Freitags 5nach6 - Pfingsten-3-Worte-2

11. Juli 2025

432 5nach6_11.07.25_Pfingsten 3 Worte 2         Ps 96

Ich habe immer noch die Pfingsterzählung im Ohr … wie ein Hintergrundrauschen, das mich begleitet.

1Als das Pfingstfest kam, waren wieder alle zusammen, die zu Jesus gehörten. 2Plötzlich kam vom Himmel her ein Rauschen wie von einem starken Wind. Das Rauschen erfüllte das ganze Haus, in dem sie sich aufhielten. (Apostelgeschichte 2,1)

Rauschen wie von einem starken Wind … Dazu passt mein Hintergrundrauschen gut!

Unser Alltag ist bestimmt vom Rauschen der Worte: Im Radio und Fernsehen, im Handy, in der Schlange beim EDEKA und im Auto quakt auch noch das Navi.
In Psalm 119, Vers 105 heißt es: Dein Wort ist eine Leuchte für meinen Fuß und ein helles Licht auf meinem Lebensweg. Luther formuliert kurz und bündig: Dein Wort ist meines Fußes Leuchte.

Beterinnen und Beter dieses Psalmwortes dachten und denken dabei in erster Linie an Worte, die in der Bibel überliefert sind, speziell an die 10 Gebote. Ich möchte darüber hinausgehen und es weiter fassen. Natürlich sind es Menschen und Lebensumstände, die uns prägen. Aber Vieles läuft eben über Worte, Worte, die uns aus der Vergangenheit erreichen, Worte der lebendigen Gegenwart, Worte die in die Zukunft weisen.

 

Mein Fuß

Er liegt

Er braucht Worte

Die ihn aufrichten

 

Mein Fuß

Er steht

Er braucht Worte

Die ihm einen festen Stand geben

 

Mein Fuß

Er geht

Er braucht Worte

Die ihm Kraft und Richtung geben.

 

Mein Fuß

Er stolpert

Er braucht Worte

Die ihm Halt geben

 

Mein Fuß

Er fällt

Er braucht Worte

Die ihn auffangen

 

An solchen Worten fehlt es heute oft.

Navid Kermani (*1967) ist ein deutscher Schriftsteller mit iranischen Wurzeln. Navid Kermani schreibt über unsere alltäglichen Worte und Gespräche:

Im Restaurant hättest du ebenfalls Anekdoten beizutragen zu dem Gespräch, das gar nicht aufhören will, obwohl nichts gesagt wird, jedenfalls nichts, was für jemanden am Tisch wesentlich wäre. Du hättest auch zwei, drei passende Gedanken, von denen du weißt, dass sie mit den Worten der anderen gut mithalten könnten, weil du sie bereits in anderen Gesprächen erprobt hast. So sind alle anderen Gedanken am Tisch ebenfalls erprobt und niemand sagt etwas, was ihm jetzt wirklich etwas bedeutet … Aber wo seid ihr denn alle, während ihr Worte, Anekdoten, politische Einschätzungen aneinanderreiht, wo seid ihr mit dem Herzen? Ein Gespräch darüber brächte auf einen Schlag alle großen Themen auf den Tisch, … (zit. nach: Andere Zeiten e.V., Mein Fasten-Wegweiser 2025 Wandeln, Hamburg, 2025

 

So sind wir gefangen in den Sprechblasen unserer ewig gleichen Geschichten, unserer Gewohnheiten, unserer Eitelkeiten. Und durch die Gitter des Käfigs der Alltäglichkeit halten wir sehnsüchtig Ausschau nach Wegen, die unseren Fuß herausführen hinein in eine lebendige, belebende Freiheit.  

Welche Worte sind demnach hilfreich?

Bei der Suche nach den richtigen Worten ist vielleicht hilfreich folgende Anekdote:

Eines Tages kam einer seiner Schüler zu Sokrates und war voller Aufregung.
"He, Sokrates, hast du das gehört, was dein Freund getan hat? Das muss ich dir gleich erzählen." "Moment mal", unterbrach ihn der Weise. "hast du das, was du mir sagen willst, durch die drei Siebe gesiebt?" "Drei Siebe?", fragte der andere verwundert.
"Ja, drei Siebe. Lass sehen, ob das, was du mir zu sagen hast, durch die drei Siebe hindurchgeht. Das erste Sieb ist die Wahrheit. Hast du alles, was du mir erzählen willst, geprüft, ob es wahr ist?"
"Nein, ich hörte es irgendwo und ..." " So, so! Aber sicher hast du es mit dem zweiten Sieb geprüft. Es ist das Sieb der Güte. Ist das, was du mir erzählen willst - wenn es schon nicht als wahr erwiesen ist - so doch wenigstens gut?" Zögernd sagte der andere: "Nein, das nicht, im Gegenteil ..."
"Aha!" unterbrach Sokrates. "So lass uns auch das dritte Sieb noch anwenden und lass uns fragen, ob es notwendig ist, mir das zu erzählen, was dich erregt?"
"Notwendig nun gerade nicht ..." "Also", lächelte der Weise, "wenn das, was du mir erzählen willst, weder erwiesenermaßen wahr, noch gut, noch notwendig ist, so lass es begraben sein und belaste dich und mich nicht damit!"

Welche Worte brauchen wir?

Worte, in denen ich einen befreiten Blick auf mich werfen kann. und zulassen kann.

Worte, in denen ich einen befreienden Blick anderer auf mich zulassen kann.

Worte, die über mich hinaus zum anderen führen, frei machen für den anderen.

Worte, die den anderen einladen, sich auf den befreienden Weg zu mir zu machen.

Worte, die mich frei machen für Wege im Alltag und darüber hinaus ermöglichen.

Segenswunsch (nach: Liebe ist nur ein Wort, EG 613, 2):

Freiheit ist nicht nur ein Wort
Freiheit, das sind Worte und Taten
Als Zeichen der Freiheit ist Jesus gestorben
Als Zeichen der Freiheit für diese Welt

Gebet: (aus dem kath. Wochenblatt Nr. 24/2025)

Heiliger Geist, Quelle der Weisheit und Liebe,
erleuchte unsere Herzen und Sinne,
damit wir die göttliche Würde jedes Menschen erkennen und achten.
Hilf uns, Vorurteile abzubauen und Mitgefühl zu entwickeln.
Schenke uns die Kraft,
für die Würde und die Rechte unserer Schwestern und Brüder überall einzustehen.
Führe uns zu einem respektvollen Miteinander,
in dem jeder Mensch als einzigartiges Geschöpf Gottes wertgeschätzt wird. Amen.

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St. Johannis Königsdahlum