Freitags 5nach6 - 7 Wochen ohne Verzagtheit 4 Strahlen

24. März 2023

338 5nach6 24.03.2023_7 Wochen ohne Verzagtheit 4 Strahlen   Ps 139

„Du bist auch nicht die hellste Kerze auf der Torte!“ „Du Armleuchter!“ Wenn einem so etwas um die Ohren gehauen wird, dann kann schon Verzagtheit aufkommen. Dann sieht man sich schnell als „kleines Licht“, das verzagt im Wind flackert. 

Der Beter in Ps 139 scheint frei zu sein von solchen Selbstzweifeln und negativen Bildern von sich selbst. Er ruft zu Gott: Ich danke dir und staune, dass ich so wunderbar geschaffen bin (Ps 139,14).

Jesus scheint das ähnlich zu sehen. Er sagt uns, und zwar jedem von uns
14Ihr seid das Licht der Welt:

Sich das klar zu machen, ist ein wunderbares Mittel gegen Verzagtheit.

Ihr seid das Licht der Welt (Mt 5,14). Das ist keine Aufforderung, sondern eine Feststellung. Ein Zuspruch. Wir müssen dafür nichts leisten, wir sind das schon: Licht der Welt. … Nehmen Sie den Satz, wie er ist: Ihr seid das Licht der Welt. Und lassen Sie ihn wirken. Irgendwo in Ihnen ist Licht. Auf Ihre ganz persönliche Weise leuchten Sie. Ihr Schein trägt dazu bei, dass die Welt für andere heller wird.

Ihr seid das Licht der Welt! Erst danach kommt nun doch eine Aufforderung, aber eben erst jetzt:

Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben!15Es zündet ja auch niemand eine Öllampe an und stellt sie dann unter einen Tontopf. Im Gegenteil: Man stellt sie auf den Leuchter, damit sie allen im Haus Licht gibt.16So lasst euer Licht vor den Menschen leuchten. Sie sollen eure guten Taten sehen und euren Vater im Himmel preisen.« (Mt 5, 14 – 16)

So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten!“ Nicht versteckt, verschämt oder klein, sondern richtig hell. So, dass alle es sehen. Funkelt! Strahlt! Ob Sie’s glauben oder nicht: Die Welt strahlt mit. .... Unser Licht stellen wir mal nicht unter den Tontopf oder den Scheffel, sondern setzen es dahin, wo es hingehört: auf einen Leuchter.

(in: Gemeinschaftswerk der Ev. Publizistik, Leuchten. 7 Wochen ohne Verzagtheit, Fastenkalender, Leipzig, 2022, S. 16.03.)

Ja! Wir sind reich ausgestattet - nicht nur mit Besitz, sondern auch mit Begabungen und Fähigkeiten. Damit können wir leuchten! Zu unserem Wohl und zum Wohle anderer!

Ihr seid das Licht der Welt! Jesus ist sich sicher, als er das in der Bergpredigt sagt. Und er ermuntert uns:

„Stell dein Licht nicht unter den Scheffel!“ … Ein Scheffel ist … ein Maß mit dem man Getreide abmessen kann. In Preußen entsprach ein Scheffel Getreide ca. 50 Pfund, abgemessen in einem großen Holzbottich. Man versteht das Wort, weil es mittlerweile „geflügelt“ ist. Es steht für: „Du kannst mehr, als du meinst oder zugeben willst.“ Es wird als Ermutigung verwendet, im Sinne von „Zeig, was du kannst!“. …

Im Johannes-Evangelium heißt es: „Solange ich in der Welt bin, bin ich das Licht der Welt.“ (Johannes 9,5) Unwillkürlich fragt man sich: Und danach? Ist Jesus heute nicht mehr das Licht der Welt? Anscheinend übergibt Jesus das Licht, während er in der Welt ist, an diejenigen, die ihm nachfolgen.

Mit diesem Gedanken im Hinterkopf bekommt das Wort von Licht und Scheffel einen zusätzlichen Klang: Ihr seid das Licht der Welt in dem Sinn, dass ihr angezündet wurdet. Das Licht, von dem die Rede ist, leuchtet nicht von selbst. Jesus sagt denen, die ihm zuhören, also: Ich will euch nicht umsonst angezündet haben. Was ich euch gegeben habe, sollt ihr nicht für euch selbst behalten. Ich setze euch auf einen Leuchter, damit auch andere etwas davon haben. Zu „Zeig, was du kannst!“ gesellt sich „Setz dich ein für andere!“. Dazu passt auch der letzte Satz unseres Abschnitts: „So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“ Mit anderen Worten: Leuchtet, tut Gutes, zeigt das – aber nicht, damit die Leute euch dafür loben, sondern Gott, der euch angezündet hat.

(Frank Muchlinsky, Fastenmail 4: Und wie ich leuchte!; Hrsg. vom Gemeinschaftswerk der Evang. Publizistik, 15.03.23).

Selbstzweifel nach dem Motto „Huch, ich, die ganze Welt erleuchten – die sind nicht angebracht … Leuchten, strahlen als Mittel gegen die eigene Verzagtheit und die Verzagtheit anderer. Aber wie geht das?

Wolfgang Longardt hat es 1972 in seinem Weihnachtslied beschrieben:

  1. Tragt in die Welt nun ein Licht,
    sagt allen: Fürchtet euch nicht!
    Gott hat euch lieb, Groß und Klein
    Seht auf des Lichtes Schein.
    Tragt zu den Kindern ein Licht,
    sagt allen: Fürchtet euch nicht!
    Gott hat euch lieb, Groß und Klein
    Seht auf des Lichtes Schein.
    Tragt zu den Kranken ein Licht,
    sagt allen: Fürchtet euch nicht!
    Gott hat euch lieb, Groß und Klein
    Seht auf des Lichtes Schein.

Im Gedicht klingt das gut. Aber wie leuchte ich im Alltag? Dann will ich mal konkret werden – und persönlich. Wie habe ich das Leuchten von Menschen im Alltag erlebt?

Wir waren kaum nach Königsdahlum gezogen, da wurden wir von Heinz Schellmann zu seinem 50. Geburtstag eingeladen. Ein tolles Angebot guter Nachbarschaft und eine wunderbare Chance Königsdahlumer/innen kennenzulernen.

Wenig später klingelte Heini Harenberg bei uns. In der Stube fragte er, ob ich nicht Lust hätte, im Kirchenvorstand mitzuarbeiten. Was für ein Vertrauensvorschuss!

Im Stubenregal steht heute noch ein hölzerner Engel, den Bärbel Schellmann 2005 vorbeibrachte. Urtes erste Tumor-OP stand bevor – und sie sollte behütet sein. Und dann vermittelte sie uns unsere erste Haushaltshilfe.

2014 – nach Urtes zweiter Tumor-OP – standen zum Erntedank Hella und Heike vor der Tür. In den Händen trugen sie einen großen Korb mit Eingemachtem. „Ihr konntet ja in diesem Jahr nicht richtig gärtnern und einkochen.“

Zum Geburtstag eine Whatsapp von Ines Schellmann: Lara möchte zum Geburtstag gratulieren – mit einem kleinen Cello-Konzert. Das fand dann in unserer Stube statt.

2015 hinderte mich ein Bänderriss am Autofahren. Fahrverbot vom Hausarzt. Und Urte fährt ja kein Auto mehr. Am Samstagmorgen früh kommt eine Whatsapp von Sabine Fischer: „Ihr könnt ja im Moment beide nicht fahren. Ich habe euch Brötchen an die Tür gehängt! Mache ich die kommenden Samstage auch, wenn es recht ist.“ Es war recht.

Und dann die Corona-Zeit!

Unser freitäglicher Mittagstisch musste erst einmal ausfallen. Freitag, 12 Uhr klingelt das Telefon. „Ich vermisse das gemeinsame Essen und euch“, sagt Cousin Friedrich. „Wie geht es euch?“ Und kaum ist das Gespräch beendet, klingelt es an der Haustür. Im Corona-Abstand steht Elke Lessner vor der Tür. „Ich habe ein bisschen mehr gekocht. Da steht ein Topf Mittagessen für euch auf der Bank.“

Und dann eine Whatsapp für Ines Schellmann: „Ihr seid ja nun Risiko-Patienten. Schick mir eine Whatsapp mit eurem Einkaufszettel, ich stelle euch die Sachen dann vor die Tür.“

Und ich könnte die Liste der Beispiele noch fortsetzen!

Das meint Wolfgang Longardt, wenn er schreibt:

Tragt in die Welt nun ein Licht,
sagt allen: Fürchtet euch nicht!
Gott hat euch lieb, Groß und Klein
Seht auf des Lichtes Schein.

 

Und wo ist Ihnen schon mal ein Licht aufgegangen?

 

 

 

Gebet:

Jesus Christus, du bist das Licht der Welt.

Dein Licht schenkt der Welt Wärme und Geborgenheit, Nähe und Liebe.

Wir danken dir, dass dieses Licht hinein leuchtet

in unsere Familien, in unser Dorf, in unsere Gemeinde.

Wir bitten dich,

lass dieses Licht nicht ausgehen.

Lass uns so viel von diesem Licht in uns tragen,

dass auch wir zum Licht der Welt werden können,

dass auch wir Wärme und Geborgenheit,

Nähe und Liebe schenken können

und unsere kleine Welt ein wenig heller machen.

Amen.