Freitags 5nach6 - prüft alles 2

17. Januar 2025

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Quelle: K.Westhuis, Inspektion, in: Andere Zeiten e.V., Magazin Andere Zeiten 01/25, Hamburg, 2025, S. 12f (Zitate kursiv)

„Prüft alles und das Gute behaltet“, das ist die Überschrift, die Losung, die die Ev. Kirche für das Jahr 2025 ausgewählt hat. Sie steht im 1. Brief an die Thessalonicher (5, 12). Wir sprachen schon beim letzten Mal darüber.

Mein Problem bei den Jahreslosungen ist Folgendes: Sie kommen meist recht eindeutig und eingängig daher. Doch wenn ich mich dann frage „Wie kannst du sie nun im Alltag umsetzen?“, dann wird es bisweilen schwierig. Warum? Die Losungen entstammen einer anderen Zeit, einem anderen gesellschaftlichen und kirchlichen Umfeld. Es braucht immer noch einen Schritt des „Hinüber-Rettens“ zu uns.

„Prüft alles und das Gute behaltet!“ Und nun? Als Maßstab für meine Prüfung, auch meiner Selbstprüfung hatten wir ausgemacht das sog. „Doppelgebot der Liebe“ in Mt 22, 37ff: „Du sollst Gott und deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ Für mich ist es kein Doppelgebot, sondern ein Dreifachgebot der Liebe – aber das ist ein anderes Thema.

Die Journalisten Kirsten Westhuis hat in dem Magazin „Andere Zeiten“ eine Doppelseite mit verschiedenen Werkzeugen entfaltet und die Werkzeugauswahl so kommentiert, dass es mir für die Umsetzung der Jahreslosung hilfreich erscheint. Ich erlaube mir, ihre Kommentare noch ein wenig zu erweitern.  

INSPEKTION – das ist ja auch nichts anderes als eine Prüfung

Hammer. Zum Nagel -auf-den -Kopf-treffen, wennʼs daneben geht, tutʼs weh, nicht nur mir. Aber man muss es versuchen.

Mit dem Hammer kann ich Überholtes oder Unansehnliches abklopfen wie alten Putz und schauen, was darunter zum Vorschein kommt.

Mit dem Hammer kann ich Wände oder Böden prüfend abklopfen. Je nach Klang höre ich, ob sich unter der Oberfläche Hohlräume verbergen. Worte, Sätze, Texte, Reden, Versprechen, demnächst Wahlversprechen – all das gilt es auf dahinter verborgene Hohlräume, auf nichtssagende Leere abzuklopfen.

Notfalls kann ich mit dem Hammer auch Türen einschlagen oder Hindernisse zerstören, die einem im Wege sind für neue Wege, die ich gehen möchte, weil die alten sich als Irrwege erwiesen haben.  

Zange. Zum Zurechtbiegen, nicht der Wahrheit, aber so mancher Lösung, die einer Überprüfung nicht standhält.

Mit der Zange kann ich heiße Eisen anfassen, ohne mich zu verbrennen, und von allen Seiten prüfend betrachten.   

Schraubenschlüssel. Zum Nachziehen von Schrauben, wenn meine Prüfung ergeben hat, dass sich Verbindungen gelockert haben. Er dient auch zum Lockern. Schrauben darf man nämlich nie zu fest drehen, das erzeugt Druck, ...

Bohrer. Für die dicken Bretter, die es in der Politik aber auch in der Kirche zu bohren gilt. Wie viel Zeit braucht es manchmal, um etwas, dass man für gut befunden hat, auch durchzusetzen und umzusetzen.

Feile. … Wenn ich gemerkt habe, dass meine Worte oder Taten verletzt haben oder verletzen könnten – abschleifen, glätten. So bleibt das Ursprüngliche, der Kern hoffentlich erhalten, aber andere werden nicht verletzt.

Zollstock. Gewohnte Maßstäbe überprüfen, Meinungen über Menschen auch. Wann gehe ich zu weit?

… Säge. Einsatz gut bedenken, ab ist ab. Ja, eine Prüfung kann ergeben, dass man sich von etwas trennen muss, weil man es nicht kann oder weil das Geld fehlt. Späne fallen zwangsläufig, Besen und Kehrblech bereithalten.

Pinsel. Zum Streichen. Man kann mit ihm auch regelmäßig Pflegemittel auftragen, auf Holz und auf Haut und Seele.

Mit dem Pinsel kann ich auch große Buchstaben auf Plakate und Transparente malen, damit andere meine – sorgfältig geprüfte – Botschaft besser lesen können.  

Pinzette und Lupe. … für Feinarbeit und Durchblick, selten reicht der erste Blick, …

Winkel. Ist das alles rechtwinklig, ist es recht, entspricht es dem Recht, wird es den Menschen gerecht?

Thermometer. Ist zu hitzig, was ich da prüfe? Oer vielleicht zu kalt, kaltherzig?

Luftpumpe mit Luftdruckmesser. Ist da zu viel Druck? Wird jemand oder etwas unterdrückt?

Wasserwaage. Ist das, was ich prüfe, in Waage, ausgewogen genug? Werden alle Interessen berücksichtigt? Oder ist es zu ausgewogen – dann geht es vielleicht nicht voran?

Maurerkelle. Braucht das, was ich baue, etwas mehr Mörtel, etwas mehr Bindung, etwas mehr Verbindung?

Für jegliche Anwendung gilt: Vorsicht. Geduld. Sorgfalt. Unfälle vermeiden. Stets liebevoll behandeln. Auch mich selbst.

Bei so viel Werkzeug, bei so viel Prüfen, da besteht eine Gefahr. Vor lauter Prüfen komme ich nicht weiter.

Die Losung hat ja noch einen zweiten Teil. Das Gute sollen wir behalten, es pflegen, es anwenden, darauf aufbauen.

In dieser zweiten Aufforderung ist aber unausgesprochen noch etwas anderes enthalten. Von dem, was nicht gut ist, mir, anderen und der Welt im Großen wie im Kleinen nicht guttut, das soll ich nicht behalten, das soll ich loslassen.

Und natürlich soll ich nicht nur Bestehendes prüfen! Ich soll auch Neues überlegen – und wiederum prüfen.

 

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St. Johannis Königsdahlum