373 5nach6 01.03.2024 Keine Alleingänge_Moses Ps 139
„Komm rüber – 7 Wochen ohne Alleingänge“, das ist das Motto der diesjährigen Fastenaktion in der Ev. Kirche. „Komm und folge mir nach“, das sagt Jesus mehr als einmal, um Menschen in seine Nachfolge zu rufen.
Es gibt in der Bibel eine recht rätselhafte Erzählung, in der Gott ruft: „Komm nicht rüber!“ Geht Gott auf Distanz? Schauen wir auf die Erzählung von der Berufung Mose (2Mo 3,1-22)
Moses zieht mit den Schafen seines Schwiegervaters umher. Plötzlich bemerkte er einen Dornbusch, der in hellen Flammen zu stehen scheint, aber nicht verbrennt.11»Wer bin ich denn, dass ich einfach zum Pharao gehe? Und wie soll ich die Israeliten aus Ägypten führen?«
Heute wissen wir, dass am Rande der Wüste Büsche wachsen, deren Blüten tatsächlich wie Feuerzungen aussehen.
Neugierig nähert sich Mose dieser merkwürdigen Erscheinung.
Da ruft Gott ihn aus dem brennenden Busch an: 4Mose, Mose!« Er antwortet: »Hier bin ich!«5Gott spricht: »Komm nicht näher! Zieh deine Schuhe aus! Der Ort, auf dem du stehst, ist heiliges Land. Ich bin der Gott deiner Väter. «
Mose wird angst und bange, er verhüllt sein Gesicht.
Gott spricht weiter: »7Ich habe die Not meines Volks in Ägypten gesehen… 8Deshalb bin ich gekommen, um sie aus der Gewalt der Ägypter zu befreien. Ich will mein Volk aus diesem Land führen. Es soll in ein gutes und weites Land kommen … 10Du sollst mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten führen.«
Mose erschrickt: 12Gott antwortete: »Ich werde bei dir sein! … Mose fährt fort: »Ich werde zu den Israeliten gehen und ihnen sagen: ›Der Gott eurer Väter schickt mich zu euch.‹ Was ist, wenn sie mich fragen: ›Wie heißt er? ‹Was soll ich ihnen dann sagen?« … 16Sag ihnen: ›Der Herr ist mir erschienen, der Gott eurer Väter Abraham, Isaak und Jakob. Er hat gesagt: Ich werde mich um euch kümmern und um das, was euch in Ägypten angetan wird.17Darum habe ich bei mir entschieden: Ich werde euch aus der Not herausführen, die ihr in Ägypten erleiden müsst.
Ist diese Erzählung ein Kontrastprogramm zur Überschrift der diesjährigen Fastenaktion? Gott hält Mose unfreundlich auf Distanz? Ich denke, dass es so nicht ist.
Ich meine, diese Erzählung enthält einige erhellende Punkte, die wir beim „Rüberkommen“ im Allgemeinen bedenken sollten. Wir sollten sie auch bedenken mit Blick auf Gott, denn trotz seines Rufes „Komm nicht näher“ geht es hier um eine Begegnung, die viel über Gott und uns Menschen aussagt.
Mose ist neugierig. Neugierde ist eine umstrittene Eigenschaft, denn sie kann auch übergriffig und verletzend sein. Aber grundsätzlich gilt das Sesamstraßen-Lied „Wer nicht fragt, bleibt dumm!“ Und auf Gott dürfen und sollen wir allemal neugierig sein.
„Hier bin ich!“, sagt Mose. Mose bekennt sich, bleibt kenntlich, ist da in dieser Situation.
„Komm nicht näher!“ ruft Gott. Er erwartet Respekt von Mose, eine gewisse Distanz. Gerade diese Distanz ermöglich es Mose, Gott gegenüber zu treten – als der, der er ist, mit seinen Ängsten und Fragen. Beides hat Mose, denn er verhüllt sein Gesicht, ist unsicher. Und mit seinen Ängsten und Fragen wird er von Gott als Gegenüber akzeptiert, wie sich in dem Gespräch zeigt.
„Ich habe die Not meines Volks gesehen!“ – Gott sieht die Not, die Not Israels, die Not Mose in der Situation vor dem Dornbusch, unsere Not. Not bleibt nicht unbeachtet. Wenigstens einer sieht sie – Gott.
Das ist kein entspannt-gleichgültiges zur Kenntnis-nehmen. Gott ist gekommen, hat sich aufgemacht! Gott ist ein entgegenkommender, ein naher Gott. Wir sind in unseren Nöten nicht gottverlassen!
Und mehr noch. Gott will nicht einfach nur dasitzen, Hand halten und Tränen abwischen! Er will befreien! Und auch das ist noch nicht alles.
Gott will führen, einen Weg zeigen und mitgehen.
Der Weg soll führen in ein gutes und weites Land. Das klingt verheißungsvoll! Gott will einen Weg zeigen zum erfüllten, gelingenden Leben. Gott will nicht nur von etwas befreien – hier von der Unterdrückung durch die Ägypter. Gott will auch für etwas befreien: zu einem Leben, in dem jeder sein Auskommen hat, zu einem Leben in Frieden mit Gott, den Mitmenschen, den Mitgeschöpfen und nicht zuletzt im Frieden mit sich selbst.
Und Mose? Der ist hin und her gerissen zwischen seinen Unsicherheiten, Minderwertigkeitsgefühlen und Ängsten gegenüber Gott, gegenüber dem Pharao und gegenüber seinen Stammesgenossen und der aufkeimenden Hoffnung.
Wer bin ich denn? Wie soll ich mich verhalten? fragt Mose in dieser Lage zwischen Unterdrückung und Befreiung.
„Ich werde bei dir sein!“ Gott ist dabei, unterwegs auf diesem Weg durch die lebensfeindliche Wüste hin zu einem befreiten, guten Leben.
Das ist nichts für Alleingänger! In den Wüsten der Alleingänger sind schon zu viele verloren gegangen. Vor dem Dornenbusch wahrt Mose die respektvolle Distanz, aber danach kommt er rüber und schließt sich Gott an auf dem Weg in die Freiheit.
Das Lied Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott (EG 171) zeigt uns, wie dieser Weg mit Gott aussehen kann:
Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott
Sei mit uns auf unsern Wegen
Sei Quelle und Brot in Wüstennot
Sei um uns mit deinem Segen
Sei Quelle und Brot in Wüstennot
Sei um uns mit deinem Segen
Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott
Sei mit uns in allem Leiden
Voll Wärme und Licht im Angesicht
Sei nahe in schweren Zeiten
Voll Wärme und Licht im Angesicht
Sei nahe in schweren Zeiten
Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott
Sei mit uns vor allem Bösen
Sei Hilfe, sei Kraft, die Frieden schafft
Sei in uns, uns zu erlösen
Sei Hilfe, sei Kraft, die Frieden schafft
Sei in uns, uns zu erlösen
Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott
Sei mit uns durch deinen Segen
Dein Heiliger Geist, der Leben verheißt
Sei um uns auf unsern Wegen
Dein Heiliger Geist, der Leben verheißt
Sei um uns auf unsern Wegen
Gott ist ein Gott der Aufbrüche, er ist ein Gott für unterwegs – keiner für das starre Anbeten von Standbildern. Er zaubert die Not nicht einfach weg, aber ermutigt uns, stärkt uns zum Aufbruch aus Not und Unterdrückung – und er geht unseren Weg mit.
Die Bibel ist voller Beispiele dafür!
Abraham bricht aus dem heutigen Irak auf und sucht eine neue Heimat.
Joseph wird von seinen Brüdern nach Ägypten verkauft, aber Gott steht ihm bei. Viele Israeliten fliehen während einer Hungersnot dorthin.
Moses führt die Israeliten aus Ägypten heraus, als sie dort unterdrückt werden.
In Jesus ist Gott als Wanderprediger unterwegs.
Paulus bereist die damals bekannte Welt, um die Botschaft Jesu weiterzutragen.