Freitags 5nach6 - 7 W ohne Panik 5

28. März 2025

422 5nach6_28.03.25_7 W ohne Panik 5                      Ps 104

Ein sperriger Satz ist es, den der evangelische Fastenkalender für diese Woche vorsieht. Zunächst der Zusammenhang (Joh 20,19f). Nach der Hinrichtung und den ersten aufrüttelnden Nachrichten von einer angeblichen Auferstehung Jesu saßen die Jünger beisammen. Der Evangelist Johannes erzählt:

19Es war Abend geworden an diesem ersten Wochentag nach dem Sabbat. Die Jünger waren beieinander und hatten die Türen fest verschlossen. Denn sie hatten Angst vor den jüdischen Behörden. Da kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte: »Friede sei mit euch!«

20Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Die Jünger freuten sich sehr, als sie den Herrn sahen. 21Jesus sagte noch einmal: »Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich jetzt euch!« 22Dann blies er sie an und sagte: »Empfangt den Heiligen Geist! «

Hier wird also nicht Atem geholt, hier wird Atem gespendet – wie zur Lebensrettung im Rahmen der Ersten Hilfe. Eigentlich ist es mehr als ein Atemhauch. Es ist ein Anblasen wie bei einem Windzug.

Der auferstandene Jesus trifft auf seine Jünger/innen. Ängstlich und mutlos haben sie sich abgeschottet. Jesus gibt ihnen wieder Kraft und eine hoffnungsstiftende Perspektive. Er sendet sie in die Welt. Das Sinnbild für den frischen Wind, den er bringt: Er pustet sie an. Das erinnert an die Szene aus der Schöpfungserzählung. Gott blies dem Menschen seinen Odem ein. Gottes Geistkraft bewegt. Jeder Atemzug verbindet uns mit dieser Energie! Und wir können sie auch weitergeben … (M.Vorländer, in: Ev. Verlagsanstalt -Hg.- Fastenkalender Luft holen! Sieben Wochen ohne Panik, Leipzig, 2024, Tag 27. März).

Gottes Atem als frischer Wind unter unseren bisweilen schlaffen Flügeln. Das erinnert schon ein wenig an Pfingsten, mit seinem windigen Brausen in der Luft.

Warum eigentlich Wind? Warum nicht ein Handauflegen, eine Taufe oder eine andere Segensbewegung?

Die Menschen im Israel der damaligen Zeit kennen Wind nur zu gut. Sie wissen, wie facettenreich und unterschiedlich Wind sein kann – wie Gott.

Am häufigsten weht in Palästina der Westwind (vom Mittelmeer her), der im Sommer Tau und im Winter Regen bringt und für die Fruchtbarkeit des Landes unverzichtbar ist … Der Ost- und Nordwind (Schirokko) ist seltener; er bringt im Winter Kälte und Regen, im Sommer dagegen große Hitze. Südwind ist selten, dann aber heiß und besonders stark.

Und so ist auch Gottes Geist: „befruchtend“, lebensstiftend und -fördernd. Er kann einen heiß aufwallen lassen, aber auch abkühlen.

Im gesamten Jordangraben gibt es von den umliegenden Bergen herab heftige Fallwinde; sie können am See Genezareth für die Fischer eine große Gefahr darstellen … Wagte man sich auf die stürmische See (Mittelmeer), war die Gefahr groß, abgetrieben zu werden.

Und so ist auch Gottes Geist: Er weist und bahnt Wege, wie z.B. beim Durchzug der Israeliten durch das Rote Meer (2Mose 14, wo wahrscheinlich durch starke Ostwinde eine Furt entstanden war, die den Durchzug ermöglichte. Was das Bibellexikon negativ als Abtreibung von der vorgesehenen Route beschreibt, kann auch positiv als Aufforderung zum Kurswechsel gesehen werden. Gefährlich kann es in beiden Fällen werden.

Die Erzählung von der Sturmstillung (Mk 4, 35-41) zeigt, dass die Fallwinde überraschend auftreten und ebenso wieder nachlassen können. Das veranschaulicht auf schönste Weise die Aussage des Evangelisten Johannes (Joh 3,8):

Der Wind weht, wo er will. Du hörst ihn zwar, aber du kannst nicht sagen, woher er kommt und wohin er geht. So ist es bei jedem, der aus dem Geist geboren ist ...

Mit Gottes gutem Geist für uns ist immer und überall zu rechnen! Er ist weder auf besonders herausgehobene Personen noch auf spezielle heilige Orte oder Veranstaltungen beschränkt.

Auch Gott selbst kommt nicht spektakulär daher. Das erlebt der Prophet Elia (1 Kön 19):

40 Tage und 40 Nächte war Elia unterwegs, bis er den Horeb, den Berg Gottes, erreichte. 9Dort ging er in eine Höhle, um darin zu übernachten.

Doch da kam das Wort des Herrn zu ihm: »Was tust du hier, Elija?«

10Elija antwortete: »Bis zum Äußersten bin ich für dich gegangen. Alles habe ich für dich getan, für den Herrn, den Gott Zebaot! Denn die Israeliten haben deinen Bund verlassen. Sie haben deine Altäre niedergerissen und deine Propheten mit dem Schwert getötet. Ich allein bin übriggeblieben. Doch jetzt wollen sie auch mich umbringen!«

11Da sprach Gott zu ihm: »Komm heraus! Stell dich auf den Berg vor den Herrn!«

Und wirklich, der Herr ging vorüber: Zuerst kam ein gewaltiger Sturm, der Berge sprengte und Felsen zerbrach. Der zog vor dem Herrn her, aber der Herr war nicht im Sturm.

Nach dem Sturm kamen ein Erdbeben … (und) ein Feuer … (Auch darin war Gott nicht)

Nach dem Feuer kam ein sanftes, feines Flüstern (- wie das Säuseln eines Windhauches). 13Als Elija das hörte, bedeckte er das Gesicht mit seinem Mantel.

Ja, so ist auch Gottes Geist: Oft unscheinbar, aber wirkmächtig. Er braucht nicht das Spektakel.

Wind wird nach der Getreideernte zum sog. Worfeln benötigt. Getreide und Spreu werden dabei in die Luft geworfen. Der nicht zu starke Wind weht dann die leichte Spreu hinweg, während die schwereren Körner gleich zu Boden fallen.

Und so ist auch Gottes Geist (Koh 1): 2Windhauch um Windhauch, sagte Kohelet. Windhauch um Windhauch: Alles vergeht und verweht.

Das „Oberflächliche“ fegt Gottes Geist hinweg und bewahrt, was zum Leben wirklich wichtig ist. Gleichzeitig breitet er Samen aus und sorgt so für Wachstum und Leben.

Am deutlichsten wird das für mich in der „internationalen“ Pfingsterzählung, in der Menschen trotz unterschiedlicher Herkünfte und Sprachen einander verstehen und die frohe Botschaft des Petrus von Jesu Wirken, Tod und Auferstehung.

Der Wind ist Teil der Schöpfung Gottes (in der Schöpfungserzählung weht der Geist Gottes über dem Chaos), deshalb können Gott und Jesus auch über ihn verfügen, ihn wehen, ermatten oder seine Richtung ändern lassen.

 (Zitate aus: O.Betz u.a. -Hg.-, Calwer Bibellexikon Bd. 2, Stuttgart, 2003, S.1464)

Neben der Erzählung vom Durchzug durch das Rote Meer ist es auch die Wundererzählung von der Sturmstillung (Mk 4, 35-41), die das veranschaulichen.

Und so ist auch Gottes Geist: Er bahnt nicht nur Wege, er beruhigt auch in Angst und Verzweiflung und ermutigt zu Vertrauen in Gott. Und er befreit, neue Wege zu gehen:

Der Herr ist der Geist; wo aber der Geist des Herrn weht, da ist Freiheit. (2Kor 3,17). Diesen Spruch hatte sich unser Jüngster als Konfirmationsspruch gewählt. Vielleicht aus tiefer religiöser Erkenntnis, vielleicht aber auch als Protest gegen ein regulierendes Elternhaus. Wer weiß … Der Geist weht, wo er will!

Das ist der sachliche, erfahrungsbezogene Hintergrund, warum das Anblasen Jesu mit seinem Atem, das Heranwehen des Heiligen Geistes ein aussagekräftiges Bild ist.

Mit dem Wind ist das so eine Sache. Kommt er von hinten, verleiht er mir zusätzlichen Schwung und das Radfahren, Laufen oder Gehen wird leichter. Kommt er aber von vorne, dann kann der Wind ganz schön nerven.

Manchmal ist es hilfreich, ganz aufmerksam dafür zu sein, von wo der Wind eigentlich kommt - und das auch im übertragenen Sinn. Welcher Gegenwind bläst mir gerade ins Gesicht? Aber auch: Wer oder was gibt mir gerade richtig Schwung? Wer sich auf diese Fragen einlässt, der kann vielleicht sogar die Windrichtungen in seinem Leben positiv beeinflussen.

Einer, der in der Bibel ganz genau hingespürt hat – wir haben vorhin davon gehört -  war der Prophet Elia. Er wollte Gott begegnen. … Gott war in einem sanften, leisen Säuseln des Windes. Elia war für diese zarte und unaufdringliche Gegenwart Gottes empfänglich, er hat Gott gespürt und erkannt.

Und was für ihn galt, gilt auch für uns: Es kann unendlich guttun, einfach die Nase in den Wind zu halten, die Augen zu schließen und für einen Moment für Gott bereit zu sein. Vielleicht ergibt sich daraus nicht immer eine solch intensive Begegnung, wie Elia sie hatte. Aber wir dürfen hoffen und glauben, dass Gott da ist. Manchmal ist der sanfte Windhauch auf unserer Haut oder die steife Brise in unserem Haar seine Art, uns genau das zu zeigen. (Im Wind die Gegenwart Gottes wahrnehmen | NDR.de - Kirche im NDR)

Gebet (nach: https://evang-sig.de/application/files/8815/9068/1200/2020_Gebetsblatt_Pfingstmontag.pdf)

Göttlicher Atem,

sanfter Wind,

Lass dein sanftes Säuseln

in diese Zeit hinein wehen,

dass unser Herz ruhig werde,

dass wir deine Kraft und Lebendigkeit spüren,

dass wir neuen Mut schöpfen und Chancen sehen,

wo andere Grenzen wahrnehmen,

dass wir unseren Mund auftun, wo andere schweigen,

dass wir erkennen was wahr ist und uns dafür einsetzen,

dass wir deine frohmachende Botschaft verkünden, wo andere Untergang predigen.

Herr, schenke uns deinen Geist, hauch uns an mit deinem heiligen Atem.

Erfülle uns mit deiner Kraft. Amen

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St. Johannis Königsdahlum