Freitags 5nach6 - Pfingsten 3

30. Juni 2023

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Quelle: Dagmar Knecht, Jens Uhlendorf, Pfingstleuchten. Gottesdienst an Pfingsten (hrsg. vom Gottesdienst-Institut, Nürnberg, 2023, S.13 – 21, Zitate kursiv)

Pfingsten, das Fest der Dreiheit, Gottes, der Trinität Gottes hat eine lange Wirkungszeit – habe ich an den letzten Freitagen gesagt. Das gilt für die bis zu 24 Wochen der Trinitatiszeit. Also auch heute.

Die klassischen Pfingstbilder zeigen eine weiße Taube, gerne aber auch feurige Zungen. Heute sehen wir ein etwas anderes Bild … (Rüdiger Pfeffer, Pfingsten (2012), hrsg. vom Gottesdienst-Institut, Nürnberg, 2023 – zu sehen auf dessen Homepage: Karte Pfingsten (Pfeffer) (gottesdienstinstitut.org)

Nach Pfingsten sucht die junge Jesusbewegung ihren Weg ....

… Jesus hatte gesagt: „Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird. Ihr werdet meine Zeugen sein.“ …Sie hatten das Gefühl, auf sich allein gestellt zu sein.

Sie taten, was Jesus ihnen aufgetragen hatte. Sie gingen zurück nach Jerusalem und begannen, ihr Leben als Gemeinschaft zu gestalten. Sie legten fest, wer was zu tun hatte und wo sie sich treffen konnten, um zu beten. Weitere Fragen tauchten auf: Wie sollte das jetzt weitergehen mit ihnen? Wann würde Jesus sein Versprechen wahr machen? Und wie würde das sein, wenn sie die Kraft des Heiligen Geistes empfingen!?

Als es geschah, waren sie alle an einem Ort versammelt. So erzählt es die Apostelgeschichte: Ein Brausen kam aus dem Himmel, wie von einem gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Es erschienen ihnen Zungen, zerteilt wie von Feuer; die setzten sich auf jeden von ihnen, und sie wurden alle erfüllt von dem heiligen Geist.

(Bildkarte)

Der Künstler Rüdiger Pfeffer hat zu dem Pfingstgeschehen dies Bild gemalt. Im Zentrum sehen wir eine Taube. Sie hat ihre Flügel ausgebreitet. Ein Windhauch, der aus dem Himmel kommt und alles verwandelt. Menschen wie Blumen auf dem Feld. Und um sie herum explodieren die Farben: Gelb, Rot, Blau, Grün, Lila und manche andere Zwischentöne. Was diese Farben uns wohl über das Pfingstgeschehen erzählen können? Ich schlage vor, wir lassen sie selbst sprechen und hören in das Bild hinein.

Gelb   Ich bin die Farbe Gelb. Seht her, ich umgreife das ganze Pfingstgeschehen. Ich stehe für das Licht, das alles hell macht. Das Licht, das sich ausbreitet. Das alles durchdringt und umstrahlt. Das große Wegzeichen der Hoffnung! Die frohe Botschaft. Das Evangelium. Die Sonne der Gerechtigkeit.

Rot     Nun mach mal ´nen Punkt! Ich bin die Farbe Rot. Ich stehe hier für Leidenschaft, Freude und für die Liebe Gottes. ... Schaut nur, wie die Blumen sich mit mir schmücken, wie sie aufblühen und leuchten. Was kann so leuchten wie die Farbe Rot?! So kraftvoll, so voller Energie?! Ich zeige, wie ein Funke überspringt. Schaut nur, wie sich die Blumen zueinander neigen. So wie Menschen, die der Geist Gottes ergreift ...

Blau   Ich bin die Farbe Blau. Manchmal stehe ich für das weite Meer. Aber viel öfter stehe ich für den … Himmel. Für den Himmel, der sich den Menschen auftut. Dann spiegelt sich in mir die Ewigkeit. Dann wird in mir der Ewige sichtbar. Und du kannst dir in mir deine Sehnsüchte ausmalen. Doch markiere ich auch eine Grenze…
Der Himmel muss Himmel bleiben. So wie auf diesem Bild. Der Himmel muss Menschen eine Grenze setzen. Sie würden sich sonst verlieren. Von sich aus kennen Menschen nämlich keine Grenzen. Und wenn sie Grenzen erkennen, versuchen sie sie zu überschreiten und zu sprengen. So ist der Mensch.
Alles soll immer wachsen und größer werden. Und noch größer und noch weiter und noch schneller und noch höher werden. Bis es zur großen Katastrophe kommt. Wie beim Turmbau zu Babel! Als sie in Vorzeiten versuchten, einen Turm bis in den Himmel zu bauen. Und scheiterten. Zerstreut wurden. Sich zerstritten. Keine gemeinsame Sprache mehr sprechen konnten!?

            Lässt man dem Größenwahn seinen Lauf, führt er in letzter Konsequenz immer in die Zerstörung. Deshalb ist es so wichtig, dass Menschen die Grenzen akzeptieren lernen, die Gott ihnen gesetzt hat! Den Himmel kann man nicht erobern, aber man kann ihn sich schenken lassen. Dann ist er offen, wie in diesem Bild…

Lila     Ich bin die Farbe Lila. Oder in Kirchenkreisen besser bekannt als Violett! … In mir leuchtet die allererste Botschaft von Jesus auf: Tut Buße. Glaubt an das Evangelium. Wer sich verrannt hat, der hat die Chance umzukehren. Du hast immer eine zweite Chance. Jeder und jede. Und eine dritte Chance. Und eine vierte Chance.

Ich, Lila, stehe für den Weg zurück ins Leben. Der verlorene Sohn ist mein Held. In vielen schmerzhaften Prozessen erinnere ich an die Grenzen, die den Menschen gesetzt sind. Aber durch mich hindurch scheint etwas viel Größeres: Die grenzenlose Liebe Gottes. Durch die Farbe Lila scheint immer die Farbe Rot.

Rot     So ist es! Gottes Liebe scheint durch alles hindurch!

Blau   Das mag schon sein. Dennoch gibt es Orte, da ist von dir, Rot, nichts mehr zu sehen. Jedenfalls nicht für das menschliche Auge. Und ich, Blau, weiß, wovon ich rede. Schaut euch nur das Pfingstbild an: Zuerst ist da ein Kranz aus Hellblau, Himmelblau, das schauen sich alle gerne an. Doch dann färbt sich mein Blau tief ein. Das macht manche vielleicht schon unruhig. Und dann wird mein Blau immer dunkler und dunkler und noch dunkler. Und am Ende… sehen die Menschen Schwarz.

           Plötzlich ist da Finsternis. Und die vielen schwarzen Löcher des Lebens werden sichtbar. Und von ihnen geht eine gewaltige Sogwirkung aus.

            Menschen denken dann: In dieser Welt da draußen ist so viel Dunkelheit: Soviel Tod und Leid und Gewalt und Unrecht. Wo ist da Licht in all dieser Finsternis?! Wo ist Gott?

Lila     Es gibt da keine einfache Antwort. ...

Rot     Gott ist in all dieser Finsternis. Selbst dort, wo kein menschliches Auge mehr Licht wahrnehmen kann.

Lila     Selbst in dem tiefsten Dunkel ist Gott. Aber Gott lässt sich nicht von der Finsternis gefangen nehmen.

Blau   Gott geht durch alle Finsternis hindurch. Mit uns allen.

Gelb   So bezeugt es das Evangelium: Das Licht scheint in der Finsternis und die Finsternis hat´s nicht ergreifen können. Das ist das wahre Licht.

Rot     Das ist das Bild, das der Heilige Geist uns sehen lässt: Immer ist die Liebe Gottes stärker als der Tod. Schaut euch nur mal den schwarzen Kranz oberhalb des Flügels der Taube an.

Lila     Da ist aber nun kein bisschen Rot zu sehen.

Rot     Die Farbe Rot nicht. Aber das Wesen der Farbe Rot lässt sich selbst im Schwarzen erkennen. Wenn das mal kein Herz ist, da oben rechts im Blau.

Lila     Jetzt sehe ich es auch, das Herz. Rechts oben. Der Umriss eines Herzens.

Blau   Gott kann selbst dort, wo wir schwarz sehen, seine Liebe einzeichnen.

Rot     Sag ich doch: Gottes Liebe ist immer stärker als der Tod.

Grün  Oder um es noch deutlicher zu sagen: Gott zeigt uns immer wieder, dass das Leben über den Tod siegt! … Ich bin ja hier auf dem Bild – wie nach langen Wintern – nur als schmales Band zu sehen. Das macht, dass ich manchmal lange auf meinen Auftritt warten muss ...

           Und ich freue mich, wenn ich jedes Jahr wieder mit der ganzen Schöpfung mein Lied singen kann: … Geh aus, mein Herz und suche Freud) Jedes neue Blatt verkündet es mit mir. Jeder Grashalm, der sich im Frühregen zeigt. Das Leben siegt!

Gelb   Jesus Christus sagt es so: Ich lebe und ihr sollt auch leben! (Verweis Altar!) Dabei ist Jesus auf diesem Bild gar nicht zu sehen!

Lila     Das stimmt nur, wenn man sich von einzelnen Farbeindrücken blenden lässt.

Blau   Denn Jesus zeigt sich nicht nur in jeder Farbe …

Rot     Er zeigt sich vor allem in der Summe aller Farben.

Gelb   Dann, wenn alle Farben zusammengenommen, Weiß ergeben.

Blau   Weiß, wie die Farbe der Taube, die vom Himmel herabkommt.

Rot     Wie das Weiß, das auch mitten unter den Menschen aufscheint. … Weil Jesus dort ist, wo zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind.

Blau   Weil dort, wo Jesus ist, sich Himmel und Erde berühren.

Lila     Weil wir dort den Sieg über den Tod feiern, die zweite Chance.

Grün  Weil dort das neue Leben mitten unter uns heranwächst.

Rot     Weil dort Gottes Liebe durch alles hindurchscheint. So ist Pfingsten ...