Freitags 5nach6 - Advent 3 Lucia

13. Dezember 2024

406_13.12.24_Advent 3_Lucia                   Ps 43

Quellen:
J. Haberer, Die das Licht bringt (gekürzt und bearbeitet aus: Andere Zeiten e.V., andere zeiten – das Magazin zum Kirchenjahr 3/2028, S.20f)                                                                                                                                                                 
R.Krenzer, Luzia hilft in der Hungersnot (in: U. Tworuschka, Symbole in den Religionen der Welt, Lahr, 1996, S. 36f
R. Krenzer, Das Licht der Kerze (erweitert um L.Mayer-Skumanz, Jakob wartet auf Weihnachten) (in: D.Steinwede, Neues Vorlesebuch Religion 2, Lahr, 1998, S.344ff)
S. Lagerlöf, Sancta Lucia – Weihnachtliche Geschichten, Reclam, Ditzingen, 2017, S. 26 + 30)
Nach: T.Willms, Zwischen Stern und Stall, Neukirchen-Vluyn, 2016, S.57           

Advent kennt die Dunkelheit, verharrt aber nicht in ihr. Er bringt Licht, Leben ins Dunkel! Wir haben in den Andachten dieser Adventszeit über Licht nachgedacht und wir haben Lichtgestalten bedacht – die Hl. Barbara, St.Nikolaus. Menschen, die die Dunkelheit sehr wohl wahrgenommen und z.T. erlitten haben, aber nicht darin geblieben sind.

Auch heute steht so eine Gestalt im Mittelpunkt. Der 13. Dezember ist der Gedenktag der Hl. Lucia.

Es war im Herbst 1992 in Deutschland. Das Land zeigte seine dunkle Seite. Innerhalb weniger Wochen steckten Neonazis vier Asylbewerberheime in Brand …

„Man darf den Hassbürgern nicht die Straße überlassen“, überlegten vier junge Männer in München, … Sie dachten sich ein eindrucksvolles Symbol aus: eine Lichterkette. Es gelang ihnen, am Nikolaustag 1992 in München fast eine halbe Million Menschen auf die Straße zu bringen – jeder und jede mit einer Kerze in der Hand. Sie leuchteten gegen Dunkelheit und Hass gegen. Eine halbe Stunde lang. In tiefem Schweigen.

Die Lichterkette ist ein alter italienischer Brauch. Wenn der Winter am dunkelsten ist, geht man im italienischen Syrakus und in vielen anderen italienischen Städten mit Lichtern auf die Straße, um der Lichtkönigin zu gedenken, der Heiligen Lucia. …

Lucia lebte Anfang des 4.Jhdts. und war eine junge Adlige aus dem sizilianischen Syrakus. Sie soll Christin geworden sein und verfolgte Christen heimlich … versorgt haben. Die Christen versteckten sich damals in Höhlen und Katakomben. Sie brauchten Menschen, die verschwiegen waren und ihnen Lebensmittel, Wasser und Nachrichten brachten. Lucia besuchte aber auch nachts gefangene Christen, um ihnen beizustehen und mit ihnen zu beten. Sie soll sich beladen haben mit allem, was ihr feines Zuhause übrig hatte. Weil sie beide Arme zum Tragen brauchte und die Christenverstecke nachts aufsuchen musste, flocht sie sich eine Art Lichterkrone, die sie auf dem Kopf tragen konnte um sich den Weg erleuchten … zu können.

Lucia wurde später gefoltert und starb einen qualvollen Tod …

Das Menschenkind Lucia, das den Verfolgten Licht in der Dunkelheit brachte, wird besonders auch in Schweden gefeiert. Dort wo es im Winter sehr dunkel wird und im Dezember nur selten ein Sonnenstrahl durch die Wolken kommt.

Weiß gekleidete Mädchen mit dem Lichterkranz auf dem Kopf ziehen im Advent durch die Straßen, bringen Pfefferkuchen und anderes Gebäck zu den Nachbarn und Kindern. Sie geben eine Vorahnung von dem Licht an Weihnachten …

Es ist wie damals – die Legende erzählt:

Vor vielen Jahren herrschte in Schweden eine große Hungersnot. Die Ernte war so schlecht gewesen, dass kaum einer im Winter noch Mehl zum Backen hatte. In ihrer Not backten die Leute aus Sägemehl Brot. Am allerschlimmsten war es um den Väner See.

Doch eines Tages erblickten die Leute ein Schiff, das über den See kam. Wie staunten sie aber, als sie an Bord des Schiffes ein Mädchen entdeckten, das von Licht umstrahlt war. Es war die heilige Luzia, die Lichtträgerin. Als das Schiff angelegt hatte, lud Luzia die Leute ein, an Bord zu kommen.

Und sie schenkte ihnen, was sie unter Deck geladen hatte: allerbeste Lebensmittel wie Mehl und Brot, Kartoffeln und Kohl, Zwiebeln und Möhren, Käse und Kuchen, Fleisch, Schinken und Wurst. Und dazu Bier und Wein.

Als die Leute genug hatten, … wurde der Anker eingezogen, und Luzia segelte mit dem Schiff davon, … zum nächsten Ufer, wo bereits andere Hungrige auf sie warteten, ...

Von Licht umstrahlt, stand Luzia auf dem Schiff. Licht brachte sie in die Dunkelheit und linderte die Not. Daher trägt Luzia bis heute eine Lichterkrone auf ihrem Haar. (2)

„Mache dich auf und werde licht! Denn dein Licht kommt und die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir“, so heißt es bei Jesaja. Lucia ist eine solche Lichtgestalt des Christentums … Sie ist eine der starken Frauengestalten, die mit ihrer Lichterkrone im Gedächtnis der Kirche eine im Wortsinn tragende(!) Rolle zugeschrieben bekam.

Eigenständig bekannte sie sich zu Christus, indem sie mit den Traditionen ihrer Herkunft brach.  … Sie stand für diese neue Religion, die einen ganz anderen Lebensstil einforderte. Eine lebensgefährliche und riskante Entscheidung.  … Sie riskierte ihr Leben, um die Verfolgten zu schützen und zu versorgen. Sie entschied sich für die Einsamkeit in ihrer Familie und in der Gesellschaft. Sie war verschwiegen, selbstbewusst und mutig. …

Lucia ist der helle Geist inmitten der dumpfen Brutalität derer, die Veränderung ablehnen, die Mitmenschlichkeit verspotten und eine neue Art des Zusammenlebens fürchten. (1)

Lassen wir den Zauber des Lichts noch einmal lebendig werden:

darf hiGanz allein darf Natascha die dicke, rote Kerze heute Abend anzünden. Aber sie wartet, bis es draußen ganz dunkel geworden ist. Und Mutti darf hier im Zimmer nicht das Licht einschalten.

Papa hält noch immer die Streichholzschachtel mit dem einen Streichholz in der Hand. Wenn Natascha es will, dann wird er das Streichholz aufflammen lassen und es ihr reichen. Und Natascha wird dann die dicke Kerze anzünden.

Aber es ist schön, noch im Dunkeln ein bisschen zu warten. Es ist schön, weil Mutti und Papa ganz nah sind. Und Oliver sitzt still neben Mutti und wartet auch. Obwohl es dunkel ist, kann Natascha Muttis und Olivers Kopf noch ein wenig erkennen.

„So dunkel ist es jetzt in der Welt“, sagt Papa leise. „So dunkel bleibt es die ganze Nacht, wenn du die Kerze nicht anzündest!“ „Die dicke, rote Adventskerze!“, sagt Oliver.

„Wir zünden sie an, weil Gott uns etwas von seinem Licht zeigen will!“, sagt Mutti. „Ist Gott so hell, wie die Kerze?“, fragt Natascha. „Noch viel heller“, antwortet Mutti. „Und er macht es ganz warm in der Welt.“ …

„Wenn es dunkel ist, warten wir auf das Licht“, sagt Papa. Oliver nickt. „Und Weihnachten brennen alle Kerzen“, meint er. „Das Licht von Gott ist noch heller“, sagt Mutti. „Noch viel, viel heller!“

Manchmal wird es vor dem Zimmer ganz hell. Das sind die Scheinwerfer der Autos auf der Straße vor dem Haus. „Viel heller als die Scheinwerfer draußen ist das Licht Gottes“, meint Natascha.  Es ist hier drin so schön, dass Natascha am liebsten den Atem anhalten möchte. Wenn sie nicht atmet, vielleicht bleibt dann die Zeit so lange stehen.

„Jetzt zünde endlich die Kerze an!“, drängelt Oliver. „Wollen wir?“, fragt Papa. Natascha nickt. ... Das Streichholz flammt auf. Natascha greift ganz vorsichtig danach und hält es dann an den Docht der Kerze. Es dauert ein bisschen und es wird warm an Nataschas Fingern. Aber dann brennt die Kerze und sie bläst schnell das Streichholz aus.

„Seht mal, wie Nataschas Augen glänzen!“, ruft Oliver. „Deine auch!“, sagt Natascha. „Alle unsere Augen!“ „Das kommt von der Kerze“, erklärt Mutti. „Von dem Adventslicht“, fügt Papa hinzu.

Natascha sieht in das helle Licht der Kerze hinein. Es ist hell und warm. Sie spürt Papas Arm um ihre Schulter und kuschelt sich ganz eng an ihn. „Die Kerze soll heute lange brennen!“, sagt sie leise. /

„Warum muss man so lange auf das Jesuskind warten?“, fragt Oliver. „Vier dicke Kerzen lang!“

„Auf etwas Schönes muss man meistens warten“, sagt die Mutter. „Etwas Schönes braucht Zeit zum Wachsen. Zum Beispiel, bis ein Kind geboren wird. Damals haben die Menschen lange Zeit auf die Geburt des Jesuskindes gewartet. ‚Wann kommt es denn endlich?‘, haben sie immer wieder gefragt. Auch Maria hat lange gewartet, bis sie das Jesuskind zur Welt bringen konnte.“

„Hast du auf mich auch so lange warten müssen?“, fragt Oliver. „Ja, natürlich“, antwortet die Mutter. „Dafür war ich dann schön und du hast dich gefreut“, sagt Oliver. „Sehr gefreut!“, sagt die Mutter.

„Miteinander und bei einer Kerze zu warten, ist nicht schlimm“, meint Oliver.

Genießen wir diese erwartungs- und hoffnungsvolle Zeit. Aber – nehmen wir uns auch ein Beispiel an Lucia: Beschränken wir uns nicht aufs Warten, werden wir selbst zu Menschen, die Licht dorthin bringen, wo Finsternis und Not herrschen.

Schauen wir noch einmal auf Lucia … Die großartige schwedische Schriftstellerin Selma Lagerlöf (Literaturnobelpreis 1909,  Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen) hat 1917, also vor über 100 Jahren (!) Die Legende vom Luciatag veröffentlicht. Hören wir hinein:

Als Frau Lucia von dem Leid hörte, fand sie den Anblick der vielen Lebensmittel die sich (bei ihr) anhäuften, unerträglich. Am Ende wurde der Gedanke an die hungernden Menschen auf dem anderen Seeufer so übermächtig, dass sie kaum noch einen Bissen an die Lippen führen konnte … Solange sie noch Gaben hatte, fuhr Frau Lucia vor dem Vänerufer hin und her (und verteilte, was sie hatte). Und ihr war dabei so froh und leicht ums Herz wie nie zuvor. Denn während es nichts Schlimmeres gibt, als still und untätig zu bleiben, wenn man von Leid und Unglück der anderen hört, so schenkt es das größte Glück und eine wunderbare Ruhe, wenn man zumindest versucht, anderen zu helfen.(4)

Über 100 Jahre alt … und kein bisschen an Aktualität und Wahrheit verloren …    

Gebet: (5)

Gott,

Mitten im Winter

Geht Lucia durchs Haus

Lichtflecken säumen ihre Schritte

Und fallen in Winkel und Ecken.

Dunkle Gedanken

Bekränzt sie mit Strahlen;

Hoffnung teilt sie aus

Wie Jesus einst Brot und Fisch.

Und jenen,

die ihr begegnen,

gibt sie ein Leuchten mit

auf den Weg

durch die dunklen Tage.

Gott,

hilf uns, dass wir auf ihrem Weg weitergehen.

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