kühlender Nebel steigt über den Bäumen auf Und über allem spannt sich der Himmel.

1041Lobe den Herrn, meine Seele!
Herr, mein Gott, wie groß bist du!
In Pracht und Schönheit bist du gekleidet.
2Du hüllst dich in Licht wie in einen Mantel.
Du spannst den Himmel aus wie ein Zeltdach.

10Quellwasser schickst du die Täler hinab.
In Bächen fließt es zwischen den Bergen dahin.
11Alle Tiere auf dem freien Feld trinken daraus, …
12Die Vögel des Himmels bauen Nester an ihren Ufern,
in den Zweigen trällern sie ihr Lied.
13Aus den Wolken um deinen Palast
lässt du Regen auf die Berge niedergehen.

Im Hintergrund ist eine fruchtbare Ebene zu erahnen. Mit dem Wasser, das von den Bergen herabkommt, lässt sich dort sicher Landwirtschaft betreiben.

Wind und Wetter, die du gemacht hast,
schenken der Erde ihre Fruchtbarkeit.
14Für das Vieh lässt du Gras wachsen
und Getreide für den Ackerbau des Menschen.
So kann die Erde Brot hervorbringen
15und Wein, der das Menschenherz erfreut.
So gibt es Salböl für ein glänzendes Gesicht
und Nahrung, die das Menschenherz stärkt.

     Und dann dieses Wunderwerk menschlicher Handwerks- und Ingenieurskunst! Diese einzigartige Brücke, die sich über den Berg spannt. Sorgsam ist berechnet, dass sie nicht einstürzt. Mit handwerklichem Geschick belastbar und ist sie vertrauenerweckend gebaut und schön anzusehen. Die Menschen können auf ihr entlangschlendern und die Wunder bestaunen: Wunder der Natur kombiniert mit einem Wunderwerk menschlichen Könnens.

23Nun macht sich der Mensch ans Werk
und tut seine Arbeit bis zum Abend.
24Wie zahlreich sind deine Werke, Herr.
In Weisheit hast du sie alle gemacht.
Die Erde ist voll von deinen Gütern ..
25Da ist das Meer, so groß und unermesslich weit ..
26Dort ziehen Schiffe ihre Bahn –

Das Geschenk der Schöpfung und die menschliche Arbeit – Schiffe werden gebaut und neugierig und mutig auf die Meere hinaus gesteuert. Landwirtschaft wird betrieben. Gebäude und – ja eben auch Brücken werden erdacht und erbaut.

27Mensch und Tier halten Ausschau nach dir,
damit du ihnen Essen gibst zur richtigen Zeit.
28Du gibst es ihnen, sie sammeln es auf.
Du öffnest deine Hand, sie essen sich satt
an deinen guten Gaben.

Diese geöffnete Hand ist es, die mich besonders beeindruckt hat. Wahrscheinlich gegossen aus Beton. Oder ist sie mühsam aus dem Felsen herausgeschlagen?

Diese Hand erinnert mich an den Gospelsong „Er hält die ganze Welt in seiner Hand“ …

Diese Hand – geöffnet unter der Brücke, dem Werk menschlicher Baukunst, zeigt, dass wir uns selbst nicht endgültige Sicherheit schaffen können. Diese Hand ist es, die gibt, wie der Psalmbeter sagt. Aber mehr noch!

 

533:1 Du kannst nicht tiefer fallen
als nur in Gottes Hand,
die er zum Heil uns allen
barmherzig ausgespannt.

533:2 Es münden alle Pfade
durch Schicksal, Schuld und Tod
doch ein in Gottes Gnade
trotz aller unsrer Not.

533:3 Wir sind von Gott umgeben
auch hier in Raum und Zeit
und werden in ihm leben
und sein in Ewigkeit.

 

Arno Pötzsch hat diese Zeilen geschrieben, als er 1941 als Marinepfarrer in Holland stationiert war. Viele zum Tod verurteilte Marinesoldaten hat er auf ihrem letzten Weg begleitet, die Beichte gehört und Trost aus dem Wort Gottes gegeben.

Er nimmt damit einen Gedanken aus Rainer Maria Rilkes Gedicht Herbst auf:

Herbst

Die Blätter fallen, fallen wie von weit,
als welkten in den Himmeln ferne Gärten;
sie fallen mit verneinender Gebärde.

Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
Und sieh dir andre an: dies Fallen ist in allen.

Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen
unendlich sanft in seinen Händen hält.

Diese unter uns ausgebreiteten Hand ist das Gegenstück zu dem Regenbogen, dieses Zeichen des Bundes zwischen Gott und Mensch, der sich über uns spannt.

Von allen Seiten sind wir so von Gott umgeben – nein, nicht umzingelt, sondern in ihm geborgen.

Ich möchte zum Schluss Zeilen aus dem 139. Psalm beten, in denen all diese Gedanken zusammenkommen:

Herr, du hast mich erforscht
und kennst mich genau.
2Ob ich sitze oder stehe: Du weißt es.
Meine Absicht erkennst du von fern.
3Ob ich gehe oder ruhe: Du merkst es.
Alle meine Wege sind dir bekannt.
4Noch liegt mir kein Wort auf der Zunge,
schon weißt du, Herr, was ich sagen will.
5Von hinten und von vorn hast du mich umfasst
und hast deine Hand auf mich gelegt.
Würde ich hochfliegen, wo das Morgenrot leuchtet,
mich niederlassen, wo die Sonne im Meer versinkt:
10Selbst dort nimmst du mich an die Hand
und legst deinen starken Arm um mich.
14Ich danke dir und staune,
dass ich so wunderbar geschaffen bin.
Ich weiß, wie wundervoll deine Werke sind.

23Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz!
Verstehe mich und begreife, was ich denke!
24Sieh doch, ob ich auf einem falschen Weg bin,
und führe mich auf dem Weg, der Zukunft hat!