Freitags 5nach6 - Jesus und die Samariterin

24. Januar 2025

413 5nach6_24.01.25_Jesus und die Samaritanerin am Brunnen

Für den kommenden Sonntag gibt es einen Predigttext, der zur Jahreslosung „Prüfet alles und das Gute behaltet“ (1. Brief an die Thessalonicher 5, 12) passt. Er enthält nämlich versteckt Prüfaufträge. Mit wem darf ich Kontakt haben – und mit wem nicht? Und dann geht es auch noch um eine Materialprüfung ...

Aber zunächst der Text aus dem Johannes-Evangelium (4, 5–14):

5Unterwegs kam er nach Sychar, einem Ort in Samarien. … 6Dort befand sich der Jakobsbrunnen. Jesus war müde von dem langen Weg und setzte sich an den Brunnen.

... 7Da kam eine Samariterin, um Wasser zu schöpfen. Jesus bat sie: »Gib mir etwas zu trinken.« 8Seine Jünger waren nämlich in den Ort gegangen, um etwas zum Essen zu kaufen.

9Da sagte die Samariterin zu ihm: »Du bist ein Jude, und ich bin eine Samariterin. Wie kannst du mich um etwas zu trinken bitten?« Denn die Juden vermeiden jeden Umgang mit Samaritern.

10Jesus antwortete: »Wenn du wüsstest, was für ein Geschenk Gott den Menschen macht und wer dich hier bittet: ›Gib mir etwas zu trinken‹! – dann würdest du ihn bitten, und er würde dir lebendiges Wasser geben!«

11Die Frau erwiderte: »Herr, du hast nichts, um Wasser zu schöpfen, und der Brunnen ist tief. Woher hast du denn dieses lebendige Wasser? …

13Darauf antwortete Jesus: »Wer von diesem Wasser hier trinkt, wird wieder Durst bekommen. 14Aber wer von dem Wasser trinkt, das ich ihm gebe, wird nie wieder Durst haben. Denn das Wasser, das ich ihm geben werde, wird in ihm zu einer Quelle werden: Ihr Wasser fließt und fließt – bis ins ewige Leben.«

15Da bat ihn die Frau: »Herr, gib mir dieses Wasser! Dann habe ich nie mehr Durst und muss nicht mehr herkommen, um Wasser zu schöpfen.«

Wasser also … Für uns ist Wasser alltäglich. Es kommt aus dem Hahn. Im Nahen Osten, wo diese Erzählung spielt, kennt man Wüsten, Trockengebiete. Dort hat Wasser jede Selbstverständlichkeit verloren. Es ist nicht nur Lebensmittel, es ist Überlebensmittel! Und zur Zeit Jesu galt das allemal.

Wasser … Lebensmittel, und zwar Lebensmittel in seiner tiefsten Bedeutung. Für die Entstehung des Lebens auf unsere Erde lässt sich festhalten: Alles Leben kommt ursprünglich (!) aus dem Wasser. Wasser ist überlebenswichtig, Tiere und Pflanzen brauchen es und wir Menschen können zwar 30 Tage ohne Nahrung, aber nur 3 Tage ohne Wasser leben.

Wasser ist auch selbst Leben. Als Lebensraum, der 70% der Erdoberfläche bedeckt, beheimatet er zahllose Lebensformen.

Wasser trägt. Unsere Geschäfte wären um Einiges leerer, würden nicht Schiffe aus aller Welt Unmengen von Gütern zu uns bringen. Wasser ist eine tragende Verbindung, nicht nur für die Schiffe auf den Weltmeeren. Königsdahlum und Bockenem sind beispielsweise durch die Nette verbunden. Und jede Schwimmerin, jeder Schwimmer weiß, dass Wasser nicht nur trägt, sondern auch erfrischt und bestenfalls auch reinigt.

Vordergründig geht es in unserer Erzählung um schlichtes Brunnenwasser, mit dem Jesus sich sättigen und erfrischen, vielleicht auch das Gesicht vom Staub der Wanderung reinigen will.

Aber dann bietet Jesus der Samaritanerin sein besonderes Wasser an, ein Wasser des Lebens. Was ist das? Meint er dies?  < Flasche Aquavit >

Dies ist Aqua vitae. Aus dem Lateinischen ins Deutsche übersetzt heißt das nichts anderes als „Wasser des Lebens“!

Aber Jesus meint mit „Wasser des Lebens“ etwas anderes. Er lebt die Bedeutung seines Wassers vor. Er zeigt, was sein Wasser des Lebens ermöglicht.

Wie das Wasser des Rheins, der Elbe oder Nette schafft auch sein Wasser Verbindung. Aber hier ist es mehr als nur eine Verkehrsverbindung. Jesu Wasser des Lebens schafft Verbindung über Grenzen, über soziale Grenzen hinweg. Die Samaritanerin weiß um die Grenze, die die Juden von der speziellen jüdischen Gemeinschaft der Samaritaner trennt. Jesus überschreitet diese Grenze.

Und er überschreitet dabei auch eine weitere Grenze. Frauen galten zzt. Jesu weniger als ein Mann. Und eine fremde Frau anzusprechen, das war schon eine deutliche Grenzüberschreitung.

Und mit Jesu Wasser lässt sich eine weitere Grenze überwinden, die Grenze, die der Tod zieht. Jesus sagt: »Wer von diesem Brunnenwasser hier trinkt, wird wieder Durst bekommen. 14Aber wer von dem Wasser trinkt, das ich ihm gebe, wird nie wieder Durst haben. Denn das Wasser, das ich ihm geben werde, wird in ihm zu einer Quelle werden: Ihr Wasser fließt und fließt – bis ins ewige Leben.«

Jesu Wasser will durch das Leben tragen und über den Tod hinaus in das ewige Leben, in die endlose Geborgenheit bei Gott.

„Wunderbar“, könnten wir sagen. „Wieviel von diesem Wasser ist nötig? Bestelle ich dann bei Flaschenpost.“ Wer es nicht weiß: Flaschenpost ist ein Unternehmen, das die Online-Bestellung u.a. von Getränken anbietet und diese innerhalb von 120 Minuten an den Kunden ausliefert. Aquavit könnte man dort vermutlich bekommen, aber nicht Jesu Wasser des Lebens.

Wo aber dann? Ziemlich einfach. Es reichen drei Handvoll normales Wasser und wir können es in der Kirche bekommen. Ich meine die Taufe.

Die Taufe ist eine sicht- und spürbare Liebeserklärung Gottes, die lebenslang gilt. Sie ist nicht Bedingung, aber Zeichen für Gottes Zuwendung. Christen glauben, dass sich bei jeder Taufe der Himmel ein Stück öffnet und dass Täuflinge Gottes Zusage erhalten: „Ganz egal, wohin dich dein Weg führt: Du bist mein Kind. Dich habe ich lieb. An dir habe ich Freude. In meinem Geist darfst du leben.“ Eine Ermutigung, die ein Leben lang - und weit darüber hinaus - gilt. Mit der Taufe wird man Teil der welt- und zeitumspannenden Gemeinschaft Jesu Christi.

Taufe war und ist zum einen die Aufnahme in die sichtbare Kirche; zum anderen ist sie aber auch - viel wichtiger - der Beginn einer weit über das Leben und den Tod hinausgehenden einzigartigen Beziehung zu Jesus Christus. In der Taufe öffnet sich den Gläubigen der Himmel - die Tür in ein neues Leben. Martin Luther fand dies so faszinierend, dass er sich täglich an die Taufe erinnern wollte.

Aber Taufe hat auch rechtliche Konsequenzen: Mit ihr erhält das Kind eine Konfession und wird Mitglied in einer Kirchengemeinde. Die Taufe ist Bedingung für die Konfirmation, das Patenamt und manchmal auch für den Arbeitsplatz in einer kirchlichen Einrichtung. (Anne Lüters, Die Taufe, ein Geschenk des Himmels – EKD).

Ein modernes Tauflied (2010) bringt es auf den Punkt: „Wasser des Lebens“ mit dem Text von Karl Ludwig Schmidt. Es wird gesungen nach der Melodie von "Morning has broken", deutsch "Morgenlicht leuchtet" EG).

Wasser des Lebens, Worte des Himmels,
die sich verbinden, mächtig sie sind,
denn Gottes Segen fließt überströmend:
Du wirst getauft, du bist Gottes Kind!

Klar wie das Wasser, rein wie sein Segen
tut sich der Himmel über dir auf,
du bist gehalten in Gottes Nähe,
nichts trennt dich wieder vom Lebenshauch.

Dank sei dir Gott, für bergende Nähe,
Dank sei für Schutz und für dein Geleit,
du bist der Anfang, füllst alles Leben,
zeigst einen Weg, gehst mit durch die Zeit.

Schick deine Engel, Hüter des Lebens,
sende uns deine Kraft, deinen Geist,
damit durch Wasser und deine Worte
du alles neu machst, segnest und heilst.

5nach6 -frei Haus- Download als PDF-Datei

Auf der Seite "St.Johannis" kann die Andacht heruntergeladen werden.
Klicken sie einfach auf den nachstehenden Link:

St. Johannis Königsdahlum