Freitags 5nach6 - 7 W ohne Panik 2

07. März 2025

419 5nach6_07.03.25_7 W ohne Panik 2         Ps 104

Du gibst ihnen: sie sammeln ein; du tust deine Hand auf: sie werden gesättigt mit Gutem. Du verbirgst dein Angesicht: sie erschrecken; du nimmst ihren Odem hinweg: sie hauchen aus und kehren zurück zu ihrem Staube. Du sendest deinen Odem aus: sie werden erschaffen, und du erneuerst die Fläche des Erdbodens.

So haben wir eben in unserem Psalm gebetet. Odem, Atem … Luft holen. Luft holen - 7 Wochen ohne Panik, das ist die Überschrift über die diesjährige Fastenzeit, die weniger eine Verzicht- als eine Nachdenkzeit sein will.

Ja, wenn wir keine Luft bekommen, wenn es eng wird in der Brust, dann geraten wir in Angst. Eng und Angst, das hängt wortgeschichtlich zusammen. Und wenn die Angst sich steigert, dann wird daraus Panik.

Das Wort Panik ist vom griechischen Hirtengott Pan abgeleitet Die Sage erzählt, dass er in der größten Mittagsstille durch einen lauten Schrei auf einmal ganze Herden zu plötzlicher und anscheinend sinnloser Massenflucht aufjagen könne („panischer Schrecken“). Im schlimmsten Fall führt das zum Herzstillstand und zum Tod.

Aber reden wir über das Gegenteil, reden wir über das Leben, das der Atem ermöglicht. Weil Leben ohne Atem nicht möglich ist, hat nicht nur der Psalmdichter davon geschrieben. Schon die noch ältere Schöpfungserzählung sieht den Anfang allen menschlichen Lebens untrennbar mit dem Atem verbunden. Und der erste Atemzug, der den Menschen belebte, war danach der Atem Gottes (1Mos 2,7):

Da formte Gott der Herr den Menschen aus Staub vom Erdboden. Er blies ihm den Lebensatem in die Nase, und so wurde der Mensch ein lebendiges Wesen.

Der erste menschliche Atemzug. In der Bibelstelle erweckt Gott den Menschen zum Leben. Verleiht ihm Neugier, Schwung, Kreativität, Schöpfungsideen und -kräfte. Das alles steckt in seinem Odem - dem Atem Gottes, der auch uns belebt.

Den Lebensodem zu spüren, braucht Zeit. Achtsame Augenblicke. Sieben Wochen liegen vor uns, in denen wir auf unsere inneren Bewegungen hören. Was brauche ich wirklich? Wo umtosen mich Winde, erstürmen mein Leben und wehen mich fort?

Wenn Leibeigene im Mittelalter in die Stadt flohen, dann waren sie frei. „Stadtluft macht frei!“ Das ist sozusagen die politische Seite des Luftholens: befreit aufatmen können!

Wo ist der Zug frischer Luft, der mich befreit. Fenster auf. Wir atmen alle paar Sekunden ein, am Tag fast dreizehntausend Liter Luft. Jeder dieser Atemzüge kann uns an den ersten göttlichen Hauch erinnern. Mensch, hol Luft!

Wir müssen gar nicht viel tun: Fenster aufmachen und die frische Luft einströmen lassen. Allzu oft war die Fastenzeit einseitig als Passions- und Leidenszeit verstanden worden. Sie bietet aber auch Räume und stößt das Fenster weit auf: frische Luft für frische Gedanken!

Wenn ich morgens die Haustür öffne, um die Zeitung aus dem Briefkasten zu holen, oder abends noch einmal vor die Tür trete, ja, dann kann es sein, dass ich das Leben rieche!

Erde riecht, Blumen und Getreide riechen, Vogelgezwitscher liegt in der Luft ein warmer Zug in der Winterluft zeigt an, dass es bald Frühling wird, Abendkühle in der warmen Sommerluft kündigt den Herbst an und erfrischt den sommerlich erhitzten Körper. Rauch in der Luft lässt eine grillende Gemeinschaft vermuten oder eine wohlig warme, mit Holz beheizte Stube. Und wenn ich draußen Wäsche von der Leine nehme, dann hat sich die Luft darin gefangen. Was für ein Duft steigt mir da in die Nase, wenn ich sie ins Handtuch drücke!

Ja, da kann man mit dem Kirchenlied schon dankbar rufen: Gott gab uns Atem, damit wir leben (EG 432)! Atmen, Luft holen – das ist Leben, das ist mehr als nur die Versorgung mit dem lebensnotwendigen Sauerstoff. Die Luft kann förmlich nach Leben riechen!

Aber was für ein Leben soll es nach Gottes gutem Willen für uns sein, für das wir Luft holen?

1) Gott gab uns Atem, damit wir leben.
Er gab uns Augen, dass wir uns sehn.
Gott hat uns diese Erde gegeben,
dass wir auf ihr die Zeit bestehn.
Gott hat uns diese Erde gegeben,
daß wir auf ihr die Zeit bestehn.

Augen, dass wir uns sehen … Wir sollen also nicht nur auf die geschenkten und uns anvertrauten Schönheiten der Schöpfung und auf uns selbst sehen. Wir sollen auch einander sehen. Das ist unsere Aufgabe, unsere „Prüfung“, die es zu bestehen gilt.

2) Gott gab uns Ohren, damit wir hören.
Er gab uns Worte, dass wir verstehn.
Gott will nicht diese Erde zerstören.
Er schuf sie gut, er schuf sie schön.
Gott will nicht diese Erde zerstören.
Er schuf sie gut, er schuf sie schön.

Worte, dass wir verstehen … hinhören, zuhören, wie selten gelingt das in diesen Zeiten, in der es für alle offensichtlich nur darauf ankommt, selbst möglichst viele Worte möglichst laut in die Welt hinauszuposaunen!

Und vergessen wir auch nicht die geschriebenen Worte, z.B. die Worte der Bibel. Auch sie gilt es zu verstehen. Und wenn wir z.B. die großen Erzählungen von der Schöpfung oder der Arche Noah richtig verstehen, dann wissen wir auch, was die Aufgabe, die Prüfungsaufgabe ist, die wir laut Strophe 1 bestehen sollen: Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung!

3) Gott gab uns Hände, damit wir handeln.
Er gab uns Füße, dass wir fest stehn.
Gott will mit uns die Erde verwandeln.
Wir können neu ins Leben gehn.
Gott will mit uns die Erde verwandeln.
Wir können neu ins Leben gehn.

Ja, und das Hören und das Verstehen sollen Folgen haben. Von einem festen Standpunkt aus -

Gebet:

Der mich atmen lässt, bist du lebendiger Gott,

der mich leben lässt, bist du, lebendiger Gott,

der mich schweigen lässt, bist du, lebendiger Gott

der mich reden lässt, bist du, lebendiger Gott

 

Der mich warten lässt, bist du, lebendiger Gott,

der mich handeln lässt, bist du, lebendiger Gott,

der mich Mensch sein lässt, bist du, lebendiger Gott,

der mich atmen lässt, bist du lebendiger Gott

 

Der mich pflanzen lässt, bist du, lebendiger Gott,

der mich wachsen lässt, bist du, lebendiger Gott,

der mich reifen lässt, bist du, lebendiger Gott,

der mich atmen lässt, bist du, lebendiger Gott

 

Der mich glauben lässt, bist du, lebendiger Gott,

der mich hoffen lässt, bist du, lebendiger Gott,

der mich lieben lässt, bist du, lebendiger Gott,

der mich atmen lässt, bist, lebendiger Gott.

 

Der mich weinen lässt, bist du, lebendiger Gott,

der mich lachen lässt, bist du, lebendiger Gott,

der mich trösten lässt, bist du, lebendiger Gott,

der mich atmen lässt, bist du, lebendiger Gott.

 

Der mich tanzen lässt, bist du, lebendiger Gott,

der mich still sein lässt, bist du, lebendiger Gott,

der mich singen lässt, bist du, lebendiger Gott,

der mich atmen lässt, bist du, lebendiger Gott.

Danke, du belebender Gott.

 

Pause machen, Atem holen.:
https://www.erzbistum-koeln.de/export/sites/ebkportal/seelsorge_und_glaube/lebensphase-alter/.content/.galleries/downloads/altenheimseelsorge/Pause-machen-Atem-holen.pdf

 

 

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St. Johannis Königsdahlum