Freitags 5nach6 - Wahl 2 - Wahlkampf

14. Februar 2025

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Nun hängen sie wieder: Freundliche Gesichter und aufmunternde Parolen an Laternenpfählen und Plakatwänden am Straßenrand. In allen Farben der politischen Wirklichkeit strahlen die Plakate. Spitzenkandidaten, Wahlkreiskandidatinnen und Wahlkreiskandidaten fordern mit positivem Gesichtsausdruck auf, ihnen und den dazu gehörenden Parteien bei der Bundestagswahl die Stimme zu geben. (Quelle: C.Vetter, 250115 radio aktiv.pdf)

Eine große überregionale Tageszeitung titelte am 06. Februar: „Dieser Wahlkampf ist ein Elend“. Im Artikel wird das so begründet: „Schmutzig ist der eine oder andere Winkelzug … (Ansonsten) Inhaltsleer, panikgetrieben und mutlos, was die Antworten für die Zukunft angeht.“ (Frankfurter Rundschau, 06.02.25, S.1)

Die Ev. Zeitung stellt fest:

An der Supermarktkasse wird gepöbelt, geschimpft. Im Straßenverkehr wild gehupt, gedrängelt und manchmal steigt einer aus und droht einem anderen mit Prügel. Auf Social Media wird gehetzt und gemobbt. Und jetzt eben im Wahlkampf. Es trifft Unbekannte, Zufallsopfer, Politiker. Oft sind Frauen das Ziel des Hasses, aber auch immer wieder Ersthelfer, Rettungskräfte. Hass und Wut breiten sich aus wie eine Welle, die immer größer wird.

Warum? Woher kommt diese Wut, dieser Hass auf andere? Vor allem auch auf die, die helfen wollen? Und: Was kann man dagegen tun?

Die möglichen Ursachen sind vielfältig. Da ist auf der einen Seite die wirtschaftliche Unsicherheit, steigende Kosten, die Angst vor dem sozialen Abstieg, der Neid auf andere. Auf der anderen Seite sind da die zunehmenden politischen und gesellschaftlichen Spannungen, die die Fronten verhärten lassen. Hinzu kommen Desinformation und die Verbreitung von Falschinformationen im Internet. Es sind so viele Versionen von Wahrheit unterwegs, es wird so viel Meinungsmache betrieben und polemisiert, dass es schwerfällt zu erkennen, was richtig und wirklich ist.

Unabhängig davon, woher er stammt: Der Hass bedroht unser gesellschaftliches Zusammenleben. Wir dürfen ihn nicht ignorieren oder uns davor verstecken. Stattdessen muss es Maßnahmen gegen Hass und Gewalt in allen Bereichen der Gesellschaft geben. Das ist auch eine Aufgabe für die Kirche: Mit ihrer Botschaft von Wahrhaftigkeit, Liebe und Versöhnung kann sie nicht nur, sie MUSS versuchen, einen Beitrag dazu zu leisten. (M.Rüscher, Zeit zu handeln, Ev. Zeitung, 01.02.25, S.2)

In diesem Beitrag berufen sich die Kirchen direkt auf Jesus! Man kann es kaum glauben, aber auch für den Umgang, speziell den sprachlichen Umgang miteinander besonders in den angespannten Zeiten des Wahlkampfes hat Jesus etwas zu sagen (Mt 15, 11+18):

Er sagte zu ihnen: »Hört zu und versteht mich richtig! Nicht das, was ein Mensch durch den Mund in sich aufnimmt, macht ihn unrein. Vielmehr macht ihn das unrein, was aus dem Mund herauskommt.«Das, was aus dem Mund herauskommt, das kommt aus dem Herzen. Und das ist es, was den Menschen unrein macht. Denn aus dem Herzen der Menschen (können) kommen böse Gedanken, Mord, …falsche Zeugenaussagen und Verleumdungen. Das ist es, was den Menschen unrein macht.

Das alles ist es, was Menschen klein macht, sie ihrer Würde beraubt.

Nicht von ungefähr haben die großen Kirchen ihre Kampagne zur Bundestagswahl unter das Motto gestellt „Menschenwürde, Nächstenliebe und Zusammenhalt“. Das sind einerseits Grundwerte der Demokratie und andererseits auch des Christentums. Würde kommt allen Menschen zu – unabhängig von Geschlecht, Abstammung, Herkunft, sexueller Orientierung, Religion und Weltanschauung.

So findet es sich in unserem Grundgesetz, in der Erklärung der Menschenrechte und natürlich auch in der Bibel. Der Mensch ist geschaffen als Ebenbild Gottes und Gottes Werturteil über ihn in der Schöpfungserzählung lautet: Gott sah alles an, was er gemacht hatte. Es war sehr gut. (1Mo 1,31) Das sind die Grundlagen für die Menschenwürde eines jeden!

Um unser Dasein als würdige Menschen zu entfalten und zu gestalten, brauchen wir Solidarität, also Beistand, den wir geben und bekommen, und Gerechtigkeit. Sich darum zu kümmern, ist Aufgabe des Staates.

Als Kirchen treten wir ein für die Liebe zum Nächsten. Sie sieht die Bedürfnisse und Nöte der Schwächeren und greift helfend ein – wie der barmherzige Samariter. Das schließt Kritik nicht aus – im Gegenteil: Kritik kann hilfreich sein, wenn sie mir Wege aufzeigt. Kritik kann aber einfach auch nur vernichtend sein.

Wir sind angewiesen auf Mitmenschen und Gemeinschaft. Niemand ist eine Insel. Deswegen suchen wir die Verbundenheit und Zusammenhalt mit anderen. Dabei sind Unterschiede kein Hindernis. Vielfalt und Gemeinschaft sind keine Gegensätze. Vielfalt kann Gemeinschaften bereichern und Achtung und Respekt tragen zu einem gelingenden Leben bei – für alle.

Dabei geht es nicht bloß um Anforderungen an mich, in bestimmter Weise zu denken und zu handeln zum Wohle anderer. Ich bin ja auch Nutznießer, wenn andere mir gegenüber diese Grundsätze beachten.

Aber wenn böse Gedanken, Mord, …falsche Zeugenaussagen und Verleumdungen – wie Jesus das gesagt hat – aus mir herauskommen, dann macht das ja nicht nur etwas mit dem/der Anderen. Das will ich ja! Es macht auch etwas mit mir!

Folgende Anekdote soll das veranschaulichen:

Eine Lehrerin brachte einen Sack Kartoffeln mit in die Klasse. „Überlegt euch, welche Menschen ihr nicht besonders mögt, sogar blöd findet oder auf die ihr wütend seid“, sagte sie zu ihren Schüler/innen. „Und dann nehmt ihr euch für jede/n … eine Kartoffel und beschriftet sie mit dem Namen dieser Person.“

Manche Kinder hatten viele Kartoffeln genommen. Andere nur eine oder zwei …

„Und jetzt steckt ihr die Kartoffeln in eure Jackentaschen und nehmt sie die ganze Woche lang überallhin mit“, sagte die Lehrerin.

Nach ein paar Tagen wollten die Kinder nicht mehr weitermachen. „Die Kartoffeln stinken!“, maulten einige. „Sie sind viel zu schwer!“, beschwerten sich andere. Doch sie mussten noch bis zum Ende der Woche durchhalten.

Dann kamen alle wieder zusammen … Die Schüler/innen hatten nur Schlechtes zu berichten. Die Kartoffeln waren zu schwer und zu stinkig gewesen.

Da sagte die Lehrerin zu ihnen: „Wenn ihr Menschen nicht leiden könnt, wütend auf sie seid, sie hasst und das auch deutlich macht, dann verhält es sich so ähnlich wie mit den Kartoffeln. Ihr tragt diese Gefühle wie die Kartoffeln jeden Tag mit euch herum. Sie sind unangenehm und schwer. Sie belasten euch und verderben nicht nur den anderen sondern auch euch die Tage. So wie ihr den Gestank und die Last der Kartoffeln nicht ertragen könnt, so kann ein Mensch auch den Hass gegen eine andere Person in seinem Herzen nur schwer ertragen. Er leidet selbst sehr darunter.  (nach: Shiva Singh, aus: Andere Zeiten e.V., Hoppla – Neue Geschichten für andere Zeiten, Hamburg, 2021, S.44f)

Achten Sie mal auf die Stimmlagen und Gesichtsausdrücke mancher Wahlkämpfer/innen oder Demonstranten/innen. Sie verletzen nicht nur die Würde anderer, sie verlieren auch ihre eigene Würde und haben keine guten Tage, an denen ihr Leben wirklich gelingt. Sie empfinden vielleicht eine böse Freude, oft Schadenfreude, wenn sie es anderen so richtig gegeben haben, aber glücklich – glücklich sind sie nicht wirklich.

Wir alle dürfen den oft mühsamen Selbstverständigungsprozess in unserer Gesellschaft nicht aufgeben. Herausforderungen haben sich verschärft und sind größer geworden, durch die Entwicklungen der vergangenen Jahre: Kriege und Gewalt an vielen Plätzen der Welt, Rassismus und Antisemitismus auch mitten in unserer Gesellschaft, wirtschaftliche Krisen allenthalben und eine Klimaerwärmung, die niemand mehr abstreiten kann. Die Herausforderungen lösen keine Plakate am Straßenrand, sondern hoffentlich diejenigen, für die mit diesen Plakaten geworben wird. …

Wir brauchen einen Wahlkampf, der Orientierung gibt. Dazu gehört auch der Respekt vor all denen, die bereit sind, zu kandidieren und sich einzusetzen. Zum Respekt gehört, dass die Plakate derjenigen, die anderer Meinung sind, hängen bleiben und nicht zerstört und heruntergerissen werden.

Es gehört zum demokratischen Wahlkampf, dass unterschiedliche Meinungen und Lösungsvorschläge dargestellt und gegenseitig ausgehalten werden. Auf Herausforderungen gibt es mehr als eine Antwort.

Es gehört zur Fairness, auch Antworten, die wir für falsch halten, wahrzunehmen: Alle, die wählen dürfen, müssen diese Antworten mit Herz und Verstand prüfen, um zu entscheiden, wem sie ihre Stimme geben. So entsteht Zukunft,    (Quelle: C.Vetter unter 250115 radio aktiv.pdf)

Friedensgebet des Ev. Missionswerks in Deutschland für 2017

Aus der Tiefe des Chaos rufen wir zu dir, du Gott des Friedens.

Aus der Tiefe des Leidens rufen wir zu dir, du Gott der Barmherzigkeit.

Aus der Tiefe der Angst rufen wir zu dir, du Gott der Liebe.

Guter Gott, höre unsere Stimme, die um Frieden für unsere verwirrte Welt bittet.

Erleuchte unseren Verstand, dass wir lernen, auf deine Weise Frieden zu schaffen,  damit die getröstet werden, die um der Gerechtigkeit willen leiden.

Sende deinen Heiligen Geist, damit er uns auf den Weg des Friedens führe,  den du bereits begonnen hast.

Öffne unsere Augen für die Zeichen deiner Gegenwart in unserer erschöpften Welt.

Lehre uns, in Harmonie mit dir, unseren Mitmenschen und der Natur zu leben.

Wir sehnen uns so sehr nach einer friedlichen Welt:  in der Menschen in Würde alt werden können,  in der Eltern ihre Kinder in Liebe aufwachsen sehen,  in der die Jugend von ihrer Zukunft träumen kann, in der Kinder eine glückliche Kindheit erleben können.                                                           

Guter Gott,
stärke unseren Glauben an die Möglichkeit, Frieden zu schaffen trotz aller Gewalt, die wir sehen;

Hilf unserem Bemühen um eine bessere Welt,
in der alle willkommen sind,
 …

Amen

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St. Johannis Königsdahlum