Freitags 5nach6 - Unsere Osterkerze

03. Mai 2024

380_5nach6_03.05.24_Unsere Osterkerze                          Ps 23

Im Dunkel uns’rer Nacht
Entzünde das Feuer,
das niemals verlöscht,
das niemals verlöscht!
 

Ausgang und Eingang,
Anfang und Ende
liegen bei dir, Herr,
füll du uns die Hände.

 

Vor Ostern ist Passionszeit, klar. In St.Johannis ist aber auch Ratezeit! Bei 5nach6 fragen wir uns, welche Kerze wohl am Ostermorgen als neue Osterkerze angezündet wird.

Für dieses Jahr haben wir wieder ein schönes, aussagekräftiges Motiv gefunden!

Eine vielfarbige, lebendige Feuerflamme mit einem goldenen Kreuz mittendrin. Dazu oben und unten die griechischen Buchstaben Alpha und Omega.

Alpha und Omega sind der erste und der letzte Buchstabe des griechischen Alphabets. Sie werden als Symbol für Anfang und Ende verstanden. … In der Offenbarung des Johannes (22,13) bezeichnet sich Jesus selbst als „das Alpha und das Omega, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende. Der Autor bezieht sich dabei auf eine Stelle beim Propheten Jesaja (44,6). Dort wird Gott als „Erster und Letzter“ beschrieben … diese Gottesbeschreibung … wird in der Offenbarung auf Jesus Christus zugespitzt. Jesus Christus ist … derjenige, der die gesamte Wirklichkeit umfasst.

(Dt. Bibelgesellschaft u.a. – Hrsg., Adler, Fisch und verbotene Früchte – christliche Symbole im Alltag entdeckt, Leipzig, 2019, S. 115)

Das ist eine Aussage von gewaltiger Tragweite… Vor all unserem Denken vom Anfang der Welt und des Weltalls liegt Gott in Jesus Christus. Und nach unserem persönlichen Tod, nach allem möglichen Vergehen von Erde und All liegt Gott in Jesus Christus. Das ist heilsam und tröstlich! Ein Kanon besingt das sehr eindrücklich:

Ausgang und Eingang,
Anfang und Ende
liegen bei dir, Herr,
füll du uns die Hände.

Und was liegt dazwischen?

Nun da sind wir zunächst bei dem Kreuz inmitten der Flammen. Das Kreuz ist einer der wenigen wirklich greifbaren Punkte in unserem Glauben. Dass Jesus von Nazareth gekreuzigt wurde, kann als historisch gesichert gelten.

Dass er in diesem Tod nicht geblieben ist, dass das Kreuz, dass der Tod nicht das Omega, das Ende ist, sondern dass der Gekreuzigte als Christus auferstanden ist, das feiern wir Ostern und jeden Sonntag! Das ist der Kern, der „feurige“ Kern des christlichen Glaubens.

In den Bockenemer Taizé-Andachten singen wir deshalb gern dieses Lied:

Im Dunkel uns’rer Nacht
Entzünde das Feuer,
das niemals verlöscht,
das niemals verlöscht!
 

Feuer spielt in der christlichen Bildersprache immer wieder eine Rolle! Ich greife nur einige wenige Beispiele heraus

Feuer steht für die Nähe Gottes. Wir erinnern uns daran, dass Mose überzeugt ist, Gott in einem brennenden Dornbusch zu begegnen. Und 50 Tage nach Ostern feiern wir Pfingsten, das „Geburtstagsfest“ der Kirche. In Feuer auf (und vermutlich auch in) den Köpfen der Jünger Jesu kommt Gott ihnen nahe und entfacht in ihnen ein Feuer der Begeisterung. Sie predigen und taufen – der Anfang der Kirche.

Feuer steht für Wegweisung, Orientierung durch Gott, der die Menschen, die er liebt, nicht in die Irre gehen lassen will. In der Erzähltradition vom Auszug aus Ägypten heißt es:

21 Und der HERR zog vor ihnen her, am Tage in einer Wolkensäule, um sie den rechten Weg zu führen, und bei Nacht in einer Feuersäule, um ihnen zu leuchten, damit sie Tag und Nacht wandern konnten. 22 Niemals wich die Wolkensäule von dem Volk bei Tage noch die Feuersäule bei Nacht. (2Mose 13, 21f)

Und es ist mehr als nur Wegweisung. Wir kennen es doch alle – aus unserer eigenen Kindheit, von unseren Kindern und Enkelkindern – das Licht auf dem Flur, das kleine Nachtlicht versprach und verspricht doch, dass da noch jemand ist, dass wir nicht allein gelassen sind in der Dunkelheit und in den Ängsten, die sie hervorruft. Diese Geborgenheit in Gott – auch dafür steht das Feuer, das es einen warm werden lässt ums Herz.

Feuer steht für die Liebe, auch für die kraftvolle, unvergängliche Liebe Gottes:

„[Die] Glut [der Liebe] lodert wie Feuer; sie ist eine Flamme [...] [Gottes]. Große Wassermassen können die Liebe nicht auslöschen, Ströme sie nicht überfluten." (Hoheslied 8,6b.7a) 

Und diese Liebe ist überwältigend! Im Hebräerbrief (12, 29) heißt es:

29 Denn unser Gott ist wie ein Feuer, dem nichts standhalten kann.

Und schließlich sagt Jesus von sich (Lk 12,49): Ich bin gekommen, um auf der Erde ein Feuer zu entzünden.

Tja, und da passt es sich sehr gut, dass diese Kerze auch zum Beginn der Amtszeit des neuen Kirchenvorstandes leuchtet!

Auf der großen EXPO-Ausstellung in Hannover im Jahr 2000 war folgender Spruch in großen Buchstaben an eine Wand geschrieben:  

Tradition ist nicht die Anbetung der Asche sondern die Weitergabe des Feuers!

Nun wollen wir weder die Tradition noch die Asche geringschätzen. Asche kann als Dünger sehr wohl lebensförderliche Wirkungen entfalten, genau wie Traditionen im Großen - wie auch im Kleinen bei uns St.Johannis.

Aber genau wie Landwirte und Gärtnerinnen die Asche wollen wir Traditionen als Voraussetzung für weiteres Leben verstehen, sozusagen als Doppelpunkt, nach dem und aus dem das neue Leben kommt!

Keine Gärtnerin wird andächtig und im Übrigen untätig vor dem Eimer mit Asche verharren, sondern sie wird sie dankbar und hoffnungsvoll auf dem Kompost verteilen oder unter die Pflanzerde mischen.

Wir werden ja nun im Januar nächsten Jahres mit St.Pankratius Bockenem zu einer Gemeinde zusammengelegt, wir werden wahrscheinlich 2026 einen neuen Pastor, eine neue Pastorin bekommen. Da soll und will der neue Kirchenvorstand mit der Asche unserer Königsdahlumer Geschichte, im Bewusstsein unserer gewachsenen Traditionen das Feuer, das Jesus, das Jesus entzünden wollte und das Pfingsten die Jünger/innen entflammt hat, weitertragen in die neuen kirchlichen Verhältnisse. Und wir wollen es über unsere Kirchengemeinde hinaus ins Dorf tragen – denn auch dort ändern sich Verhältnisse und Menschen. Und darauf müssen wir als Kirche reagieren, wenn wir getreu unserem Motto „Kirche im Dorf“ sein wollen.

Gott, dem Mose hast du dich gezeigt im brennenden Dornbusch –
als Feuer, das brennt, aber nicht verbrennt.
Für uns wirst Du erfahrbar in jeder Spur von Liebe,
die unser Leben wärmt:
Im Mit-Gefühl, in der Begeisterung,
als Kraft, die lockt und Gegensätzliches einen kann.
Die Liebe ist es, die uns lebendig macht.
Du Gott bist es: du lebst, wirkst und lockst in uns,
dass wir uns immer mehr der heilenden und wandelnden Kraft der Liebe
anvertrauen können
und dass wir in der Liebe bleiben.
Bewahre uns in deinem Herzen
Durchwärme uns und segne uns.

Lisa Lepping

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St. Johannis Königsdahlum