Freitags 5nach6 - Pastorenlos, pastorenlos

01. August 2025

434 5nach6_01.08.25_Pastorenlos, pastorenlos            Ps 23

Am Sonntag ist es soweit – unser Pastor feiert mit uns seinen letzten Gottesdienst – seien Sie gern dabei, denn es ist doch ein Einschnitt für unsere Gemeinde. Ein Einschnitt ist es auch für viele einzelne Gemeindeglieder, denen er in seiner Arbeit auch menschlich näher gekommen ist. Eine Ära geht zu Ende …

Pastoren-Los … wenn man „Los“ großschreibt, dann steht das Wort für das Los, das Schicksal eines Pastors. Nun, zum Los eines Pastors gehört die Pensionierung und ich denke, Ralph Strack ist gut darauf vorbereitet, hat vorgesorgt und er sieht der neuen Lebenssituation durchaus mit Vorfreude entgegen. Das ist zumindest mein Eindruck. Und vielleicht ist es ja sogar ein großes Los, ein Glückslos für ihn!

Schreibt man „pastorenlos“ klein, dann ist es ein Eigenschaftswort. Dieses Eigenschaftswort beschreibt die zukünftige Situation unserer Kirchengemeinde, wir sind pastorenlos, ohne Pastor.

Die Bibel kennt das Bild vom Hirten, der sich um die Herde sorgt und kümmert, sie zusammenhält. Und das lateinische Wort „Pastor“ steht eben dafür – pastor, pastoris, männlich, der Hirte. So habe ich es damals gelernt. Ja, und Manches aus dem Berufsbild des Hirten, des Schäfers kann man auch auf die Aufgaben eines Pastors übertragen.

Und wir sind dann die Schafe, die jetzt ohne herrenlos, orientierungslos und hilflos im Ambergau umherirren?

Nein, spätestens jetzt hinkt der Vergleich – und zwar auf beiden Beinen.

Das Bild von den Gemeindegliedern als Schafen hat längst ausgedient. Kirche sieht ihre Mitglieder nicht so und auch die Kirchenmitglieder selbst sehen sich nicht so.

Die Pastorenlosigkeit ist zwar ungewohnt, sie wird – insbesondere für uns im Kirchenvorstand – auch Probleme mit sich bringen, aber die Lage ist weder verzweifelt noch hoffnungslos. Deshalb haben wir zu Beginn auch Ps 23 gebetet! Denn wir haben noch einen ganz anderen Pastor, einen ganz anderen Hirten!

Wir haben zudem einen sog. Vakanzvertreter, der die unbesetzte Stelle nach seinen Möglichkeiten ausfüllt und der gemeinsam mit dem Kirchenvorstand die Geschäfte der Kirchengemeinde führen wird. Das ist Pastor Tetje Limmer aus Holle.

Wir werden mit Vertretungspastoren/innen und Ehrenamtlichen ein Konzept entwickeln, sodass möglichst wenige Gottesdienste und andere Veranstaltungen ausfallen. Und natürlich werden nach wie vor Kinder getauft, wird Diakon Frank Rüffer mit Konfirmanden/innen arbeiten, werden Paare getraut und Verstorbene beerdigt. Es wird nur von unterschiedlichen Pastoren/innen gemacht.

Wir haben mit Sonja Krause eine fleißige und umsichtige Sekretärin in unserem Gemeindebüro. Daniel Bolm wird weiterhin auf dem Friedhof für Ordnung sorgen und Ellen Lippel wird das in der Kirche und um die Kirche herum auch in bewährter Weise tun.

Wir haben einen Kirchenvorstand, in dem sich Erfahrung und Einsatzbereitschaft treffen. Natürlich ist die Zusammenarbeit noch neu und ungewohnt, Manches muss sich noch „zurechtruckeln“. Aber auch da sind wir auf einem guten Weg, denke ich.

Und wir haben Sie, unsere Gemeindeglieder, die den Gemeindebrief lesen, bei 5nach6, unseren Gottesdiensten und anderen Veranstaltungen dabei sind. Sie engagieren sich an der einen oder anderen Stelle ehrenamtlich und begleiten uns mit Fragen und Hinweisen, Gedanken und Gebeten.

Es wird sich zeigen, dass wir den Sinn des Kirchenliedes „Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt“ (EG 572) verstanden haben. In der dritten Strophe heißt es da:

Im Schiff, das sich Gemeinde nennt, muss eine Mannschaft sein,
sonst ist man auf der weiten Fahrt verloren und allein.
Ein jeder stehe, wo er steht, und tue seine Pflicht;
wenn er sein Teil nicht treu erfüllt, gelingt das Ganze nicht.

Ich bin sicher, dass jede/r seine Pflicht tun wird – und noch einiges darüber hinaus.

Ach, ja, das Lied hat noch zwei weitere Zeilen:

Und was die Mannschaft auf dem Schiff ganz fest zusammenschweißt
 in Glaube, Hoffnung, Zuversicht, ist Gottes guter Geist.

Ja, ohne das und ohne den wird es nicht gehen. Und mehr noch! Laut Matthäus-Evangelium verspricht Jesus: 20Denn wo zwei oder drei Menschen in meinem Namen zusammenkommen, da bin ich selbst in ihrer Mitte.« (Mt 18,20)

Nun, da sind wir doch eigentlich – trotz mancher Unsicherheit – immer noch auf der sicheren Seite. Es fällt bisweilen nur schwer das zu erkennen und darauf zu vertrauen. Übrigens: glauben heißt von seiner Wortgeschichte her eben dies: vertrauen.

Vielleicht geht es uns ja wie diesem Menschen in dem Gedicht „Spuren im Sand“:

Eines Nachts hatte ich einen Traum:
Ich ging am Meer entlang mit meinem Gott.
Vor dem dunklen Nachthimmel erstrahlten,
Streiflichtern gleich, Bilder aus meinem Leben.
Und jedes Mal sah ich zwei Fußspuren im Sand,
meine eigene und die meines Gottes.

Als das letzte Bild an meinen Augen vorübergezogen war,
blickte ich zurück
Ich erschrak, als ich entdeckte,
dass an vielen Stellen meines Lebensweges
nur eine Spur zu sehen war.
Und das waren gerade die schwersten Zeiten meines Lebens.

Besorgt fragte ich Gott:
"Als ich anfing, dir nachzufolgen,
da hast du mir versprochen,
auf allen Wegen bei mir zu sein.
Aber jetzt entdecke ich, dass in den schwersten Zeiten meines Lebens
nur eine Spur im Sand zu sehen ist.
Warum hast du mich allein gelassen,
als ich dich am meisten brauchte?"

Da antwortete er:
"Mein liebes Kind, ich liebe dich und werde dich nie allein lassen,
erst recht nicht in Nöten und Schwierigkeiten.
Dort wo du nur eine Spur gesehen hast,
da habe ich dich getragen."

Quelle: Originalfassung © 1964 Margaret Fishback Powers. Deutsche Fassung © 1996 Brunnen Verlag, Gießen

Gebet:

Gott,

wir danken dir für die Zeit, die Ralph Strack als Pastor in unserer Gemeinde gewirkt hat. Wir danken dir für seine Worte, Taten und seinen Dienst,

die uns ermutigt und gestärkt, bereichert und bisweilen auch erheitert haben.

Wir bitten dich, dass du ihn auf seinem weiteren Weg begleitest

und ihm eine gute, erfüllende Zukunft schenkst.

Segne ihn mit Gesundheit, Freude und Frieden.

Wir bitten dich auch um deinen Segen für unsere Gemeinde,

dass wir in Liebe und Gemeinschaft verbunden bleiben

und deinen guten Willen für uns gemeinsam weiterverfolgen. Amen." 

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St. Johannis Königsdahlum