Freitags 5nach6 - Wo das Glück lauert

16. September 2022

317 5nach6 16.09.2022_Wo das Glück lauert                      Seligpreisungen Mt 5,1-12

Quelle: H.Frank, Wo das Glück lauert, in: Ev. Presseverband Bayern, Ev. Zeitung – Thema: Glück – wie das Leben gelingt, 1/2013, S.4ff, Zitate kursiv)

„Geld allein macht nicht glücklich …“, wusste schon der Schauspieler und Komiker Danny Kaye, „es gehören Aktien, Gold und Grundstücke dazu.“ Sein Kollege Peter Falk (Colombo) wendete den Spruch auf interessante Weise: „Geld allein macht nicht unglücklich“.

Wie ist das nun mit dem Geld und dem Glück? Laut einer amerikanischen Studie liegt das Glücksoptimum bei einem Haushaltsjahreseinkommen von 60.000 €. Nun, diese Studie ist mehr als 10 Jahre alt, angesichts der aktuellen Energiekosten und der Inflation dürfte der Betrag, der glücklich macht heute erkennbar höher liegen. Für das Glücksempfinden ist es dann aber egal, ob man monatlich mehr als 5000 € verdient.

Dennoch sind Zweifel angebracht, denn es gibt in Deutschland zu viele unglückliche Menschen, die in Sicherheit und Wohlstand leben. Es hängt wohl auch von unserer Persönlichkeit ab, ob und in welchem Maße wir Glück empfinden können. Offenheit, ein positives Selbstwertgefühl, eine harmonische Partnerschaft, Freunde und Geselligkeit befördern die Fähigkeit zum Glücklichsein.

Wer sich dagegen ständig mit anderen vergleicht, kann nur schwer dabei so etwas wie Glück empfinden. Sie erinnern sich vielleicht an die Sparkassenwerbung „Mein Haus – mein Auto – mein Boot“. Es gibt immer welche, die noch mehr haben … Auch der Vergleich mit vergangenen Tagen nach dem Motto „Früher war alles besser“ verhindert Glücksmomente. Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit. …

Sicher ist dagegen, dass materieller Überfluss das kleine Glück zerstören kann. Studien ergeben, dass Lotto-Millionäre maximal ein halbes Jahr glücklich sind, dann kommt es zu einem furchtbaren Glückskater … Glück lässt sich nicht festhalten, es ist kein Zustand, den wir dauerhaft genießen könne. Glück kann man nur für einen Moment genießen, dann verflüchtigt es sich wie ein leichtes Parfüm.

Wir können unsere … Glücksgefühle schon durch das Warten auf etwas Schönes, Neues und Positives anregen. Wer zwei Wochen vor dem Termin Eintrittskarten für ein schönes Konzert oder ein tolles Fußballspiel ergattert hat, hat zwei Wochen Vorfreude.

Glück spielt in der christlichen Verkündigung kaum eine Rolle. Die Konkordanz, in der aufgezählt wird, welche Worte wo in der Bibel vorkommen, gibt etwa 30 Bibelstellen dafür an. Im Vergleich dazu: Für das Wort „Gold“ gibt es eineinhalb Seiten!

In der evangelischen Kirche spricht man weniger vom Glück, eher von gelingendem Leben. … Jesus sprach zumindest vom Glück, auch wenn er in der Bergpredigt andere Worte dafür benutzte: Selig seid ihr … Wir haben sie anfangs gehört. Sie sind ein „Programm“ für Liebe und Barmherzigkeit, ein Programm für ein Glück jenseits von Reichtum, Ansehen und oberflächlichem Wohlergehen.

In der Apostelgeschichte (2-5) wird die Jerusalemer Urgemeinde vorgestellt, mit ziemlicher Sicherheit die erste christliche Gemeinschaft. Natürlich ist das eine mehr oder weniger schöngefärbte Beschreibung. Aber – sie kann uns eine Ahnung vom Glück geben.

Es waren Menschen, die zu Gottvertrauen und (auf dieser Grundlage, UG) zu einer neuen Gemeinschaft gefunden haben. Sie waren in ihrer Umgebung durchaus beliebt (weil sie Anteil nahmen am Wohlergehen ihrer Mitmenschen, UG) – sicher eine Voraussetzung für Glück. … Sie hatten alles gemeinsam miteinander. Grundbesitz und Häuser wurden zugunsten der Armen verkauft, die Erträge, je nach dem einer bedürftig war, verteilt – also Gütergemeinschaft und Fürsorge, Diakonie. Sie blieben beständig in der Lehre, in der Gemeinschaft, im Brotbrechen und im Gebet. Sie waren glücklich, weil sie es freiwillig und aus Überzeugung taten. Für diese Christen war eindeutig, was für sie der Sinn des Lebens ist. Sie machten gemeinsam die glückliche Erfahrung eines gelingenden Lebens – hier und jetzt. Das ist sicher mehr als das Erleben einiger Glücksmomente. Das heißt nicht, dass es keine Konflikte gab, auch darüber berichtet die Apostelgeschichte … Konflikte, Zweifel und Anfechtungen wird es immer geben – entscheidend ist Umgang mit ihnen.

Für uns heute heißt das: Wir können aus der Geborgenheit Gottes leben, im Bewusstsein des (in Jesus Christus, UG) angebrochenen Reiches Gottes. Gott liebt uns ohne Vorbedingungen mit unseren Schwächen und Abgründen. Im Licht Gottes, der uns behütet und bewahrt, wächst unser Selbstwertgefühl und unser Selbstvertrauen (kann und darf es wachsen, UG). Das kann uns auch einander näher bringen.

Zufrieden und glücklich sein heißt nicht, keine Probleme zu haben. Es bedeutet, dass man lernt, mit ihnen umzugehen, und ihnen nicht erlaubt, dass sie den Blick für die Dinge trüben, über die man glücklich sein kann. Das Glück lauert überall. Manchmal müssen wir uns nur umschauen oder uns Dinge als Geschenk Gottes bewusst machen, die wir für selbstverständlich halten. Deshalb gibt es auch viele Wege zum persönlichen Glück, die jeder für sich selbst finden muss.

Zum Schluss möchte ich konkret werden. Warum bin ich mit, bei 5nach6 ein glücklicher Mensch. Warum komme ich? Warum kommen Sie freitags um kurz vor sechs hierher?

Wir sind sicher ein gutes Stück entfernt von der Jerusalemer Urgemeinde. Aber ein kleines Stück von deren Glück erlebe ich auch hier. Ich wiederhole noch einmal einige Merkmale der Jerusalemer Urgemeinde:

Gottvertrauen, Gemeinschaft, beliebt sein (weil sie Anteil nahmen am Wohlergehen ihrer Mitmenschen) Gütergemeinschaft und Fürsorge, Brotbrechen, Gebet. Freiwilligkeit und Überzeugung, Sinn des Lebens, Umgang mit Konflikten, Zweifeln und Anfechtungen.

Gottvertrauen: Ich vermute mal, dass jeder von uns eine Beziehung zu Gott hat. Die entwickelt sich natürlich mit uns und das ist durchaus nicht immer eine harmonische Beziehung. Bei manchem Todesfall z.B. fragt man sich und vor allem Gott vielleicht: Warum? Und warum so? Aber es ist eine Gottesbeziehung, keine Beziehungslosigkeit.

Gemeinschaft: Natürlich leben wir nicht als Gruppe zusammen und stehen uns auch unterschiedlich nahe. Aber gleichgültig sind wir einander nicht. Wenn z.B. eine(r) fehlt oder erkennbar schlecht drauf ist, fragen wir nach, gehen mal vorbei, rufen an, schreiben eine WhatsApp. Wenn wir über Beispiele gegenseitiger Hilfe reden würden, wären wir nicht kurz vor sieben Uhr daheim.

Beliebtheit: Naja, ob wir von 5nach6 beliebt sind … Mindestens aber werden wir respektiert. Veranstaltungen der Dorfgemeinschaft beispielsweise werden aus Rücksicht auf uns nicht vor 19 Uhr terminiert, das habe ich bei den Terminabsprachen im DGH erlebt.

Gütergemeinschaft und Fürsorge: Wir haben jeder noch unser eigenes Konto und unseren Besitz, von Gütergemeinschaft sind wir weit entfernt. Aber im Laufe der Jahre hat die 5nach6-Gruppe geschätzt zwei-, dreitausend Euro zusammengelegt.

Brotbrechen: Wir feiern bei 5nach6 nicht das Abendmahl, aber wir teilen Marmeladenbrote, Kekse, Obst, Rezepte.

Gebet: Natürlich beten wir bei 5nach6.

Freiwilligkeit und Überzeugung, Sinn des Lebens: Selbstverständlich sind wir freiwillig hier, aufgrund der Überzeugung, dass das, was wir hier tun, uns und unserem Leben als Einzelne und im Dorf guttut und damit Sinn macht.

Umgang mit Konflikten: Na, Konflikte tragen wir hier eigentlich nicht aus, aber wir haben sie hier auch nicht spürbar. Dazu ist unsere Gemeinschaft sicher auch nicht eng genug.

Zweifel und Anfechtungen: Sie kommen zum Ausdruck, in Zwischenbemerkungen oder in den Gesprächen auf dem Heimweg.

5nach6 ist nicht das Glück, aber es ist ein Glück – zumindest für mich.  

 

Gebet

Ach Gott, ich schaue zu dir auf und hoff, dass du mich siehst,
das du mich nimmst, so wie ich bin, und was ich brauch, mir gibst.
… du weißt, was ich begehr,
… und was ich wünsch so sehr.
Ich kleines armes Menschenkind, ich denk an Ruhm und Ehr,
an Gold und bunten Edelstein, doch brauch ich das so sehr?
In meinem kleinen Erdenkreis, da zählt sowas die Welt,
und richtig glücklich scheint zu sein, wer hat viel Ruhm und Geld.
Doch ist der wirklich so zufrieden, oder scheint’s nur so zu sein?
Scheint der, der wirklich reich am Geld, auch wirklich reich zu sein?
Ach, guter Gott, du kannst ins Herze sehn,
nur du kennst mich, nur du kannst mich verstehn.
So geb ich mich in deine Hand
und hoffe nun auf dich.
Und sollt ich schon am Abgrund steh’n, so, bitte, rette mich.
Mach aus diesem dürr Gestrüpp den schönsten Rosenstrauch,
und gib mir, was ich wirklich brauch. / Guido Hobitz