388_5nach6_19.07.24_Kirche ist wie Fußball 2
Ich hatte behauptet, dass wir moderne Gleichnisse, aktuelle Vergleiche zwischen unserer Lebenswirklichkeit und der christlichen Botschaft brauchen, um eben diese Botschaft anschaulich und verständlich „rüberzubringen“ – für Gemeinde und Kirchenvorstand. Und ein Beispiel aktueller Lebenswirklichkeit könnten - anlässlich der Fußball-EM - der Fußball und seine Helden sein.
Und so könnte eine Fußballreportage im Radio klingen:
Die Gefahr kommt von rechts! Mbappe sprintet an der Außenlinie entlang und flankt hoch in den Strafraum. Der Ball kommt genau auf die Mittelstürmerposition, wo Gerard steht – oh, wie kann der so frei stehen?! Wo ist Verteidiger Rüdiger?! Gerard springt hoch und torpediert den Ball mit dem Kopf gezielt und gekonnt in den linken Torwinkel … Torwart Neuer hechtet und … kann den Ball mit den Fingerspitzen gegen den Pfosten. Von dort springt der Ball zurück in den Strafraum. Mittelstürmer Gerard kommt noch einmal heran, kann den Ball aber mit der Fußspitze nur noch ins Toraus schubsen. Glück gehabt. Verteidiger Rüdiger läuft auf Torwart Neuer zu und klatscht ihn ab.
Torwart Neuer winkt seinen Kameraden zu, nach vorne aufzurücken, und macht einen weiten Abschlag. Aber – genau in die Füße des Gegners! Diesmal ist es Außenstürmer Koulo Muani, der allein auf Torwart NN zu stürmt! Er legt sich den Ball vor … aber zu weit! Torwart Neuer stürzt aus seinem Strafraum heraus! Mit dem Fuß kann er den Ball gerade noch nach links zu Kroos schieben, dem Mittelfeldregisseur. Auch diesmal hat der den Überblick und leitet die Kugel gleich weiter zu Linksaußen Musiala. Der umdribbelt einen gegnerischen Verteidiger, treibt den Ball auf die linke Strafraumecke zu – und zieht ab! Aus Fast 30 Metern! Und … der Ball schlägt ein! Tor! Tor! Tor!
Doch vergeblich. Am Ende geht das Spiel verloren. Niedergeschlagen gehen die Spieler vom Platz. Einsam wirken sie. Trainer Nagelsmann geht zu seinen Spielern und legt jedem tröstend den Arm um die Schultern.
Und was kann man daraus schon groß an „Christlichem“ deutlich machen für Gemeinde und Kirchenvorstand?
Die Gefahr kommt von rechts!
Nun, wenn man dem Verfassungsschutz und einigen kirchenleitenden Personen und Gremien Glauben schenken darf, dann ist das so. Eine politische Aussage!
Was sagt uns das? Kirche und Gemeinde existieren nicht im luftleeren Raum. Politische Entwicklungen und Entscheidungen beeinflussen auch die Kirchen – und umgekehrt beeinflussen kirchliche Äußerungen auch die Politik.
Sich einfach raushalten? „Wer schweigt, scheint zuzustimmen“, sagt Papst Bonifatius VIII. (1235 – 1303).
Mbappe sprintet an der Außenlinie entlang und flankt hoch in den Strafraum. Der Ball kommt genau auf die Mittelstürmerposition, …
„Einsam bist du klein, aber gemeinsam werden wir Anwalt des Lebendigen sein …“ heißt es in einem Kirchenlied. Ja, Kirche ist wie Fußball ein Mannschaftssport und – „wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich in ihrer Mitte“ (Mt 18, 19f). (Was nicht zwangsläufig heißt, dass Jesus Mittelstürmer wäre …). Und in dieser Gemeinschaft spielt man sich zu, arbeitet man zusammen.
wo Gerard steht – oh, wie kann der so frei stehen?! Wo ist Verteidiger Rüdiger?! NN springt hoch und torpediert den Ball mit dem Kopf gezielt und gekonnt in den linken Torwinkel …
In dieser Gemeinschaft kommt es auf jeden Einzelnen und seine Fähigkeiten an. Im Kirchenlied „Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt“ heißt es in Strophe 3: „Ein jeder stehe, wo er steht, und tue seine Pflicht, wenn er sein Teil nicht treu erfüllt, gelingt das Ganze nicht.“
Torwart Neuer hechtet und … kann den Ball mit den Fingerspitzen gegen den Pfosten. Von dort springt der Ball zurück in den Strafraum. Mittelstürmer Gerard kommt noch einmal heran, kann den Ball aber mit der Fußspitze nur noch ins Toraus schubsen. Glück gehabt. Verteidiger Rüdiger läuft auf Torwart Neuer zu und klatscht ihn ab.
Torwart Neuer hat „sein Teil“ offensichtlich und zur Freude seiner Mannschaftskollegen „treu erfüllt“. Anders als Verteidiger Rüdiger, der den Mittelstürmer nicht im Auge gehabt hatte und jetzt auf seinen Torwart zuläuft und ihn dankbar und anerkennend abklatscht.
Was lässt sich in dieses Abklatschen hineinlesen? Für mich viererlei:
Verteidiger Rüdiger hat seinen Fehler erkannt.
Er steht auch nach außen hin zu seinem Fehler.
Sein Abklatschen mit dem Torwart ist auch eine Bitte um Entschuldigung.
Torwart Neuer hat nicht nur den Fehler des Verteidigers ausgebügelt im Interesse der Gemeinschaft; sein Abklatschen zeigt dem Mannschaftskameraden: „Ich entschuldige deinen Fehler!“
„Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht? “ heißt es bei Matthäus (dem Evangelisten, nicht bei Lothar Matthäus, dem Fußballexperten - Mt 7,3). Verteidiger Rüdiger hat seinen Balken (oder sein Brett vor dem Kopf) rückblickend erkannt und bedauert.
An anderer Stelle erzählt Matthäus: (Mt 18, 21-35). Da trat Petrus zu Jesus und sprach: „Herr, wie oft soll ich meinem Bruder, der gegen mich sündigt, vergeben. Siebenmal?'' Jesus antwortet ihm: ``Ich sage Dir, nicht siebenmal sondern siebzig mal sieben mal.''
Torwart Neuer handelt ganz in diesem Sinne. Er trägt die Fehlerlast des anderen. So empfiehlt es auch der Galaterbrief: „Einer trage des anderen Last“ (Gal 6,2)
Torwart Neuer winkt seinen Kameraden zu, nach vorne aufzurücken, und macht einen weiten Abschlag. Aber – genau in die Füße des Gegners! Diesmal ist es Außenstürmer Kuolo Muani, der allein auf Torwart Neuer zu stürmt! Er legt sich den Ball vor … aber zu weit! Neuer stürzt aus seinem Strafraum heraus! Mit dem Fuß kann er den Ball gerade noch nach links zu Kroos schieben, dem Mittelfeldregisseur.
Gerade noch den Fehler eines anderen ausgebügelt und nun selbst einen Bock geschossen! Aber Torwart Neuer kann ihn wieder gutmachen.
Aber wie macht er das? Er verlässt seinen Strafraum, denn weit und breit ist kein Mitspieler zu sehen!
Wikipedia schreibt: Der Torwart ist der defensivste Spieler … und seine Hauptaufgabe besteht darin zu verhindern, dass der Ball ins Tor der eigenen Mannschaft gelangt.
Im Regelfall steht der Torwart in einem Tor, deshalb heißt er so. Aber manchmal muss man im Interesse der Sache einen Bereich verlassen, eine andere Aufgabe und Rolle übernehmen.
Der deutsche Torwart Manuel Neuer war einer der ersten, der die Torwartrolle so offensiv interpretiert und in bestimmten Situationen zum Feldspieler wird. Ähnlich machen es moderne Außenverteidiger, die gerne auf den Flügel nach vorne sprinten und als Links- oder Rechtsaußen gefährliche Flanken in den gegnerischen Strafraum schlagen.
Sie alle haben auch einen großen biblischen Vorgänger, der seinen vertrauten Platz verlassen hat und an anderer Stelle Großes bewirkt hat: Der Schafhirte Mose sträubt sich mit Händen und Füßen dagegen, zum Pharao zu gehen und zum Interessenvertreter seines Volks zu werden. Aber letztendlich tut er es – mit historischem Erfolg!
Wie oft haben wir im Kirchenvorstand gedacht (und auch gesagt) „das kann ich nicht, das traue ich mir nicht zu“ und dann ging es doch – zur eigenen und allgemeinen Überraschung.
Auch diesmal hat Kroos, der Mittelfeldregisseur, den Überblick und leitet die Kugel gleich weiter zu Linksaußen Musiala.
In Kirche und Gemeinde braucht es gelegentlich nicht nur eine Person, die den Überblick (und möglichst auch den Durchblick) hat, weil das Geschehen und die Zusammenhänge oft doch für einen zu vielschichtig und kompliziert sind.
Und wer hat bei uns den Überblick, den Durchblick, zeigt Wege? „Dein Wort ist meines Fußes Leuchte“ haben wir vorhin gebetet (Ps 119). Gott selbst will unser Regisseur sein, uns Wege zum gelingenden Leben aufzeigen.
Der umdribbelt einen gegnerischen Verteidiger, treibt den Ball auf die linke Strafraumecke zu – und zieht ab! Aus Fast 30 Metern! Und … der Ball schlägt ein! Tor! Tor! Tor!
Doch vergeblich. Am Ende geht das Spiel verloren. Niedergeschlagen gehen die Spieler vom Platz. Einsam wirken sie. Trainer Nagelsmann geht zu seinen Spielern und legt jedem tröstend den Arm um die Schultern.
Hier gilt Ps 23:
Und ob ich schon wanderte im finstern Tal,
fürchte ich kein Unglück;
denn du bist bei mir,
dein Stecken und Stab trösten mich.
Übrigens: Fußball hat auch biblische Wurzeln.
Gerade im Tor trafen sie aufeinander (1Sm 9,18) heißt es von Samuel und Saul.
Und auch Paulus schien im Fußballspiel seine Rolle gefunden zu haben: „Ich will … unerschrocken verteidigen“ sagt er laut Apg 24,10.
Gebet:
EG 609,1-5 Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt
1. Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt, fährt durch das Meer der Zeit.
Das Ziel, das ihm die Richtung weist, heißt Gottes Ewigkeit.
Das Schiff, es fährt vom Sturm bedroht durch Angst, Not und Gefahr,
Verzweiflung, Hoffnung, Kampf und Sieg, so fährt es Jahr um Jahr.
Und immer wieder fragt man sich: Wird denn das Schiff bestehn?
Erreicht es wohl das große Ziel? Wird es nicht untergehn?
Refrain: Bleibe bei uns, Herr! Bleibe bei uns, Herr,
denn sonst sind wir allein auf der Fahrt durch das Meer. O bleibe bei uns, Herr!
2. Das Schiff, das sich Gemeinde nennt, liegt oft im Hafen fest,
weil sich’s in Sicherheit und Ruh bequemer leben lässt.
Man sonnt sich gern im alten Glanz vergangner Herrlichkeit,
und ist doch heute für den Ruf zur Ausfahrt nicht bereit.
Doch wer Gefahr und Leiden scheut, erlebt von Gott nicht viel.
Nur wer das Wagnis auf sich nimmt, erreicht das große Ziel!
3. Im Schiff, das sich Gemeinde nennt, muss eine Mannschaft sein,
sonst ist man auf der weiten Fahrt verloren und allein.
Ein jeder stehe, wo er steht, und tue seine Pflicht,
wenn er sein Teil nicht treu erfüllt, gelingt das Ganze nicht.
Und was die Mannschaft auf dem Schiff ganz fest zusammenschweißt
in Glaube, Hoffnung, Zuversicht, ist Gottes guter Geist.
4. Im Schiff, das sich Gemeinde nennt, fragt man sich hin und her:
Wie finden wir den rechten Kurs zur Fahrt im weiten Meer?
Der rät wohl dies, der andre das, man redet lang und viel
und kommt – kurzsichtig, wie man ist – nur weiter weg vom Ziel.
Doch da, wo man das Laute flieht und lieber horcht und schweigt,
bekommt von Gott man ganz gewiss den rechten Weg gezeigt!
5. Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt, fährt durch das Meer der Zeit.
Das Ziel, das ihm die Richtung weist, heißt Gottes Ewigkeit.
Und wenn uns Einsamkeit bedroht, wenn Angst uns überfällt:
Viel Freunde sind mit unterwegs auf gleichen Kurs gestellt.
Das gibt uns wieder neuen Mut, wir sind nicht mehr allein.
So läuft das Schiff nach langer Fahrt in Gottes Hafen ein.