Freitags 5nach6 - Diakonie 3

26. September 2025

442 5nach6_26.09.25_Diakonie 3 Stephanus                  Ps 71

Begrüßung

Votum: Wir sind nicht allein. Wir sind verbunden

mit Gott, in dem alles Leben und Sterben gut aufgehoben ist
mit Jesus Christus, der Leben und Liebe zusammengebracht hat
mit dem Heiligen Geist, in dem Gott uns nahe bleibt.

Psalm 71 / Ansprache 

Stephanus (kursiv gesetzte Texte sind aus der Apostelgeschichte, Kap. 6 und 7)

Moderator/in (M): Guten Abend, liebe Hörerinnen und Hörer. Hier ist wieder St. Jokratius - ihr Kirchenfunk im Ambergau mit der Sendereihe „Alte Bekannte - neu entdeckt“. „Alte Bekannte“ trifft es diesmal vielleicht nicht exakt … Heute sind wir nämlich im Gespräch mit Stephanus. Irgendwie schon gehört, nicht wahr? Aber wer war das noch genau und – was hat er uns heute zu sagen. Das klären wir jetzt. Guten Abend, Stephanus!

Stephanus (S): Einen guten Abend auch dir.

M: Neulich hatten wir Aaron, den barmherzigen Samariter zu Gast, eine Figur, die Jesus sich für sein Gleichnis lediglich ausgedacht hat. Trotzdem ist er eine bekannte Figur mit einer beachtlichen Wirkung. Dich hat es wirklich gegeben, aber so bekannt bist du nicht.

S: Ja, namentlich bin ich wohl nicht so bekannt. Aber mein Amt ist es schon, denke ich.

M: Denke ich auch, denn du warst einer der ersten Diakone.

S: Genau.

M: Wie kamst du zu diesem Amt und was war deine Aufgabe.

S: In der Zeit der ersten christlichen Gemeinde in Jerusalem wuchs unsere Gemeinschaft beständig. Lukas hat in seiner Apostelgeschichte die Situation so beschrieben:

Bald wurden in der Gemeinde Klagen laut. Sie kamen von den Griechisch sprechenden Mitgliedern, die aus anderen Ländern zugezogen waren. Die warfen den Hebräisch sprechenden Einheimischen vor, ihre Witwen bei der täglichen Speisung zu übergehen.

M: Ach, ihr hattet damals auch schon ein Problem mit Migranten – oder die Migranten eines mit den einheimischen Gemeindegliedern? Das ist ja interessant!

S: Ja, nicht wahr! Aber – wenn man mal nicht weiterweiß, gründet man `nen Arbeitskreis! Das galt damals schon. Lukas schreibt:

Daraufhin beriefen die Zwölf (Jünger) eine Versammlung aller … ein und sagten: »So geht das nicht! Wir können doch nicht die Verkündigung von Gottes Wort vernachlässigen – und uns stattdessen selbst um die Essensausgabe an den Tischen kümmern.

M: Hm, auch das kommt mir vertraut vor. Manche Wortverkünder sind von der Wichtigkeit ihrer Verkündigungsarbeit so überzeugt, dass sie praktische Aufgaben wie Arbeit an der Tafel oder am Grill des Gemeindefestes – so wäre es u.U. heute – für sich ablehnen.

S: Ja, als ob die praktische Fürsorge für Arme nicht auch eine Form der Verkündigung ist. Im Gleichnis vom Barmherzigen Samariter sagt Jesus ja nicht „Geh hin und verkünde meine Botschaft der Nächstenliebe! Er sagt „Geh hin und tue desgleichen“, also ‚handle wie der Samariter‘“. - Jedenfalls lagerten die zwölf Jünger das Problem aus. Sie sagten:

Brüder und Schwestern, wählt sieben Männer aus. Sie sollen einen guten Ruf haben und vom Geist Gottes und von Weisheit erfüllt sein. Ihnen werden wir diese Aufgabe übertragen. Wir dagegen werden uns ganz dem Gebet und der Verkündigung widmen.«

M: Mir als Frau fallen da gleich zwei Dinge auf! Die Frauen waren also bei der Wahl gleichberechtigt mit den Männern und diese praktische soziale Aufgabe wird Männern übertragen. „Soziales“, praktische Fürsorge – ein Bundeskanzler hat das mal „Gedöns“ genannt – das ist heute überwiegend Sache von uns Frauen!

S (lacht): Vielleicht hat man Frauen damals nicht zugetraut, dass sie von Weisheit und dem Geist Gottes erfüllt sein könnten … Sei’s drum. Jetzt aber weiter:

Der Vorschlag fand die Zustimmung der ganzen Versammlung. Sie wählten Stephanus, … Hinzu kamen Philippus, Prochorus, Nikanor, Timon, Parmenas und Nikolaus, ein Grieche aus Antiochia, …. Diese sieben ließ man vor die Apostel treten. Die beteten für sie und legten ihnen die Hände auf.

M: Oh, da seid ihr doch nicht so unbekannt! Als Vornamen seid ihr mir jedenfalls nicht fremd: Stefan(ie), Philipp(a), Timon, und vor allem Nikolaus! Der stecken ja hinter Nico (le/la), Nick, Niki und Klaus! – Aber Lukas erzählt dann im Wesentlichen nur noch von dir:

Stephanus war ganz erfüllt von der Gnade und Kraft Gottes. So konnte er beim Volk Wunder und große Zeichen vollbringen.

S: Naja, Wunder und große Zeichen … Für manche scheint tätige Nächstenliebe schon ein Wunder zu sein.

M: Und dann schildert Lukas deine Katastrophe – und wie es dazu kam:

Da traten Leute auf, die Stephanus in einen Streit verwickelten. … Stephanus aber redete mit großer Weisheit und in der Kraft, die Gottes Geist ihm gab. Deshalb konnten sie seinen Worten nichts entgegensetzen. Also stifteten sie einige Männer zu der Aussage an: »Wir haben gehört, wie er Mose und Gott gelästert hat.« So hetzten sie das Volk, die Ratsältesten und die Schriftgelehrten gegen ihn auf.

S: Ja, das war wir wirklich übel! Sachliche Diskussion war nicht möglich, Argumente interessierten nicht. Nur Hetze, üble Nachrede …

M: Kommt mir durchaus bekannt vor, obwohl es damals ja noch gar kein Internet gab. Fake News würden wir das heute nennen oder einen shitstorm. 

S: … und nichts davon stimmte! Man schleppte mich vor den jüdischen Rat und wiederholte das Ganze. Da saßen wahre Betonköpfe. Ich wurde dann aber auch deutlich! Lukas hat meine Worte ziemlich zutreffend recherchiert. Ich war ja schon lange tot, als er die Apostelgeschichte geschrieben hat.

Ständig widersetzt ihr euch dem Heiligen Geist – ihr genauso wie damals eure Vorfahren! Gab es jemals einen Propheten, den eure Vorfahren nicht verfolgt haben? Stets haben sie die getötet, die das Kommen des Gerechten vorausgesagt haben …

M: Auch heute werden Menschen verfolgt, die Jesus anhängen und seine Botschaft in Wort und Tat ernst nehmen. Wenn die Kreise der Herrschenden gestört werden durch den Ruf nach konkreter Nächstenliebe, wenn es ums Abgeben und Teilen, um Engagement für Menschen in Not geht, dann heißt es schnell „Kümmert euch um Seelsorge und haltet euch aus der Politik heraus!“ Wenn gefordert wird, die Verhältnisse gerechter zu machen und nicht bloß auf Almosen und Verbinden von Wunden zu setzen, dann ist schnell Schluss! Wenn gefordert wird, Verhältnisse so zu gestalten, dass Armut gar nicht erst auftritt, Wunden gar nicht erst geschlagen werden, dann sind sie schnell bei der Hand mit Verleumdungen, Hetze, Anzeigen …

S: … und Steinen. So ist es ja mir ergangen. Lukas hat das schon richtig beschrieben:

Als die Mitglieder des jüdischen Rats das hörten, gerieten sie außer sich vor Zorn über Stephanus. Vor Wut knirschten sie mit den Zähnen … Sie schrien laut auf und hielten sich die Ohren zu.

M: Das ist das Ende, wenn man taub für einander wird und jede Diskussion durch überschäumende Gefühle unmöglich gemacht wird. Das war ja auch dein persönliches Ende:

Alle miteinander stürzten sie sich auf Stephanus. Sie trieben ihn aus der Stadt hinaus und steinigten ihn.

S: Ja, aber einiges ist geblieben.

M: Klar, dein Vorname ist aktuell.

S: Und ein Eintrag bei Wikipedia. Da heißt es sinngemäß:

Unter Diakonie (altgriechisch für ‚Dienst‘, vgl. diákonos ‚Diener‘) versteht man alle Formen des Dienstes am Menschen in der Kirche.

In theologischer Sicht ist die Diakonie in erster Linie auf der Ebene der Kirchengemeinden verankert. Auf diese Weise ist die Gemeinde aus dem Gottesdienst auch in ihrem Umfeld aktiv anwesend.

M: Mit dir als Diakon hat es angefangen, bis zum Diakonischen Werk mit seinen speziell ausgebildeten Mitarbeitern/innen reicht es heute. Da sind echte Profis am Werk! Ist das nicht ein gutes Gefühl für dich?

S: Ja und nein. Einerseits ist es natürlich toll, wie professionell Menschen in Not heute geholfen werden kann. Andererseits sehe ich die Gefahr, dass die Diakonie sich immer mehr aus der Gemeinde entfernt und spezialisiert. Ich denke, dass in den Gemeinden eine diakonische „Rückbesinnung“ gut wäre. Also, dass jedes Gemeindeglied auf seine Weise ein Art Diakon/in ist.

M: Also mehr diakonische Werke, mehr diakonisches Handeln in der Gemeinde statt eines professionellen Diakonischen Werkes?

S: Nein, nein – das sind zwei Seiten einer Medaille! In der Gemeinde gilt es, Nöte von Menschen wahrzunehmen und – womöglich – im Kleinen zu helfen. Kommt man in der Gemeinde an Grenzen, geht es darum, an die fachkundigen Diakonie-Profis zu verweisen bzw. diese auf notleidende aufmerksam zu machen.

M: Herzlichen Dank Stephanus.

Gebet (Nach: EG 418 Brich mit dem Hungrigen dein Brot)

Gott,

Lass uns den Hunger unserer Mitmenschen

nach Brot und Gerechtigkeit sehen,

auf dass wir teilen und für Gerechtigkeit eintreten.

Lass uns die Sprachlosigkeit der Verstummten hören,

auf dass wir sie ermutigen, wieder ihr Wort zu ergreifen

Lass uns den Schmerz der Traurigen spüren,

auf dass wir etwas finden, was sie tröstet.

Lass uns für die Heimatlosigkeit und Einsamkeit unserer Mitmenschen offen werden,

auf dass sie uns nicht verloren gehen. 

 

Vaterunser / Segen

Und nun segne uns der barmherzige Gott.

Er bewahre uns und die, die uns nahe sind,                              

in seiner Liebe. Amen.

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St. Johannis Königsdahlum