Freitags 5nach6 - Vom Glück … des Träumens

26. August 2022

314 5nach6 26.08.2022_Vom Glück … des Träumens              Ps 126

Quelle: S.Meister, Vom Glück des Erinnerns, in: Gottesdienstinstitut der ELKB, Drei Stück vom Glück. - Andachten zum Thema Glück (2022), Nürnberg, 2022, S.19-23, Zitate kursiv

Schwere Zeiten, das war meine Überschrift für die letzten Andachten. Aber was hilft, schwere Zeiten zu bestehen? Nun, ich denke, dazu braucht man Glück. Zu meinem Geburtstag neulich haben mir viele Menschen „Glück“ gewünscht. Aber – was gehört zum Glück, zum Glücklich-sein? Mit Glück meine ich aber nicht nur, das Zufällige, Schicksalhafte, das einem widerfährt. Darüber hinaus gehören zum Glück einige Elemente, über die ich in den nächsten Wochen nachdenken möchte – mit Hilfe von drei Kurzandachten aus dem Nürnberger Gottesdienst-Institut. 

Im Traum die Lösung finden

„Den Seinen gibt´s der Herr im Schlaf“ heißt es schon in der Bibel. Das deckt sich mit der Erfahrung, aber auch mit neurobiologischen Forschungserkenntnissen: gelegentlich finden Menschen im Schlaf den entscheidenden Ansatz zur Lösung von Problemen, die ihnen im bewussten Zustand Kopfzerbrechen bereitet haben.

So zum Beispiel der Amerikaner Elias Howe. Er hatte schon lange überlegt, wie man das Nähen durch eine Maschine schneller und leichter machen könnte. Eines Nachts hatte er einen Traum, ... Er träumte von Reitern, die ihre Lanzen immer wieder rhythmisch in den Boden stießen. Diese Lanzen hatten eine Besonderheit: sie waren an den Spitzen durchbohrt. Durch diese Löcher waren Schnüre gezogen, an denen Wimpeln hingen.

Kaum wach, hatte Howe die entscheidende Lösung: Wenn man das Nadelöhr nicht mehr am Ende der Nähnadel, sondern an deren Spitze anbringt, funktioniert seine Idee einer Nähmaschine! 1846 bekam er ein Patent auf seine Nähmaschine. Die bewaffneten Reiter seines Traums leben bis heute in jeder Nähmaschine weiter ...

Den Seinen gibt´s der Herr im Schlaf

„Den Seinen gibt´s der Herr im Schlaf“, davon erzählen auch die vielen Traumgeschichten aus der Bibel: Die Weisen aus dem Morgenland machen aufgrund eines Traums einen Umweg. Ihnen wird im Traum klar, dass sie Herodes nicht sagen dürfen, wo sie das Königskind Jesus gefunden haben. Josef, der Mann Marias, träumt gleich mehrmals: Einmal, dass die Schwangerschaft Marias eine göttliche ist und außerdem, wie er das Kind nennen soll; später träumt er, dass er mit Frau und Kind besser nach Ägypten flieht, ein weiterer Traum offenbart ihm den richtigen Zeitpunkt für den Heimweg nach Galiläa.

Der „Spezialist“ für Traumdeutungen ist Josef im AT. Als Träumer hat er einst seine elf Brüder verärgert, als er ihnen seine Träume erzählte, Träume, im Mittelpunkt zu stehen. Seine Brüder verkaufen ihn nach Ägypten, aber dort wird er als Traumdeuter zum Regierungsberater des Pharao. Er rettet mit der Deutung von den sieben fetten und sieben mageren Kühen das Land vor der Hungersnot. Sparen in den fetten Jahren, damit man etwas hat für die mageren Jahre – dieser Sparplan geht auf, rettet ihn und seine Familie. 

Träumen liegt in dieser Familie, könnte man meinen. Schon Josefs Vater, Jakob, träumt und deutet seinen Traum als Botschaft von Gott.

Der Hintergrund: Jakob steckt in einer Lebenskrise. Symbolisch könnte man in ihr die Krise des Erwachsenwerdens sehen: Jakob muss … aus dem Elternhaus fliehen. Er hat seinen Bruder mithilfe der Mutter betrogen und mit einem Linsengericht den Segen des Vaters erschlichen. Als es rauskommt, muss er weg... Der erschlichene Segen hat ihm nicht die Anerkennung des Vaters gebracht. Er muss in die Ferne, weg von daheim. Die Zukunft ist ungewiss und gefährlich.

In der ersten Nacht träumt er diesen Traum (1. Mose 28, 10-17 – Verweis Emporenbild):

Vom Segen träumen

„Es ist nur ein Traum“, könnte man sagen. Aber ein Traum mit einer ungeheuren Kraft für Jakob: Da ist auf einmal eine Leiter, die von der Erde bis zum Himmel reicht; ein reger Verkehr von Engeln darauf, die hinauf- und hinunterlaufen. Oben auf der Leiter: der Herrgott selbst, der ihn, Jakob, nicht nur anspricht, sondern ihn segnet. Jetzt bekommt er den Segen, nach dem er, der ewig Zweite, der Jüngere von zwei Brüdern, sich so lange gesehnt hat. Dieser Segen ist viel mehr als der Segen, den er sich vom Vater erschlichen hat. Dieser Segen hat es in sich. Da ist alles drin, was man sich zu Zeiten Jakobs nur wünschen konnte: Land und viele Nachkommen, umfänglicher Schutz und schließlich die Verheißung, dass alles gut ausgehen wird: ein Happy End mit Heimkehr.

„‘Das Land, darauf du liegst, will ich dir und deinen Nachkommen geben. Dein Geschlecht soll werden wie der Staub auf Erden, und du sollst ausgebreitet werden gegen Westen und Osten, Norden und Süden, durch dich und deine Nachkommen sollen alle Geschlechter auf Erden gesegnet werden. Siehe, ich bin mit dir und will dich behüten, wo du hinziehst, und will dich wieder herbringen in dies Land.‘ Dann wacht Jakob auf.“

Gefühle klettern nach oben

In der Traumforschung hat man herausgefunden, dass während des Träumens das Kurzzeitgedächtnis ausgeschaltet wird. Dadurch bleiben nach einem Traum vor allem die Gefühle in Erinnerung. … sie kommen aus dem Unterbewusstsein nach oben. Die Gefühle klettern im Traum wie auf einer Leiter nach oben. Deshalb – so die Traumforschung - können sie Lösungen aufzeigen, die im Wachen nicht gefunden werden.

Jakob träumt von einer Verbindung zwischen Himmel und Erde. Die Leiter ist ein Symbol. Auf horizontaler Ebene geht nichts mehr, zwischenmenschlich hat er alles falsch gemacht. Zurück geht es nicht und vorwärts regiert die Angst vor der Zukunft. Doch nach oben gibt es eine Verbindung. Das Leben ist mehr als unsere Fehler, unsere Schuld unsere unerfüllte Sehnsucht nach Liebe und Anerkennung. Es gibt im Leben diese Verbindung zwischen Himmel und Erde – und da haben die Engel viel zu tun.

Traum als Gotteserfahrung

Jakob ist klar, dass das ein Traum war. Aber er sagt nicht „nur ein Traum“. Er sieht darin eine Gotteserfahrung: „Fürwahr, der Herr ist an dieser Stätte, und ich wusste es nicht.“

Der Traum bleibt ein Traum. Er bietet keine Lösung, er kündigt keinen eindeutigen Lebensweg an. Aber Jakob wird in diesem Traum beschenkt mit einer Gewissheit. Im Traum wird er mit Glauben beschenkt. „Den Seinen gibt´s der Herr im Schlaf“ – auch den Glauben, das Vertrauen zu Gott, der verspricht: Siehe, ich bin mit dir und will dich behüten, wo du hinziehst, ...

Was Jakob aus diesem Traum mitnimmt ins Wachsein, ist ein Gefühl, …: Ich bin gesegnet, ich bin geliebt – bedingungslos. Jetzt kann ich nach vorne schauen. Jetzt kann ich in die Zukunft gehen, auch wenn sie ungewiss ist.

Träum was Schönes!

Nicht jeder kann von solchen Träumen erzählen. Manche sehnen sich nach solchen Träumen. Andere wachen hart aus ihren Träumen auf, ..,

Träume sind wie Geschenke. Man muss sie selber auspacken. Keiner kann für uns die Träume deuten. Manche gefallen, andere sind unbrauchbar. Wenn es gut geht, lösen sie Freude aus oder neuen Mut oder das gute Gefühl, geliebt zu sein.

Ob Träume ein Geschenk Gottes sind, muss jeder und jede für sich selbst beantworten.

„Träum was Schönes“ ist jedenfalls ein liebevoller Wunsch. Abends, wenn wir uns voneinander verabschieden in die jeweils eigene Welt der Träume.

Manchmal liege ich da
und träume von dem,
was mein Leben
sein könnte.

Mit dir, Gott, kann ich über meine Träume sprechen.
Doch wichtiger, als über sie zu reden ist,
sie auch zu leben.
Wenn ich mich dir anvertraue,
erhalte ich manchmal neue Kraft,
den nächsten Schritt zu machen.

Im Traum werde ich mir einer Idee bewusst,
es drängt mich, diese Idee in die Tat umzusetzen,
ich spüre „von innen her“ einen starken Impuls,
etwas ganz Bestimmtes zu tun,
und ich erlebe bisweilen, dass es gelingt.

Gott, Du hast jedem von uns
Begabungen und Fähigkeiten gegeben,
die oft in uns unbemerkt schlummern,
DU machst sie uns im Traum deutlich und bewusst.

Hilf uns, unsere Träume und deinen guten Willen für uns zu verstehen.