Freitags 5nach6 - Pfingsten-2-Worte-1

04. Juli 2025

431 5nach6_04.07.25_Pfingsten 2 Worte 1 (27.06. Ralph > Beten, Bilder und Buffet)   Ps 96

Ich habe immer noch die Pfingsterzählung im Ohr … wie ein Hintergrundrauschen, das mich begleitet.

1Als das Pfingstfest kam, waren wieder alle zusammen, die zu Jesus gehörten. 2Plötzlich kam vom Himmel her ein Rauschen wie von einem starken Wind. Das Rauschen erfüllte das ganze Haus, in dem sie sich aufhielten. (Apostelgeschichte 2,1)

Rauschen wie von einem starken Wind … Dazu passt mein Hintergrundrauschen gut!

Unser Alltag ist bestimmt vom Rauschen der Worte: Im Radio und Fernsehen, im Handy, in der Schlange beim EDEKA und im Auto quakt auch noch das Navi …

 

Worte sind es
Die uns prägen

Große Worte großer Leute
Kleine Worte kleiner Leute
Große Worte kleiner Leute

Worte der Tradition
wie in Stein gemeißelt
Gebote und Gesetze,
Sprichwörter und Redensarten
Spielregeln des Lebens

Worte der Gegenwart
Die das Leben spontan hervorbringt
Ein Gruß
Eine Reaktion auf mein Verhalten
Eine Gefühlsäußerung

Worte
Die gesagt werden
Informationen
Erklärungen
Bitten
Kritik
Lob
So viele Worte
die gesagt werden

Doch auch
Ungesagte Worte – prägen uns

 

Die meisten Worte lassen wir uns durch den Kopf gehen, nämlich zum einen Ohr hinein und zum anderen wieder hinaus. Das ist gut so, denn sonst würde uns der Kopf platzen.

Das Christentum ist nicht nur, aber besonders eine Religion der Worte – und das beginnt ja schon in der Erzählung von Pfingsten, der „Geburtsstunde“ der Kirche:

4Alle wurden vom Heiligen Geist erfüllt. Sie begannen, in fremden Sprachen zu reden –ganz so, wie der Geist es ihnen eingab. … 14Da trat Petrus vor die Menge, zusammen mit den anderen elf Aposteln. Mit lauter Stimme wandte er sich an die Leute: »Ihr Leute von Judäa, Bewohner von Jerusalem! Lasst euch erklären, was hier vorgeht, und hört mir gut zu! (Apostelgeschichte 2,4 + 14)

Das gesprochene Wort, das gepredigte, das gesungene, das gebetete Wort und später auch das geschriebene Wort, prägt unsere Religion.


Und schließlich bei 5nach6 – auch Worte. (Aber nicht nur Worte, denn die Begegnung hier ist auch prägend.)

Aber Worte allein reichen nicht! Goethe klagt im „Faust“

Der Worte sind genug gewechselt. / Lasst mich auch endlich Taten sehn!
Indes ihr Komplimente drechselt, / Kann etwas Nützliches geschehn.

Ja, wenn Worte leere Worte bleiben, folgenlos bleiben, dann ist das enttäuschend. Das kann einen verzweifeln lassen! Und aus Verzweiflung wird leicht Wut …

Es gibt ein Wort im AT, das den Zusammenhang von Wort und Tat bedenkt:

In Psalm 119, Vers 105 heißt es: Dein Wort ist eine Leuchte für meinen Fuß und ein helles Licht auf meinem Lebensweg. Luther formuliert kurz und bündig: Dein Wort ist meines Fußes Leuchte.

Wer den Psalm betet, will das Wort Gottes hören bzw. lesen. Aber dabei soll es nicht bleiben! Wer diesen Vers betet, möchte sich darüber hinaus bewegen, in Gang setzen lassen, einen Weg gehen! Und das Wort soll den Weg ausleuchten, es soll wegweisend sein – inmitten aller Irrwege, Fallen, Stolpersteine und Sackgassen des Lebens …

Welche Worte können uns den Weg weisen? Schauen wir in die jüdische Tradition!

Wenn Juden Passah feiern, geht es zu Beginn auch um Worte:

Einmal im Jahr soll ein Sohn seinen Vater am Abend vor dem Pessachfest - dem Seder-abend – fragen, warum dieses Fest mit bestimmten Bräuchen und Ritualen gefeiert wird. Der Vater erinnert an Gottes Gebote und erzählt die Geschichten davon, wie Menschen ihren Glauben erlebt und gelebt haben. Das soll einfach nicht vergessen werden.

Im 5. Buch Mose 6, 20-25 stehen die Worte, die dann gesprochen werden:

Wenn dich nun dein Sohn morgen fragen wird: Was sind das für Gebote und Rechte, die euch der HERR, geboten hat? So sollst du deinem Sohn sagen: Wir waren Knechte des Pharao in Ägypten, und der HERR führte uns aus Ägypten mit mächtiger Hand; und der HERR tat große und furchtbare Zeichen und Wunder an Ägypten und am Pharao und an seinem ganzen Hause vor unsern Augen und führte uns von dort weg, um uns hineinzubringen und uns das Land zu geben, wie er unsern Vätern geschworen hatte.

Und der HERR hat uns geboten, nach all diesen Rechten zu tun, dass wir den HERRN, fürchten, auf dass es uns wohl gehe allezeit und er uns am Leben erhalte, so wie es heute ist. … (Quelle: „Wenn dein Kind dich fragt“)

Wir leben alle Tage in einem Rauschen der Worte. Welche Worte sind hilfreich, wegweisend?

Wenn wir die Worte des jüdischen Rituals nehmen, wird es klarer.

Worte, die Unterdrückung und Leid nicht ausblenden, sondern ansprechen – hier die Knechtschaft in Ägypten. Und heute?

 

Worte, die liebevolle, befreiende Zuwendung zum Ausdruck bringen - hier die Erinnerung an das Befreiungshandeln Gottes, das neues, anderes Leben ermöglicht. Und heute?

 

Worte, die Halt und Richtung geben – hier der Verweis auf die Gebote. Und heute?

Der kath. Priester und Schriftsteller Wilhelm Willms schreibt in seinem Gedicht „Wussten Sie schon“

wussten Sie schon
dass die stimme eines menschen
einen anderen menschen
wieder aufhorchen lässt
der für alles taub war

wussten sie schon
dass das anhören eines menschen
wunder wirkt
dass das wohlwollen zinsen trägt
dass ein vorschuss an vertrauen hundertfach auf uns zurückkommt
dass tun mehr ist als reden

wussten sie das alles schon

In dem Lied „Liebe ist nicht nur ein Wort“ (EG 613) heißt es:

Liebe ist nicht nur ein Wort
Liebe, das sind Worte und Taten
Als Zeichen der Liebe ist Jesus geboren
Als Zeichen der Liebe für diese Welt

Mögen wir Worte der Liebe füreinander finden und aussprechen.

Mögen aus diesen Worten unsere Taten füreinander werden.

 

Gebet: (aus dem kath. Wochenblatt Nr. 24/2025)

Heiliger Geist, Quelle der Weisheit und Liebe,

erleuchte unsere Herzen und Sinne,

damit wir die göttliche Würde jedes Menschen erkennen und achten.

Hilf uns, Vorurteile abzubauen und Mitgefühl zu entwickeln.

Schenke uns die Kraft,

für die Würde und die Rechte unserer Schwestern und Brüder überall einzustehen.

Führe uns zu einem respektvollen Miteinander,

in dem jeder Mensch als einzigartiges Geschöpf Gottes wertgeschätzt wird. Amen.

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St. Johannis Königsdahlum